KENNY WAYNE SHEPHERD - The Traveler

Mittlerweile schon 41 Jahre alt, gehört Kenny Wayne Shepherd bereits seit vielen Jahren zur Speerspitze der Bluesrock-Szene. Der Ami aus Lousiana trat mit „Ledbetter Heights“ 1995 erstmals mit einem Album ins Rampenlicht und hat es bereits auf mehrere Grammy Nominierungen, sowie weitere relevante Musikauszeichnungen gebracht.

Dabei ist Kenny weitaus mehr als einer der vielen Blues-Gitarristen. Vielmehr vermischt er viele Einflüsse von Classic Rock über Soul bis hin zu Country und Folk mit seinen bluesigen Momenten und erschafft dadurch eingängige und zugleich beeindruckende Songs. Daß er mit seinen Tracks gerade den amerikanischen Natives aus der Seele spricht, belegen seine bisherigen Erfolge und Chartplatzierungen in den USA.

Diese steigen von Album zu Album höher und auch das neue „The Traveler“ dürfte sich wieder weit vorne wiederfinden. Denn Kenny Wayne Shepherd hat 8 neue Songs und 2 Coverversionen am Start, die jedem, der auf ehrliche Gitarrenmusik steht, einfach gefallen muß. Das fängt an mit dem bluesigen Groover „Woman Like You“, in dem Shepherd gleich mal ein amtliches Solo vom Stapel lässt und dem auch ein wichtiger Bestandteil des Sounds, nämlich das Orgelspiel von Joe Krown, anhaftet. Auch Bläser erklingen immer wieder, wie beispielsweise beim flotten „Long Time Running“ mit intensivem, mehrstimmigen Refrain und Hard Rock Vibes inklusive recht hartem Gitarrensolo.

Drums und „clapping“ Hands starten die soulige Slow-Blues Nummer „I Want You“, Lagerfeueratmosphäre mit Akustik-Gitarre und Orgel kommt beim mit Country-Vibes gespickten „Tailwind“ auf, mit tollem mehrstimmigen Refrain auch mal etwas an Folk Rock a'la Runrig erinnernd. Das Slide Gitarrensolo ist wieder vom Allerfeinsten. Etwas poppiger, zumindest im Refrain, wird’s bei „Gravity“, dem allerdings ein melancholischer Grundton im Singer-Songwriter Modus zugrunde liegt.

Nach dem etwas düsteren und groovigen, drumgesteuerten „We All Alright“ folgt mit „Take It On Home“ eine Country Ballade auf Basis von runtergestimmten Saiten und Orgelspiel. Hier sei auch mal erwähnt, daß Sänger Noah Hunt einen super Job hinlegt und genau die richtigen Töne für die rockigen, erdigen aber auch ruhigeren Passagen trifft. Das Buffalo Springfield Cover „Mr. Soul“ erinnert vom Rhythmus her frappierend an „Satisfaction“ von den Rolling Stones, liefert aber dennoch mit Bläsern anders ab.

Zum Ende des Albums läst Kenny Wayne Shepherd nochmals etwas mehr Ruhe walten mit der legeren Blues-Nummer „Better With Time“ und schließt die Scheibe mit der zweiten Coverversion „Turn To Stone“ von Joe Walsh in staubiger Street-Rock Manier.

Haftet Kenny Wayne Shepherd immer noch das Image des jungen, wilden Blues-Gitarristen an, so ist dies bei all der Erfahrung, die er besitzt, eigentlich nicht mehr der Fall. Die Songs wandern routiniert und traumwandlerisch sicher gespielt durch die Landschaft und zeigen das weite Spektrum, welches Shepherd mit seinem Gitarrenspiel abdeckt. Jeder einzelne Song überzeugt auf seine Art und „The Traveler“ weist eine Homogenität auf, die vielen vergleichbaren (Blues)Rock-Alben abgeht. Großartiger Musiker, großartige Begleitband, tolles Album !!