VÖ: 24.11.2017
Label: SAOL
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
Ich habe das erste mal von der Stuttgarter Gitarristin Jen Majura gehört, als eine Tour von Rage anstand, die zum Teil aus einem Akustik-Set bestand. Das ist jetzt schon einige Jahre her, aber da Jen damals Bestandteil dieses Sets war, konnte man sich damals schon von ihrem Talent überzeugen. Und äußerst hübsch ist sie zudem. Eine recht explosive Mischung, die zwar bei den Akustik-Nummern nicht ganz so rüberkam, aber dennoch andeutete, was hier auf einen zukommen könnte.
Umso überraschender brachte Sie sich urplötzlich im Line Up der Kult-Fun-Kombo Knorkator ins Gespräch, bevor sie mit Equilibrium und zuletzt Evanesence tourte. Gerade die Zusammenarbeit mit Evanesence hat der Lady nochmals zusätzlichen Schub verliehen und heute ist Jen Majura eine gefragte Person im Rock-Business.
Mit „InZenity“ hat Jen jetzt ihr zweites Solo-Album herausgebracht, welches Sie durch eine äußerst erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne finanziert hat. Artwork, Booklet...alles ist in schwarz/weiß gehalten, ganz so farblos ist die Musik auf „InZENity“ aber nicht. Mit „All The Other Ones“, dem Opener zeigt Jen Majura gleich mal ihre metallische Ader und glänzt mit fulminanten Riffs, die sich auf einem Accept-Album gut machen würden. Zwar ist ihr Gesang etwas dünn , nervt aber auch nicht mit übertriebenem Pathos oder Geträller.
Im Verlaufe des Albums beweist Jen ihre Vielseitigkeit, was allerdings zu Lasten des roten Fadens geht. Aber bei Soloalben von Gitarristen ist dies oft der Fall. Ganz einfach ist es dabei nicht, das Album am Stück zu hören, denn die Dame verbrät viele verschiedene Stilarten in ihren Songs. Da geht’s mal rhythm'n bluesig zu, oft aber auch funkig oder gar jazzig („Bully Lies“). Sehr oft wird mit Effekten, sowohl in der Stimme als auch in den Gitarren-Licks gearbeitet, was aber meiner Meinung gerade den Reiz der unangepassten Kompositionen ausmacht.
Bei „Tobi didn't show up for Breakfast“, einem rein instrumentalen Stück mit teils harten Riffs, ertönen etwaige Bläser-Klänge, dagegen brilliert Jen mit einem wundervollen melodischen Solo. Mit dem Riff-Rocker „Like Chuck Norris“ wird ausserdem....ja....Chuck Norris gehuldigt, der Refrain klingt allerdings sehr modern und mehr nach Guano Apes als Metal.
Musikalisch hat sich Jen Majura zusätzlich Unterstützung geholt. Annihilator's Jeff Waters gibt sich bei „All The Other Ones“ die Ehre (kein Wunder, daß dies fast ein reinrassiger Metal-Track wurde), Alex Skolnick veredelt „Sick Brain“ und sogar ein Nico Schliemann von Glasperlenspiel darf beim Song „Bully Lies“ ran. Desweiteren gibt’s noch Mattias IA Eklundh von Freak Kitchen, Panzerballet's Mastermind Jan Zehrfeld und ein paar mehr zu hören. Alles in allem fallen die Gäste aber nicht weiter ins Gewicht auf „InZENity“.
Jen Majura's zweiter Solo-Streich ist ein interessantes Album geworden, was vielleicht nicht jedem durchgehend gefällt, aber mit viel Abwechslung auftrumpft. Die Qualität des Gitarrenspiels von Jen wird jederzeit deutlich und die Menge an Gastmusikern hätte sie eigentlich gar nicht gebraucht. Ob und wieviel man den einzelnen Kompositionen abgewinnen kann, bleibt jedem selbst überlassen, denn zu unterschiedlich sind sie meist in ihrer Art. Es ist halt ein klassisches Solo-Album, wo man eben das aufnimmt, auf das man gerade Lust hat und sich in keine Konventionen gedrängt fügen muss. Von daher ist „InZENity“ sicherlich ein gutes Album geworden, einen roten Faden sollte man halt nicht erwarten.
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