LACUNA COIL - Black Anima

Tracklist:

  • Anima Nera
  • Sword Of Anger
  • Reckless
  • Layers Of Time
  • Apocalypse
  • Now Or Never
  • Under The Surface
  • Veneficium
  • The End Is All I Can See
  • Save Me
  • Black Anima

Info:

VÖ:  11.10.2019

Label:  Century Media


Video:

Bewertung:

Autor:  Rainer Kerber

Bewertung:  10 / 10 



Der Pressetext des Labels bezeichnet sie als Superstars. Dafür gibt es durchaus einige Indizien. Weltweit wurden mehr als zwei Millionen Alben verkauft. Die offizielle Facebook-Seite von Lacuna Coil hat über eine Million Likes. Das klingt beachtlich. Aber die Top Metal Bands wie Metallica, Iron Maiden bringen es auf Likes im zweistelligen Millionen-Bereich. Und im Female Fronted Bereich haben die Top-Vertreter (Nightwish, Within Temptation, Epica) zwei bis vier Millionen. OK, solchen Zahlen sagen nicht alles. Trotz allem kann man jedoch sagen, dass die Mailänder zu den bedeutendsten Rock- und Metal-Bands der Gegenwart gehören. Und das schaffen sie, obwohl sie sich nicht dem Mainstream anbiedern.

 

Seit 1994 ist die Band aktiv, zunächst unter dem Namen “Sleep of Right”, später dann als “Ethereal”. Seit dem Einstieg von Cristina Scabbia als zweiter Sängerin (neben Gründungsmitglied Andrea Ferro) nennt sich die Band Lacuna Coil. Neben den beiden Vokalisten ist noch Multiinstrumentalist Marco Coti-Zelati seit den Anfangstagen dabei. Acht Studioalben wurden bisher veröffentlicht, dazu diverse Singles und EP’s sowie ein Live-Album. Nun steht der Nachfolger des 2016er “Delirium” (Weltweit in den Top 50 vieler Charts: DE: 33, UK: 42, US: 33) in den Startlöchern. Hören wir doch mal rein, in “Black Anima”.

 

Das Intro “Anima Nera” soll den Hörer in die die Düsternis des Albums führen. Industrial- und Sphären-Klänge, der ätherische Gesang von Cristina Scabbia und die Piano-Melodie stimmen auf die folgende Dreiviertelstunde ein. Wohl eines der besten Intros, das ich in den letzten Jahren gehört habe. Nach dem Fade-Out des Pianos startet “Sword Of Anger”. Gesangspartner Andrea Ferro schreit seine gesamte angestaute Wut aus sich heraus, unterstützt von knallenden Gitarrenriffs. Dazu gesellen sich düstere Melodien. Andrea nimmt die Growls ein wenig zurück und lässt teilweise sogar seinen Klargesang hören. Und Cristina bildet, wie gewohnt den verletzlich wirken Gegenpart. “Reckless” wurde als zweite Single des Albums veröffentlicht. Gesanglich übernimmt hier Cristina Scabbia das Kommando. Im Refrain wagt sie sich in extrem hohe Tonbereiche, so dass der Gesang irgendwie verrückt klingt. In diese düstere Grundstimmung passt dann auch das kurze, chaotisch wirkende Gitarrensolo.

 

Mit dem Ticken einer großen Uhr beginnt “Layers Of Time”. Bass und Schlagzeug sowie die harten Riffs der Gitarre dominieren diesen Song. Andrea’s harscher Gesang passt sich der rauen Musik an. Und es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Sängerin mit ihrer Stimme in diesem Sound-Gewitter behaupten kann. Einer der besten Songs des Albums ist für mich “Apocalypse”. Obwohl nicht weniger düster sind hier große Melodien zu hören. Gibt es so etwas wie eine Düster-Hymne. Dann sollte man den Begriff für diesen Song erfinden. Das geniale Gitarrensolo ist dann das i-Tüpfelchen auf dieses Highlight.

 

“Now Or Never” scheint dem Soundtrack eines Horror-Films entsprungen zu sein. Dieses hohe Tempo würde bestens zu einer Flucht vor dem Grauen passen. Auch bei “Under The Surface” genehmigen sich Lacuna Coil keine Atempause. Gnadenlos treibt das Schlagzeug voran. Beide Sänger gehen diese hohe Geschwindigkeit aber locker mit. Der von Cristina gesungene melodische Refrain steht im Kontrast zur Härte des Sounds und bietet somit einen kleinen Ruhepunkt. In “Veneficium” singt Cristina auf Latein. Der Sound erinnert an die großen italienischen Opern. Sehr episch. Und sicherlich ein weiterer Höhepunkt des Albums. Bei “The End Is All I Can See” hört man erneut Industrial Klanggebilde. Eine Erinnerung an die Gothic-Anfänge der Band. Cristina überzeugt hier mit wunderbarem Gesang, das Duett mit ihren gesanglichen Konterpart Andrea Ferro ist einfach himmlisch.

 

“Save Me” ist dann ein äußerst melodischer, radiotauglicher Rocksong. Nach einigen gesprochenen Worten leitet die Sängerin mit dem Hilferuf “Rette mich vor mir selbst” den letzten Refrain ein. Der Titelsong “Black Anima” bildet den Abschluss des Albums, eingeleitet mit gruselig klingendem e-Piano. Auch dieser Song würde zum Soundtrack von Horror-Filmen passen. Währen der Vokalisen von Cristina kann man erneut den kraftvollen (Brüll-) Gesang von Andrea Ferro hören.

 

Mit “Black Anima” haben Lacuna Coil das wohl bisher beste Album ihrer langen Karriere aufgenommen. Trotz aller musikalischen Düsternis sind immer wieder positiv klingende Melodien zu hören. Den Wechselgesang “Die Schöne und das Biest” habe ich selten in solch einer Perfektion gehört. Und dazu völlig ohne Pathos. Die Italiener haben hier einen großen Schritt getan, um tatsächlich zu richtig großen Superstars zu werden, zumindest im Heavy Metal.



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