VÖ: 20.10.2022
Label: A Chance For Metal Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8/ 10
Torsten Schramm, bekanntermaßen Gitarrist, Sänger und Mainman von Sober Truth, hat bereits in der Vergangenheit (2012) mit Caliber X eine Zweitband am Start gehabt. Diese war allerdings wenig erfolgreich und nach dem Album „Suburbia“ kam hier nichts mehr, so weit ich weiß. Der Fokus liegt also voll auf Sober Truth. Dennoch hat es sich der gute Torsten jetzt nicht nehmen lassen, mit Leached eine neue Band (es soll kein kurzzeitiges Projekt sein) an den Start zu bringen. Mit dabei auch der Leadgitarrist von SoberTruth, Aaron Vogelsberg, Sic Zone-Kopf und Drummer/Synthie-man PY, sowie Florian Abegg am Bass.
Musikalisch gehen Leached anders als SoberTruth oder Sic Zone mehr in Richtung Gothic, Doom und leichten Spuren von Industrial-Metal. Klar ist aber auch, daß Torsten Schramm, so sehr er sich auch anstrengt, seinen Wiedererkennungswert nicht verstellen kann und dadurch natürlich auch immer so ein Lufthauch Sober Truth mitschwingt. „Free Fall Into Our Doom“ heißt passenderweise das Debut-Album und ist quasi ein Kind der Pandemie, was sich auch auf das Songwriting definitiv ausgewirkt hat. So beginnt das Album mit „River Styx“ standesgemäß düster, wie es einem Fluss der Unterwelt gerecht wird. Auffallend schon beim Opener, daß Leached mehr Wert auf teils wavige Keyboard-/Synth-Begleitung setzen und der Gesang klarer rüberkommt als beispielsweise bei Sober Truth. Torsten kann aber nicht anders, als mit harschen Momenten seinen Aggressionen wie immer freien Lauf zu lassen. Halt hier bei Leached nicht ganz so ausgeprägt.
Das Album lässt dann weiterhin eine gute Mischung aus Darkwave-/Gothic-Metal und kleineren Industrial-Momenten („Indigo Mankind“, „Industrial Self-Enslavement“) folgen. Neben den flächigen Keyboards lässt Aaron Vogelsberg teils unvorhersehbar melodische Gitarrensoli vom Stapel, die den Härtegrad ein wenig zähmen, aber klasse zu den Songs passen. Richtig tanzbar sind die 10 Stücke (glücklicherweise) nicht, obwohl man beispielsweise beim Refrain von „Indigo Mankind“ schon das ein oder andere (Tanz)Bein schwingen lassen kann.
Richtig aus sich raus geht während des gesamten Albums auch Drummer PY. Mit ungeheurer Wucht drischt der Mann auf die Felle, so daß jeder Song über einen ordentlichen Heavy-Punch verfügt. Hier wirkt nichts nachgearbeitet, sondern tight und voluminös auf den Punkt getrommelt. Ebenso wie der Bass, zwar eher hintergründig, aber sehr tiefenlastig den nötig düsteren Anstrich unterstützt.
Die Gattin von Torsten Schramm sollte man mal fragen, was ihr Mann bei dem Song „My Dirty Woman“ ausdrücken will. Petra, wir sind gespannt. Auf jeden Fall ist der Track ein äußerst grooviger Düsterheimer, der irgendwie mit zwinkerndem Auge rüberkommt. Überhaupt ist der Groove auf „Free Fall Into Our Doom“ sehr stark ausgeprägt, was dann doch zur Folge hat, daß man den ein oder anderen Tanz-Move zur Musik auf’s Parkett legt.
Leached sind eine echt gute Alternative zu den (Haupt ?)-Bands der Musiker. Natürlich waviger, gothic-lastiger, aber dennoch auch für die Fans von Sober Truth und Sic Zone sicherlich interessant. Auf jeden Fall wird die Zielgruppe von Schramm und Co. durch Leached erweitert und man darf den Zusammenschluß (Projekt ist’s ja keins) absolut als gelungen bezeichnen. Für Genre-Fans eine absolute Empfehlung.
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