VÖ: 23.03.2018
Label: InsideOut Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Ursprünglich hatte Progrock-Gitarrenheld John Mitchell vor, ein neues Lonely Robot Album aufzunehmen. Aber verschiedentlich wurde ihm gesagt, dafür sei es einfach noch zu früh. Stattdessen regte die Plattenfirma, InsideOut Music, an, ein neues Kino Album herauszubringen. Das erste und bislang letzte Album „Picture“ ist denn nun auch schon wieder 13 Jahre her. Also traf sich Mitchell mit Pete Trewavas anlässlich einer Marillion Show und man beredete das Ganze. Und nun ist es also soweit. Das nächste Kino Album „Radio Voltaire“ ist in trockenen Tüchern.
„Radio Voltaire“ ist kein Konzeptalbum, auch wenn man das anhand der Radiosprecher-Einspielungen hier und da vermuten könnte. Vielmehr bieten Mitchell und Trewavas zusammen mit Drummer Craig Blundell und Gastkeyboarder John Beck ein Stunde lang wunderbare Einzelkompositionen, die ähnlich dem Debut aus einer Mischung aus Neoprog und Qualitätspop beteht. Erstaunlich, daß das Qualitätslevel der Songs so dermaßen hoch ist, hat man doch erst im Herbst 2017 mit Songwriting etc. begonnen.
Daß John Mitchell's Gitarrenspiel eine herausragenden Komponente im Sound der Progband Arena ist, beweisen gerade die ersten zwei Songs „Radio Voltaire“ und „The Dead Club“ die auch diese typischen Gitarrenmelodien enthalten. Auch singt John Mitchell, der generell eine vorzügliche Stimme hat, auf dem neuen Album ähnlich der alle fast gleich klingenden Arena-Sänger. Auch eine gewisse Peter Gabriel und John Wetton Note ist oftmals Bestandteil des immer hochmelodischen Gesangs.
Auf sperrige Songs wie „Losers' Day Parade“ oder „People“ vom Debut hat man diesmal weitestgehend verzichtet. Am ehesten könnte man vielleicht noch „Out Of Time“ als solchen bezeichnen, da man hier vertracktere Rhythmen auffährt. Viel mehr hat man diesmal ruhigere Passagen oder gar reine Balladen im Gepäck, die dem gesamten Album eine gewisse Art von Wärme bringen. Und wie genial und berührend solche Balladen klingen können, wenn solche begnadeten Musiker und Songwriter wie Mitchell und Trewavas zusammentreffen, beweist die Gänsehaut-Nummer „Idlewild“. Einfach ein wunderschöner Song ohne Ecken und Kanten, der direkt ins Herz trifft.
Neben typischen Neoprog-Synthies kommen auch mal hier und da Mellotron oder Orgelklänge zum Tragen. Pianopassagen sind ja eh seit jeher für solche Alben unverzichtbar und somit auch auf „Radio Voltaire“ reichlich vorhanden. Die Songs sind abwechslungsreich, man weiß im Vorfeld nicht unbedingt was passiert, aber wie bereits erwähnt...überfrachtet werden die Kompositionen nie. So ist ein tolles, songorientiertes Progrock-Album entstanden, das homogen und ausgewogen wirkt und harmonisch sowie anspruchsvoll die Geschichten erzählt, die sich John Mitchell für uns ausgedacht hat.
Mit der letzten Nummer „The Silent Fighter Pilot“ hat Mitchell noch ein eigenes Anliegen vertont, was ihm sehr am Herzen lag und somit etwas Besonderes darstellt. Melodramatisch und intensiv nimmt der Meister mit in eine Welt voller Emotionen und Wendungen. Toller Song, der musikalisch ein klein wenig auf dem Rahmen fällt. Ansonsten birgt „Radio Voltaire“ eine Vielzahl an eingängigen wie spannenden Momenten, die dem hochgelobten Vorgänger in nichts nachsteht. Leute, es ist absolut Zeit wieder mal ins (Prog) Kino zu gehen. „Radio Voltaire“ darf man sich als Fan anspruchsvoller Musik nicht entgehen lassen.
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