VÖ: 20.11.2015
Label: No Remorse Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Ein beeindruckendes Debut, welches uns die Landstuhler Lord Vigo hier vorsetzen. Dabei besteht dieses Album hauptsächlich aus einem vorab veröffentlichten Demo, welches nun mit zwei neuen Songs via No Remorse Records auch zu Albumehren kommt.
Das Album heißt, genauso wie auch schon das Demo, „Under Carpathian Sun“ und das Album ziert ein Artwork des Underground Künstlers Karmazid. Lord Vigo, der Name ist angelehnt an den Karpatenfürsten des Schreckens, Vivo von Homburg Deutschendorf, den man vielleicht vom Kino-Schinken Ghostbusters 2 her kennt.
Aber die Musik von Lord Vigo ist alles andere als komödiant. Bereits das eröffnende „Vigo Von Homburg Deutschendorf“ verdeutlicht dies. Sakral doomiger Einstieg, etwas sabbath-desker Part
und ein Gesang von Vinz Clorthro, der meist flehend, anbetend und dadurch pathetisch, aber jederzeit äußerst klar rüberkommt. Keine Spur von Fröhlichkeit, nein...umsomehr wird durch monströse Sprechparts, die immer mal wieder eingestreut werden, ein gewisses Horror-Flair erzeugt. Musikalisch wurzeln Lord Vigo im Candlemass, Solitude Aeturnus Doom, bringen ihre Geschichten spannend und sehr kompetent instrumentiert unter's Volk.
Und spannend sind die Songs wirklich. So auch die folgenden „Babylon the Great“ und „Ishtar – Queen of the Night“. Erstes startet mit babylonisch mächtigen Klängen, wieder ertönen die monströsen Horror-Sprechparts und der flehende Refrain gepaart mit Trompetensound-Untermalung wirkt beschwörend, aufwühlend...ja, fast wie der Soundtrack zu Opferritualen. Und wenn's dann mit mystischer Keyboardbegleitung heißt „the devil is the king without a crown“, weiß auch der letzte, in welche Richtung die Huldigungen führen. „Ishtar“ beginnt mit einem Nachrichtensprecher, der Morde in einem britischen Museum und den Einsatz von Scotland Yard vekündet. Der musikalische Einstieg ist trotzdem hier viel melodischer und lockerer als zuvor, was auch an der dezent munteren Orgelbegleitung liegt. Der „Ishtar“-Refrain wird von Vinz heraubeschwörend rausgeschrien und man wartet förmlich auf den Ausbruch der Göttin des Krieges und des sexuellen Begehrens. Dieser Ausbruch folgt auf dem Fuße durch einen gewaltigen Zwischenpart mit galoppierenden Gitarren, viel härteren Drums und einer Menge Orgelsound. Sehr, sehr episch gehalten, das Ganze.
Nach diesem oppulenten Mahl folgt mit „The Arrival“ einer von zwei Songs jenseits der 8-Minuten-Marke. Ihre Vorliebe für erzählerisch wertvolle Einstiege beweisen Lord Vigo auch hier in Form von gespentisch geflüstertem Gerede. Mächtige Bass-Läufe und ab hier immer wieder kehrende Glockenschläge erzeugen Operaltar-Stimmung, lassen Bedrohliches wirken. Ein tolles Gitarrensolo und eine melodische Zwischenpassage nehmen aber etwas von der aufkeimenden Angst. Alles in Allem ist der Song aber einen Tacken zu lang.
„Terror Witchcraft“ lässt im Anschluß dann die Hexen los. Der Song ist etwas eintöniger, gediegener, hat aber seine Momente im Hexengeschwafel zu Beginn, sabbath-mäßigen Gitarrenläufen, sakralen Chören und Orgeln satt. Die Spannung fällt im Vergleich zum zuvor Gehörten ab, passt aber trotzdem hervorragend ins bereitete Lord Vigo-Thema.
Der erste neue Song „The Sirens“ scheint irgendetwas mit Seefahrten zu tun zu haben, wenn man das Meeresrauschen am Anfang hört und manche Textstelle davon spricht. Auch hier wieder ein gespentischer Einstieg mit Glockenschlägen, teilweise etwas dunkleren Vocals als zuvor. Sehr stark fällt hier der Refrain ins Gewicht, welcher hochmelodisch unter die Haut geht. Auch die etwas hardrock-mäßige Gitarrenmelodie zum Schluß versprüht etwas Straightness und Eingängigkeit.
Auch „In Pago Aquilensis (Odium)“, der zweite neue Song, kommt etwas straighter daher, mit oppulentem Gesang, hardrockigen Gitarren und melodischen Aspekten inklusive elegischen Momenten. Zwischendrin wird die Gitarre dann mal etwas fuzziger angehauen, was den Song etwas in eine erweiterte Sludge-Ecke treibt. Mit über 8 Minuten ist auch dieser Song etwas zu lange geraten.
Lord Vigo können gleich zu Beginn ihrer Veröffentlichungsgeschichte in Albumlänge voll punkten.
Die spannenden, auf Doom-Basis aufgebauten, Kompositionen sind allesamt sehr stimmig arrangiert, mit vielen Melodien und abwechslungsreichen Parts. Immer wieder werden Sounds wie Orgel, Glockengeläut, Sprechparts im Horrorstil eingebaut, was die Songs zu wahren Großtaten garniert. Die beiden neuen Songs fallen ein ganz klein wenig zu den Demo-Nummern ab, was darauf schließen lässt, daß man hier eventuell nicht ganz so viel Zeit mehr hatte, sich um's Songwriting zu kümmern.
Egal, Doom-Fans und Leute, die sich musikalisch gerne spannende Geschichten erzählen lassen, sind bei „Under Carpathian Sun“ an der richtigen Adresse. Lord Vigo legen imposant los, kaum auszudenken, wo die Entwicklung diese Band hinführen wird / kann.
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