VÖ: 12.05.2017
Label: Napalm Records
Autor: MC Lucius
Bewertung: 8,5 / 10
Drei Jahre nach dem letzten Release "High Priestess" legt der kanadische Heavy Rock Vierer Kobra And The Lotus mit "Prevail I" nun den vierten Longplayer vor, welcher als Doppel Album konzipiert ist und innerhalb der nächsten zwölf Monate den zweiten Teil "Prevail II" folgen lassen wird. Der zweite Teil wird elf Titel, einschließlich eines Cover Songs, enthalten.
Die stimmgewaltige Front Amazone Kobra Paige und ihre Mitstreiter Jasio Kulakowski (gts), Brad Kennedy (bs) und Marcus Lee (dr) zeigen sich nach ausgedehnten Konzertreisen an der Seite so großer Acts wie Kamelot, Delain oder Sonata Arctica gereift und voll innerer Stärke und Selbstbewusstsein. Ebenso wie Kobra Paige ihre Stimme mal gefühlvoll, dann wieder druckvoll räudig klingen lässt, agieren auch die Musiker in der Band auf dem jeweils benötigten Level, um den Songs, die von Produzent Jacob Hansen (u.a. Epica, Volbeat) mit der nötigen Raffinesse veredelt wurden, jeweils den entscheidenden Kick in die gewünschte Richtung zu geben. "Light Me Up" oder das bereits als Single veröffentlichte "You Don't Know" haben das Zeug dazu, auch im Radio gespielt zu werden, was ihrer Eingängigkeit geschuldet ist.
Doch Kobra And The Lotus verstehen es auch, ungleich sperrigeres Material vom Schlage "Specimen X (The Mortal Chamber)" unverkrampft und frei von jeglichem unnötigen Ballast zu zelebrieren. Und dann sind da auch leicht mitsingbare Refrains wie in "Manifest Destiny", zu denen Kopfnicken und Fußwippen zwingend vorgeschrieben sind.
Das Ganze garniert mit riffigen Fingerübungen des Saitenhexers, die in Verbindung mit der perfekt harmonierenden Rhythmus Abteilung des Quartetts aus der Provinz Ontario den Groove und den Drive dieses Albums zementiert. Hier zeigt sich, dass die letzten Jahre on the road dem Zusammenspiel der Bande gut getan hat.
In "Check The Phyrg" lässt die Hohepriesterin des metallischen Heavy Rocks ihre Mannen dann mal ohne Gesang von der Leine, was die drei ausgezeichnet zu nutzen wissen. Auch wenn die Formation mit "Hell On Earth" dann auf die Zielgerade einbiegt, ist sie noch im Vollbesitz ihrer Kräfte. Im abschließenden Titelsong "Prevail" erinnert mich Miss Paige gelegentlich an Doro Pesch, nur ein wenig dreckiger. Auch die zehnte Nummer des Albums kennt nur die Richtung "straight ahead", wobei es beim hören der Langrille über die volle Distanz von rund einer dreiviertel Stunde niemals langweilig oder gar einschläfernd wird. Man versteht es, den Spannungsbogen permanent hochzuhalten.
Alle Instrumente klingen so, wie sie klingen sollen, Mix und Mastering wurden gekonnt vorgenommen, so dass das Verhältnis zwischen Stimme und Instrumenten immer auf den Punkt kommt. Wer also die ideale Platte sucht, um sich auf ein erlebnisreiches Wochenende einzustimmen, der greife hier zu. "Prevail I" macht Laune und man freut sich schon jetzt auf den Nachfolger "Prevail II", der nach Angaben der Band 2018 folgen soll.
Wer Kobra And The Lotus live erleben möchte, der hat dazu im Dezember Gelegenheit. Dann begleiten die Kanadier nämlich Beyond The Black auf deren Clubtour, die sie u.a. auch in den Colos Saal führen wird.
Kommentar schreiben