VÖ: 29.04.2022
Label: InsideOut Music
Autor: Esther Kessel-Tamerus
Bewertung: 9 / 10
Die schwedische Progressive-Folk-Fusion-Rockband Kaipa hat kürzlich ihr 14. Studioalbum veröffentlicht. Mit „Urskog“ nimmt einen Kaipa mit auf eine Reise durch die Wildnis Schwedens und durch die Jahreszeiten. Hans Lundin hat für dieses Album einige gesampelte Sounds aus den 80ern verwendet. Vielleicht noch wichtiger ist, dass Darby Todd der neue Drummer ist. Er spielte unter anderem mit Devin Townsend und Gary Moore, er kann alles spielen, von Death Metal bis Soft Jazz.
„The Frozen Dead Of The Night“ beginnt mit wunderschönem, intensivem Gesang und leichter klassischer Musik. Es ist düster, man kann den langen kalten Winter fast spüren. Langsam nimmt die Anzahl der Vielfältigkeit in der Musik zu. Am Ende des Winters nehmen das Tempo und die Lautstärke der Musik zu. Dann setzen die Trommeln ein, man hört die Tonhöhenunterschiede der Drums. Während des ersten schönen Instrumentalparts treten unter anderem die Keyboardklänge in den Vordergrund. Die gestaffelten Vocals klingen etwas süßlich, aber das passt zum Frühling. Die Balance zwischen Instrumentalparts und Gesangsparts ist ausgewogen. Besonders in den Instrumentalparts gehen die Drehungen und Wendungen und die verschiedenen Stile schön ineinander über. Der Sound ist klar und das ganze verteilt sich gut über die Kopfhörer. Dieses gut konstruierte Epos fühlt sich an wie eine Rockoper, aber das Ende ist etwas vorhersehbar.
Das instrumentale Intro von „In A World Of Pines“ ist faszinierend, der Wechsel des Leadgesangs überhaupt nicht störend, da die Harmonie erhalten bleibt. Auch hier ist die Aufteilung zwischen Song und Musik in Ordnung. Gleiches gilt für die Aufteilung in ruhigere Musik und Parts mit rockigen Elementen. Dieses zweite Epos endet mit kraftvollem Gesang. Während „Urskog“ führt einen Kaipa tief in das Herz des schwedischen Urwalds. Der Klang der Streicher verleiht dem Titeltrack einen wunderbar geheimnisvollen Start. Danach kommen vor allem das Drumming und die elektrische Seite der Tasten in den Vordergrund. Im schwedischsprachigen Gesang wird die alte Folklore behandelt. Es gibt nicht viel Lyrics, aber es harmoniert mit der Musik. Es gibt viele Abwechslungen in dem ausgedehnten Instrumentalstück. Die Nummer wurde etwas zu früh ausgeblendet.
Das Instrumental „Wilderness Excursion“ ist ein wunderbarer Prog-Song. Regelmäßig wirbelt das Geigenspiel durch „In The Wastelands Of My Mind“. Alles in diesem Lied ist wunderschön gespielt und gesungen, so dass das Ganze eine sommerliche Atmosphäre besitzt. „The Bitter Setting Sun“ hat einen aufregend proggigen Start. Nach einem angenehm ausgedehnten Instrumentalstück gibt es eine coole Wendung zu einem spartanisch gespielten Part. Sofort werden die Vocals hinzugefügt, mal gedoppelt, mal nicht. Es besteht eine hervorragende Balance zwischen hohen und tiefen Tönen. Dieses letzte Stück markiert den Übergang vom Sommer zum Herbst. Das Saxophonspiel ist eine wunderbare Ergänzung. Man bekommt viel geboten, und doch ist es sehr angenehm zuzuhören. Man könnt schon fast vergessen, dass einige Stücke ziemlich komplex sind. Es gibt viele Details, wie schöne, kurze Breaks. Nach einer Portion instrumentalem Prog endet die CD mit leicht süßlich klingenden Vocals.
Diese sechs Tracks sind gut aufgebaut, es gibt unzählige Details, Wendungen und Stilwechsel. Die Instrumente sind sehr gut aufeinander abgestimmt. Auch die Rhythmussektion ist gut abgedeckt. Darby spielt nicht nur sehr gut Schlagzeug, sondern spielt auch seine Becken sehr detailliert. Durch die gute Klangqualität und deren Verteilung über die Kopfhörer kommen alle Ohrwürmer voll zur Geltung. 'Urskog' verdient einen Platz in den Top-Ten-Listen des Jahres 2022.
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