VÖ: 05.07.2024
Label: Grand Tour Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Long Earth nennt sich eine im Jahr 2016 gegründete Progrock Band aus Glasgow, die mit „An Ordinary Life“ nun bereits ihr drittes Album zur Debatte stellen. Wenn auch erst 2016 ins Leben gerufen, handelt es sich dennoch um langjährig erfahrene Musiker, teilweise auch mit Abel Ganz Verbindungen und in der typisch britischen Progmusik der 80er/90er Jahre verwurzelt. Wenn man sich die Jungs so anhört, kommen einem sofort nostalgische Gedanken an Bands wie eben Abel Ganz, Cyan oder Grey Lady Down. Feines Prog-Futter also für Fans diesen Geschmacks.
Das Album legt gleich mit einem echten Longtrack los. „Fight The Hand That Bleeds You“ sorgt mit über 10 Minuten sofort für heimelige Klänge beginnend mit Orgel/Gitarren-Thema, dem schönen Klargesang von Martin Haggarty, der dem eine Robert Reed nicht unhähnlich klingt, und feinem Synthie-Solo. Ein flotter Midtempo-Progger, mit dramatischem Zwischenpart, elegischen Gitarrenmomenten und mehrstimmigem Refrain am Ende. Verklärt und ruhig startet danach „Morpheus“, eine eher verträumte Nummer mit wunderbarer Gitarrenpassage die zeigt, welch einfühlsamer Gitarrist Renaldo McKim ist. Mehr Piano und balladesker interpretiert formt sich „Life“ durch reichlich positive Vibes zum schön verspielten Progrock-Song.
Intensiver kommt „Sand“ ins Long Earth Getriebe, der Gesang wirkt mehr dramatisch abgehackt und das Gitarrensolo recht hart. Ein Keyboardpart mit gesanglichem Beistand fördert aber erneut typisch britischen (Neo)Prog zu Tage. Zeit für den mit fast elf Minuten zweiten Longtrack des Albums namens „Shadows“. Dieser beginnt erneut ruhig mit Akustik—Gitarre und balladeskem Gesang, plätschert mitunter auch etwas dahin, bevor die Dynamik zunimmt und ein sphärisches Synthie-/Gitarrensolo fesselt. Ein echter Höhepunkt des Albums. Das mit dem verspielten, aber auch wuchtigen „The Arc“ mit stampfendem Refrain weitergeht.
Bass-Gezupfe und atmosphärische Keyboards setzen die Eingangsnoten bei „Moscow“, einer intensiven Nummer mit mehrstimmigen Gesängen, verzerrtem Keyboardsolo und dynamischem Finale. Dieses folgt dann endgültig mit „Empty Shore“ das nochmal eine Mischung aus sphärisch langsam balladesken Momenten und intensiven Melodien, sowie wuchtigen Drums bedeutet.
Long Earth lassen fast schon längst vergessene Prog-Highlights der Marke Cyan, Pallas oder Abel Ganz wieder aufleben, bringen ihre eigenen Noten mit ein und sind sicher für die Fans modernster Progmusik zu nostalgisch. Mir als „Alt-Fan“ gefällt „An Ordinary Life“ allerdings außerordentlich, auch weil wir es bei Long Earth mit äußerst kompetenten Musikern und bei den Songs mit schön ausgearbeiteten Ideen zu tun haben. Feines Album !!
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