VÖ: 24.07.2020
Label: Apollon Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Mir lag bereits 2019 das letzte Album „Sunrise“ der norwegischen Melodic-Progrocker Laughing Stock vor. Nach mehrmaligem Hören geriet es bei mir aber leider in Vergessenheit. Zu ruhig war das Album und blieb somit nicht im Gedächtnis, um es zu rezensieren. Ein Jahr später gibt es schon ein neues Werk des Trios. Auch dieses, „The Island“ betitelt, ist alles andere als ein flippiges, mit harten Klängen aufwartendes Album. Aber die neun neuen Songs sind um Einiges abwechslungsreicher, teilweise düsterer und viel intensiver, wie die des Vorgängers.
Dem neuen Album liegt ein Konzept zugrunde über die Herausforderungen, die ein Erwachsener im täglichen Leben zu bewältigen hat. Kein Wunder, daß hier in der heutigen Zeit mehr Düsternis im Sound von Laughing Stock zum Tragen kommt. Die Musik der Norweger spielt sich irgendwo zwischen 80er Artrock, 70er Prog und Folk ab. Meeresrauschen eröffnet den Titelsong „The Island“. Ruhiger beinahe geflüsterter Gesang der von Gitarrenklängen begleitet wird, beherrscht die Szenerie. Ein unerwarteter Soundausbruch überrascht, bevor die Nummer auklingt, wie sie begonnen hat.
Überhaupt spielt der Gesang, der mal von Jan Mikael Sorensen (bass, drums, guitars, keyboards), mal von Havard Enge (keyboards, flute) und von Jan Erik Kirkevold Nilsen (guitars) übernommen wird, eher eine untergeordnete Rolle. Wenn Gesang begleitet, dann in ruhiger Art und Weise, mit sehr melodischer Stimme und warmen Sounds. Ein Beweis für die „neue“ Düsternis bei Laughing Stock folgt bereits mit der zweiten Nummer „That Face“. Mystische, dunkle Klänge und elegische Gitarre eröffnen, schöne Melodien bis hin zum Bombast betören zum einen, wirken zum anderen reichlich schwer. Mit tiefen Bass-u. Gitarrenlinien unterstreicht man zudem den melancholisch, dunklen Charakter des Konzepts.
Dennoch überwiegen bei Laughing Stock auch bei diesem Album die warmen, hochmelodischen Passagen, die oft von Akustik Gitarre und Keyboards geprägt werden. Das kann mal rein instrumental abgehen („Descension“ oder die Piano-Ballade „Fallen Star“) oder mit ausufernden Instrumental-Passagen, wie bei den längeren Stücken. Das längste, „Vultures, Bats and Reptiles“, ist dann auch schon mal über 10 Minuten lang. Natürlich spielt sich in diesem Song auch das Meiste ab. Spokes Men zu Beginn, Gelächter, ein intensiver Gitarrenpart...melodische Passagen wechseln sich mit 70er Prog-Erinnerungen oder auch leicht psychedelischen Parts ab. Auch die beiden letzten Songs „Who We Are“ und „30 Years“ bringen es auf über 7 Minuten und arbeiten auch mit einigen Breaks, die den Sound von balladesk zu impulsiv und intensiv variieren lassen.
Manches erinnert bei Laughing Stock aufgrund der Gitarrenklänge an alte Pink Floyd, bei Songs mit mehrstimmigen Gesangsmomenten („Canyon Crawlers“) an ältere Genesis und bei „Who We Are“ tatsächlich auch mal an Simon & Garfunkel. Alles gemischt zum eigenen Laughing Stock Sound. Alles in allem ein wunderbares, in der Basis hochmelodisches Album, das mit vielen tollen Momenten begeistert.
„The Island“ legt im Gegensatz zum Vorgängeralbum viel mehr Wert auf musikalische Tiefe, mehr Abwechslung und punktuell den Fokus auf mystisch dunklere Klänge. Das steht den Norwegern sehr gut und sollte meiner Meinung nach die Ausrichtung auch für kommende Alben sein. Ein echt tolles Prog Album, welches wirklich nie langweilt, auch wenn die ganz großen musikalischen Ausbrüche fehlen.
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