VÖ: 23.09.2016
Label: AFM Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Ich kann mich noch erinnern, als ich die indische Metalband Kryptos bei uns im Ort in der Kultkneipe Gully getroffen habe. Blutjunge und eher schüchterne Jungs, die Metalmafia's Hansy in die Stadt brachte und quasi deren Trip durch Deutschland inklusive Wacken organisierte. Das muß so zu der Zeit gewesen sein, als die Inder ihr zweites Album „The Ark of Gemini“ herausgebracht hatten.
Seit dieser Zeit hat sich enorm viel getan, nicht nur alleine wenn man sich die Bandfotos von heute anschaut. Gestandene Metaller, bei denen hauptsächlich Leder die Mode bestimmt und alleine schon optisch äußerst old school rüberkommen. Die Band kann mittlerweile auf etliche Touren zurückschauen auch in Europa, wo man so namhafte Kapellen wie Death Angel, Destruction der Testament supportete. Sicherlich das Highlight der Karriere war aber die des Opening Acts für Iron Maiden. Können auch nicht so viele von sich behaupten.
Nachdem man 2012 für „The Coils Of Apollyon“ zum Label AFM Records wechselte war ein weiterer Schritt getan, um in der Metal-Welt mehr Beachtung zu finden. Und vier Jahre später legt man jetzt mit „Burn Up The Night“ nach. Ich erinnere mich auch noch, daß damal „The Ark of Gemini“ noch eher vertrackt und beinahe progressiv ausfiel. Nicht ganz so einfach zu konsumieren. Umso erfreulicher, daß Kryptos nun anscheinend ihre Bestimmung restlos gefunden haben und die heißt Old School Heavy Metal mit leichten Thrash Einlagen.
Los geht’s mit „Blackstar Horizon“ und einem fulminanten Gitarrenriff. Die Band agiert dermaßen tight das es eine wahre Pracht ist. Ohne viel technischen Firlefanz brettert die Band geradeaus nach vorne und smasht sich durch klassische Metal Rhythmen. Das große Aushängeschild der Band ist aber ganz klar Sänger Nolan Lewis, der mit äußerst fieser Stimme irgendwo zwischen Dirkschneider und Rock'n Rolf – nur derber – den Songs seinen Stempel aufdrückt. Das kling zwar immer eher etwas nach Sprechgesang, da er sich gar nicht erst die Mühe macht, irgendwelche Höhen und Tiefen zu vermischen, passt aber hervorragend zur Musik, die Kryptos den Leuten um die Ohren ballern.
Und hier gibt’s reichlich vertontes Leder zu bewundern. „Full Throttle“, „The Summoning“....alles qualitativ hochwertige Echtmetall-Produkte, die mit reichlich Punch gesegnet sind. Zudem kommen im Drum-Bereich immer wieder Tom Tom's zum Einsatz, die noch einmal zusätzliche Power demonstrieren. Klar, die Riffs sind in der Regel nicht neu und an alte Helden angelehnt. So schimmern immer mal wieder Accept oder Judas Priest durch oder auch natürlich nahezu unvermeidlich Iron Maiden, wie bei dem schnellen „Waverider“ oder „One Shot To Kill“.
Etwas aus dem Rahmen fällt lediglich „Unto Elysium“, welches das Tempo drosselt, epische Züge annimmt und düster dramatisch auftritt. Trotzdem eine klasse Nummer. „Prepare To Strike“ und der Titelsong „Burn Up The Night“ halten dann wieder, was die Songtitel versprechen. Echten Traditions-Stahl, grandios gespielt, gefühlsecht altbacken produziert, so daß der geneigte NWOBHM bzw. Old School Metaller feuchte Augen bekommen dürfte.
Der Weg von Kryptos zeigt weiter steil nach oben und es würde mich wundern, wenn man sich mit solch einem Qualitäts-Album wie „Burn Up The Night“ nicht auch in Europa endgültig etablieren könnte. Darauf erheben wir das Glas im Gully....vielleicht schreiten ja mal wieder ein paar indische Typen in Lederklamotten durch die Tür. Wer weiß ?
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