VÖ: 24.01.2025
Label: Frontiers Records s.r.l.
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Sie gehörten ab Mitte der 90er zur Speerspitze der italienischen (symphonic)Progmetal-Szene, zusammen mit Rhapsody (jetzt Rhapsody Of Fire). Dabei waren sie allerdings weniger symphonisch unterwegs, sondern eher dem Prog-Powermetal zugeneigt. Dies zeigte sich erstmals in größerer Breite mit den Alben „No Limits“ (1996) und vor allem mit dem (bis heute) Signature-Werk „Return To Heaven Denied“, einem echten Klassiker italienischer Metalkunst. Nachdem Rhapsody mit ihrem sogenannten Hollywood-Metal durchbrachen, blieben Labyrinth aber leider weit dahinter zurück. Daran änderten auch gutklassige Alben wie „Sons Of Thunder“ oder auch neueres Schaffen wie „Architecture Of A God“ oder „Welcome To The Absurd Circus“ nicht wirklich was. Jetzt gibt’s einen neuen Anlauf mit der aktuellen Scheibe „In The Vanishing Echoes Of Goodbye“ und viel verlernt haben Labyrinth eigentlich nicht.
Das liegt nicht zuletzt auch daran, das die langjährigen bzw. Gründungsmitglieder Roberto Tiranti (vocals), Andrea Cantarelli (guitars) und Olaf Thorsen (guitars) nach wie vor dabei sind und den Sound von Labyrinth quasi weiterspinnen. Den Auftakt macht ein harter Gitarrenpart beim Opener „Welcome Twilight“, dem Keyboard-Wirbel folgen und bei dem der typische Labyrinth-Klargesang von Robero Tiranti sofort ins Gewicht fällt. Eine klassisch flotte Progmetal-Abfahrt mit Backing Chören, starkem Refrain und natürlich frickeligen Gitarren-/Keyboard-Soli. Bombast und Tempiwechsel a'la Evergrey sowie Stakkato Rhythmen, die modern rüberkommen, prägen „Accept The Changes“ bei dem auch ruhigere Passagen und hohe Screams zum guten Ton gehören.
Ruhig beginnt „Out Of Place“ mit balladeskem Gesang, bevor das Stück im Refrain dynamischer wird, dennoch melodisch eingängig bleibt und ein schnelles Gitarrenthema dranhängt. „At The Rainbow’s End“ bleibt dagegen ein wenig eintönig hängen, ein eher verzichtbarer Track. Erwähnenswert sind aber wieder das mit Akustikgitarren durchsetzte und etwas mystische „The Healing“, das mit Keyboarspielerei beginnende und vertrackte Speed-Prog-Teil „Heading For Nowhere“ (hier auch mal mit symphonischen Elementen) und die tolle Abschluß-Nummer „Inhuman Race“. Letzteres beginnt zunächst langsam mit schönen Melodiebögen, mündet dann in etwas schräge Keyboard/Gitarren-Momente, überzeugt dennoch voll und ganz auch wegen des hohen, mitunter mehrstimmigen Gesangs. Eine Piano-Passage und Oh-Oh-Oh-Chöre gibt’s obendrein und das Ende lässt das Album ruhig ausklingen.
Labyrinth haben zwar mit „In The Vanishing Echoes Of Goodbye“ kein Album erschaffen, das dem Meilenstein „Return To Heaven Denied“ ebenbürtig wäre. Dennoch überzeugen die Italiener meiner Meinung nach mehr als Rhapsody Of Fire seit langer Zeit. Die Songs sind einfach nicht so überfrachtet und wirken immer homogen gespielt und eingängig, trotz der ganzen, anspruchsvoll instrumentierten Progmetal-Passagen. Man erkennt sofort, das Labyrinth hier am Werk sind und auch Fans der ersten Stunde dürfen sich gerne an der Band anno 2025 erfreuen. Enttäuscht wird man wirklich nicht.
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