VÖ: 19.04.2020
Label: Steel Shark Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
Einen Exotenbonus gibt’s heute meist nicht mehr. Auch nicht, wenn eine Band aus Kolumbien stammt. Leather Witch kommen genau da her und sind als recht junge Truppe mit dem selbstbetitelten Debut ab sofort am Start. Musikalisch orientiert sich der Fünfer ähnlich vieler aufmüpfiger, impulsiv musizierender Bands an der sogenannten New Wave of Traditional Heavy Metal. Der neuen Welle also, die Old School Metall in frischer Art und Weise präsentieren.
Bei Leather Witch ist alles noch ein wenig Hausmannskost. Zum einen ist man das erste Signing eines neuen Labels (Steelshark Records), das Artwork sieht ein bisschen nach Wasserfarben-Kasten aus und der Sound ist recht roh und unverfälscht aufgenommen worden. Aushängeschild der Band ist Sängerin Tania Ospina Gomez, die mit rauher Stimme und gelegentlichen Screams viel Power offenbart und bis hin zur Hysterie intoniert.
Acht Songs verbraten Leather Witch auf knapp über 30 Minuten. Los geht’s mit schnellen Riffs und biestigem Gesang bei „Pull The Trigger“. Bereits hier zeigt sich, daß die Refrains oft gewöhnungsbedürftig wirken und mit etwas punkiger Anmut die angesprochene Hysterie andeuten. Die beiden Gitarristen Jose Uribe und Pablo Meza riffen und rhythmen gutklassig, was sich in einem passablen Gitarrensolo wiederspiegelt.
Auch beim folgenden „Stronger Than Death“, bei dem Bassist Hernan Gonzales eröffnen darf, herrschen gute Riffs und aggressiver Gesang. Die Drums (Juan Hurtado) hämmern hier ungemein, der Sound kommt daher äußerst wuchtig und sehr heavy,erinnert teilweise sogar an die NWOBHM-Legende Raven. Ein starkes Gitarrensolo bildet das I-Tüpfelchen auf diesem beeindruckenden Track.
„Day Of Glory“ findet sich erneut in schnellen Riffs wieder, bietet eher abgehackte Rhythmen an und lässt einen markerschütternden Scream von Tania am Ende auf die Menschheit los. „Murder Ride“ hält's mit Gang Shouts im Background, das obligatorische Gitarrensolo wurde mit Wah-Wah-Effekten aufgebohrt. Etwas langsamer und auf stampfende Art und Weise feuert „No Pain, No Game“ in Richtung wuchtigen Refrain mit intensivem Scream-Gesang. Subjektiv gesehen für mich der beste Song des Albums.
Verbleiben noch drei Songs („Fast Killer“, „Do It For Money“ und „Leather Witch“), bei denen Leather Witch dann doch ein wenig die Ideen ausgehen. Man versucht mit Schnelligkeit und reichlich crazy anmutenden Gitarrenparts und flippig hysterischem Gesang so etwas wie eigene Trademarks aufzubauen. Dabei verlieren sich die Stücke aber mehr und mehr in Belanglosigkeit, auch wenn hier und da ein gutes Solo oder ein schleppender Groove zu gefallen wissen.
Alles in Allem ist Leather Witch ihr Debut bis auf ein paar Abstriche gelungen und man bringt definitiv frisches Blut in die Szene. Den traditionell old-schooligen Sound hat Fredrik Folkare (Unleashed) in Schweden zusammengezimmert und kann sich somit durchaus hören lassen. Zwar sind Leather Witch mit ihrem Erstling sicherlich noch nicht die ganz große Sensation, aber aufbauen können die vier Jungs und die Power-Dame darauf auf jeden Fall.
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