VÖ: 30.09.2021
Label: Eigenvertrieb
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Mit instrumentalen Post Rock Bands ist das so eine Sache. Auf der einen Seite präsentieren sich wunderschöne Melodien und Klangwelten, auf der anderen Seite zieht sich das auf Albumlänge zu sehr in Gleichförmigkeit. Es ist halt meist mehr Musik zum Schwelgen und Zurücklehnen, als das immense Spannung aufkommt. Ausnahmebands wie Long Distance Calling oder Tides From Nebula halten dagegen, aber dann muß der Blick auch schon weit schweifen.
Katre sind nun eine weitere Band dieses Genres, kommt aus Berlin und hat sich nach dem arabischen Namen für Tropfen benannt. Schaut man sich die Namen der Bandbesetzung an, so stellt man auch fest, daß die Jungs wohl eher gebürtig aus dem türkischen Raum stammen. So weit, so gut. Mit dem zweiten Album „Behind The Resilience“ hat man sich erneut für ein durchgehendes Konzept entschieden. Diesmal dreht sich alles um Flüchtlinge. Auch ok. Obwohl ich bei rein instrumentalen Bands immer in Frage stelle, wie man so ein Konzept ausdrücken will, wenn doch die Lyrics entsprechend fehlen.
So beginnt das Album mit „So was the Life“ im Aufbau langsam und atmosphärisch düster, liefert mit wummernden Synthies aber einen fast schon majestätischen Sound. Wie nicht anders zu erwarten, wandert die Musik aber bald in ruhige, verklärte Momente mit wunderschönen Klängen. Die Gitarren spielen bei Katre oft eher eine begleitende Rolle. Härtere Anschläge und Soli gibt’s selten, und wenn dann immer in absolut melodischer Art. Stakkato Rhythmen zu Beginn von „The Decision“ lassen kurz aufhorchen, es regieren aber weitestgehend „warme“ Gitarrenmomente und ruhige Atmosphäre.
Oft schweben die Stücke weit über dem Boden. Wie beispielsweise das himmlisch startende „The Route“, das in Folge auch mal mystisch und mit dichteren Gitarrenparts rüberkommt. Oder das zärtlich aufkommende „The Mermaid“, welches auch erst durch die Gegend schwebt, bevor „leichte“ Drums einsetzen und dann ungefähr in der Mitte intensiver und schneller wird. Ein Break beendet das Stück mit Unterwassergeräuschen und Blubbern bis zum Ende.
Rockiger geht’s zu bei „Now on the Continent“, welches zwar auch ruhig startet, aber mit Gitarre und Drums, die beinahe tribal-artig ausfallen, fast schon in instrumentalen Hard Rock mündet. Für die Unterstützung des Konzepts haben Katre hierbei Nachrichten-U. Politikgespräche integriert. Hat man hier eben eventuell „Mutti“ Merkel gehört ? Auch „The Run“ ist für Albumverhältnisse härter. Fast schon metallische Gitarrentöne erlebt man, aber auch die gewohnten schwebenden Parts und verspielt ruhigen Momente.
Am abwechslungsreichsten gestaltet sich „Looking For The Pearls“. Mystischer Beginn mit Akustik-Gitarre und Stimmengewirr führt über zu gezupften Saiten und härterem Anschlag. Ein Break und die Stimmen gefärbt von Akustik Gitarre erscheinen erneut. Zum Ende hin läuft alles auf eine härtere Passage mit symphonischen Backs hinaus. Bleibt zum Abschluß noch das ruhige, aber dennoch gitarrenlastige Titelstück, das wieder reichlich verspielt das Album abschließt.
„Behind The Resilience“ kann man durchaus zu den stimmigeren Post Rock Alben zählen, die versuchen, ohne jeglichen Gesang auszukommen. Zugegebenermaßen greift mich das Konzept aufgrund der fehlenden Lyrics nicht wirklich. Aber für einen ausgeglichenen Abend auf der Couch mit einem guten Glas Spätburgunder taugen Katre allemal. Die Band versucht, mittels ein paar eingestreuter Samples mehr Abwechslung reinzubringen, was leidlich gelingt, aber dennoch sehr gut anzuhören ist. Es gibt Besseres im Bereich rein instrumentaler Musik, aber auch weitaus Schlechteres.
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