VÖ: 01.05.2021
Label: Eigenrelease
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 9 / 10
Fast zwei Jahre ist es her, da überraschte mich das Ehepaar Dahs mit ihrer Debüt-EP “Forging The Cataclysm”. Unter dem Namens-Wortspiel Kings Winter starteten die beiden ein Nebenprojekt und wussten mit ihrem klassischen Heavy Metal durchaus zu überzeugen. Die zumeist positiven Kritiken zu dieser EP veranlassten die beiden neues Songmaterial zu komponieren und im Heimstudio aufzunehmen. Diese acht neuen Songs kann man nun auf dem ersten Album der Band “Edge Of Existence” hören. Und es gibt eine Änderung gegenüber der EP. Auf der Mehrzahl der Songs sitzt Marco Vanga (Greydown Fields) hinter der Schießbude. Ansonsten blieb alles beim Alten. Jule Dahls singt und Ehemann Tobias spielt alle Saiteninstrumente und die Keyboards.
Die Spoken Words im Intro “Living Systems” sind ein Zitat aus “Jurassic Park” von Micheal Crichton, gesprochen von Justyn “JC” Roberts, einem Freund der Band: "Living systems are never in equilibrium. They are inherently unstable. They may seem stable, but they’re not. Everything is moving and changing. In a sense, everything is on the edge of collapse.“
Dieses diente auch als Inspiration für Titel und Song-Texte. Der Titelsong “Edge Of Existence” ist dann der erste reguläre Song des Albums. Druckvolle Gitarren, wummernder Double Bass sorgen von Beginn an für einen fetten Sound. Sängerin Jule Dahs muss dagegen ankämpfen, was ihr auch gelingt. Ihre ausdrucksstarke Stimme ist das entscheidende Tüpfelchen auf dem I. Und die Growls scheinen auch tief in ihrer Kehle zu entspringen. Dass Ehegatte Tobias ein hervorragender Gitarrist, kann man bei den Gitarrensoli hören. Bei “Kingdom Of The Blind” stampfen die Gitarren dann alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. Lediglich die Sängerin ist auch hier der Fels in der Brandung. Dafür ist “The Next In Line” eine teils gefühlvolle, teils kraftstrotzende Power-Ballade. Jule gelingt es in ihren kraftvollen Gesang auch eine gewisse Zerbrechlichkeit einfließen zu lassen. Eine gute Basslinie und großartige Gitarrensoli machen diesen Song zu meinem Favoriten.
Ganz ungewohnt startet “The Human Dynasty” mit e-Piano-Klängen, bevor auch hier die Rhythmus-Abteilung zuschlägt. Und wie dieser Midtempo-Rocker begann, so endet er auch, mit dem Piano. Nomen est Omen. Bei “Ghosts In This Machine” hört man zu Beginn das Sirren des Maschinen-Geistes. Aber dann stampft auch hier das Schlagzeug, dazu gibt es druckvolle Riffs zu hören. Für etwas Erholung sorgt dann ein Mittelteil erneut das Piano und melodische, teils akustische Gitarren. “Crusaders Of Today” ist ein moderner Power-Metal Kracher. Erinnert mich ein ganz klein wenig an Doro. Bei “Dangerous Ascendancy” entlockt Tobias seiner Metal-Axt Wahnsinns-Klänge. Ein rhythmischer Midtempo-Stampfer. Bass und Schlagzeug wummern, während Tobias noch einmal ein riesiges Gitarrensolo hinlegt. Ein weiterer Höhepunkt für mich. Der Rausschmeißer “Discard The Ashes” startet mit Keyboards, ist später aber mit hohem Tempo riffgetrieben.
Fazit nach mehrfachem Hören – einfach nur geil. Das ist moderner Power/Heavy Metal auf hohem Niveau. Man mag es gar nicht glauben, dass das Album in Eigenregie produziert wurde. Und das Kings Winter eigentlich (noch) keine richtige Band sind, Mit “Edge Of Existence” wird die Messlatte für andere Metal-Bands sehr hochgelegt. Und ich möchte Sängerin Jule hier noch Abbitte tun. Ich hatte sie mit Doro verglichen. Aber sie ist die perfektere Sängerin, singt hervorragend, während die Metal-Queen doch häufiger schreit.
Original Review bei KEEP ON ROCKING MAGAZIN
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