JONAS LINDBERG & THE OTHER SIDE - Miles From Nowhere

Tracklist:

  • Secret Motive Man
  • Little Man
  • Summer Queen
  • Oceans Of Time
  • Astral Journey
  • Why I'm Here
  • Miles From Nowhere

Video:



Info:

VÖ:  18.02.2022

Label: InsideOut Music



Bewertung:

Autor:  Kerbinator

 

Bewertung:  8,5 / 10



Was vor Jahren als musikalisches Schulprojekt begann, hat sich im Laufe der Zeit zu einem „echten“ Bandprojekt mit eigenen Veröffentlichungen entwickelt. Der Bassist, Songwriter und Produzent Jonas Lindberg ist dabei das Zugpferd der Veranstaltung. Zusammen mit vielen Musikern aus seinem Umfeld von damals und etlichen Gästen, die er dazu geholt hat, bringt das nach ihm benannte Ensemble Jonas Lindberg & The Other Side mit „Miles From Nowhere“ nach ein paar EP’s bereits das zweite Vollzeitalbum heraus. Und ein opulentes gleich dazu.

 

Denn auf „Miles From Nowhere“ finden sich gleich drei Longtracks wieder, davon der in fünf Abschnitte eingeteilte Titeltrack mit über 25 Minuten. Jetzt sollte auch klar sein, welche Musik von Jonas Lindberg & The Other Side geboten wird. Nämlich progressiver (Art)Rock mit oftmals cineastischem Ausschlag. Da der etatmäßige Keyboarder Michael Ottosson leider im Jahr 2020 verstorben ist, hat Jonas Lindberg für dieses Album nun auch noch vollständig die Tasteninstrumente übernommen. Und diese spielen auf dem Album ein absolut gewichtige Rolle, was gleichzeitig viele Ausflüge in den 90er Jahre Neoprog bedeutet.

 

Mit „Secret Motive Man“ beginnt das Album mit einem beinahe schon Short-Track (7:20 Minuten). Bereits beim Opener wird die Neoprog Seite der Band deutlich. Melodische Gitarrenriffs (Calle Stalenbring, Nicklas Thelin) und erhabene Keyboardsequenzen sorgen sofort für Flashbacks, als Bands wie Pendragon, IQ und viele mehr ihren musikalischen Zenit erreichten. Der fröhliche wirkende Gesang von Jonas Sundqvist geht gerne auch mal ins Mehrstimmige über und regiert zwischendurch in intensiven Höhen. Stakkato Rhythmen und einzelne Instrumentalpassagen verheißen den nötigen Anspruch.

 

Etwas ruhiger und mit Akustik Gitarre und Gesang beginnend lässt sich bei „Little Man“ eine weitestgehend entspannte Atmosphäre attestieren. Allerdings wird neben den wunderbaren Melodien und dem mehrstimmigen Refrain der Gesang auch mal verzerrt, was eine etwas modernere Pop-Ausrichtung bedeutet. Der erste Longtrack folgt danach mit „Summer Queen“. Hier setzt auch erstmals die weibliche Stimme, Sängerin Jenny Storm, ein. Viele Tempiwechsel und Breaks lassen den Song von ruhig und sphärisch über härtere Gitarrenpassagen und etwas freakigen Gesang wachsen. Nach einem Break erklingt kurz eine Spieluhr und wechselt somit in einen atmosphärisch entspannten Modus, bei dem mit viel Keys/Synthies, Akustik-Gitarre und wunderbaren Melodien bis hin zum Piano-Ende gearbeitet wird.

 

Das nächste lange Stück schließt sich mit „Oceans Of Time“ gleich an. Eine Nummer, die mehr ins Cineastische abdriftet und ein wenig orientalische Vibes mit sich bringt. Symphonische Keyboards und ruhiger Gesang, der im Refrain immer intensiver wird treffen später auf vertrackte Orgel-u. Keyparts inklusive Soli und folkige Spuren, bei denen einem auch mal Flötentöne beigebracht werden. Ein reines Instrumental gibt die Reise bei „Astral Journey“ vor. Auch hier erzeugen die Keys etwaige Flötenatmosphäre und die Basis liegt auf feinem Gitarrenspiel. Der Bruder von Jonas LIndberg, Joel, übernimmt bei „Why I’m Here“ die Gitarre. Der Song erinnert ein wenig an frühe, rockige Toto am Anfang, ändert sich dann in immer krudere Momente, dem auch ein Spokesman obliegt.

 

Bleibt noch das Mammutwerk „Miles From Nowhere“, das nach einem Glockenschlag eher ruhig startet.

Hymnenhafte Keyboards und Gitarren, was allerdings auch mal in Frickeleien ausarten kann, legen den Teppich für einen intensiven und niemals langweiligen Über-Longtrack. Nicht ohne Grund hat der sagenhafte Roine Stolt bei diesem Track die Lead Gitarre übernommen. Der Song beinhaltet dermaßen viele Tempiwechsel und Stimmungsschwankungen, daß man konzentriert bleiben muß, um mitzukommen. Keinesfalls ist das Ganze aber zu sehr überfrachtet und läuft weitestgehend harmonisch ab, mit vielen wunderschönen Gitarren- u. Keyboardthemen. Ein beeindruckendes Werk.

 

 

Jonas Lindberg & The Other Side liefern mit „Miles From Nowhere“ über 75 Minuten feinster Musik ab, ohne sich in zeitraubende Längen zu verfranzen. Jeder einzelne Song bleibt für sich spannend und meist harmonisch, auch die teils sehr langen Stücke. Musikalisch haben wir es mit hervorragenden Instrumentalisten und Sängern/Sängerinnen zu tun, die traumwandlerisch sicher durch die Geschichten führen. Sehr keyboardlastig bewegt man sich oft im Neoprog-Bereich, lässt aber auch viel Raum für andere Interpretationen. Auf jeden Fall ist „Miles From Nowhere“ ein sehr starkes Album für jeden Progfan und sollte doch bitteschön fortgesetzt werden. 



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