VÖ: 19.01.2024
Label: Pride & Joy Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9/ 10
Das kongeniale Melodic Metal Duo Markus Pfeffer und Carsten „Lizard“ Schulz liegt mit dem dritten Lazarus Dream Album, „Imaginary Life“, in den Startlöchern. Und gleich vorweg, man hat keinen Deut nachgelassen im Vergleich zu den beiden starken Vorgängern „Alive“ und „Lifeline“. War das letzte Werk ein klein wenig experimenteller geraten als das Debut, konzentriert man sich diesmal wieder auf geradlinige Melodic Metal Perlen, ohne dabei die nötige Abwechslung missen zu lassen. Auf dem Drumhocker sitzt diesmal Markus Herzog (Double Crush, Syndrome, Cherie Currie). Auch die bekannten Zutaten im Bezug auf Artwork (Stan W. Decker) und Mastering (Rolf Munkes) hat man beibehalten. Also, hinein ins Vergnügen.
Der Opener „The Sweetest Chaos“ ist dabei noch nicht einmal der überzeugendste Song, nimmt er doch ein bisschen sleazige Melodic Rock Formen an, hat aber dennoch eine feine Duftnote in Form von Hit-Qualitäten zu bieten. Überragend ist wieder einmal der Gesang. Carsten Schulz zählt nach wie vor oder jetzt erst recht zu den allerbesten (Melodic)Rock Sängern im Hier und Jetzt. Da ist es fast schon schade, das Lazarus Dream wieder viel auf mehrstimmige Refrains und Chöre setzen, die dem Können des Vokalisten ein wenig die Entfaltungsmöglichkeiten nehmen.
Markus Pfeffer zeigt an den Six-Strings einmal mehr seine flexible Spielart und sein außergewöhnliches Können. Bei „Vulture’s Cry“ höre zumindest ich einen gehörigen Gary Moore-Einfluss heraus. Nicht zuletzt bei dem längeren Gitarren-Intro. Und als hätte ich es heraufbeschworen, passt auch Carsten die Stimmfärbung etwas der des guten Gary an. Nach dem straighten Smasher „Rebel Again“ fühlt man sich beim Refrain vom Quasi-Titelsong „My Imaginery Life“ durchaus an 70er Glamrock-Großtaten erinnert und hat mit einem Gastauftritt von Vanden Plas-Gitarrist Stephan Lill eine feine Duftnote in Form eines Gitarrensolos zu bieten. Eine Ballade, wenn man so will, gibt’s mit „Beauty Among Ruins“ auch. Diese ist aber eher herzhaft düster geraten, denn melodisch schmalzig.
Mit Wah-Wah-Effekten zaubert Markus einen fulminanten Riff-Sound bei „Disaster Love“ zurecht. Der Track kommt recht hart mit toll melodischem Refrain. „My Prayer“ setzt floydeske Momente im Zusammenspiel mit catchy Riffs und filigranen Soli. Zwar scheint auch immer mal ein bisschen Bon Jovi-Affinität mit durch, wie bei „Drink My Blood“. Aber weit weit von Belanglosigkeit entfernt. Mit dem Abschlußsong „Empire Of Thorns“ haben Lazarus Dream sogar noch einen Schuß Epik im Gepäck, der mit 7 ½ Minuten fast schon als Longtrack durchgeht.
Wer Lazarus Dream bisher nicht kannte, muss das jetzt mit „Imaginary Life“ nachholen. Melodic Metal vom Allerfeinsten, der von der Dynamik her oft die Pretty Maids-Klasse erreicht, und wenn’s noch melodischer wird mindestens gehobene Bon Jovi oder auch wegen Carsten Schulz Evidence One erreicht. Dazu noch ein Schuß Gary Moore und mal Sleaze und Glam hinzugefügt, fertig ist das erste Melodic Highlight des Jahres, das mit Sicherheit auch nachhaltig ganz oben mitspielen wird.
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