VÖ: 1983 (original) / 2017 (re-release)
Label: Neat Records (original) / Dissonance (re-release)
Autor: Angel
Bewertung: 9 / 10
Spricht man von Speed Metal, kommt man keinesfalls an Jaguar mit ihrem Album „Power Games“ vorbei. Offiziell rechnet man die Briten aus Bristol zur NWOBHM dazu. Da dieses Debut Album aber 1983 erschien, kratzt es lediglich am Legendenstatus der NWOBHM-Bands. „Power Games“ war wohl schon ein Jahr vorher fertig, wurde vom Kultlabel Neat Records allerdings (wohl aus finanziellen Gründen) erst 1983 veröffentlicht.
Denkt man beim Begriff Speedmetal an Exciter oder Metallica, so liegt das daran, daß diese kurze Zeit später ihre ersten Alben auf den Markt schmissen und viel mehr einschlugen. Zeitpunkt für Jaguar also undenkbar schlecht….wäre das Album mal 1982 erschienen. Trotzdem haben Jaguar nachhaltig Eindruck hinterlassen und sich zumindest mit diesem einen Album auf der legendären Metal-Weltkarte verewigt.
Alles fängt an mit der Holland-Hommage „Dutch Connection“ und diesen Klopfgeräuschen zwischendurch…Kult ! Der Song ist schnell, ähnlich der schnelleren Saxon-Nummern zu „Wheels of Steel“-Zeiten. Sänger Paul Merrell war ein typischer Metal-Shouter der damaligen Zeit. Nicht zu aggressiv, aber dennoch mit Power und Inbrunst intonierend. Auch Gitarrist Gerry Pepperd feuert die Speed-Salven souverän aus seinem Sechs-Saiter. Beeindruckend für eine Band, die vorher lediglich ein Demo herausgebracht hatte.
Es folgen einige weitere Speed-Kracher, die man ruhig in eine Liga mit Raven oder Anvil stellen darf. „Out of Luck“ oder „Prisoner“ zum Beispiel. Auch „Coldheart“ und „Rawdeal“ spiegeln den Spirit von 1983 hervorragend wieder, auch wenn der Sound alles andere als optimal zu bezeichnen ist. Für heutige Verhältnisse klingt das Produkt fast garagen-mäßig und etwas „blechern“. Aber die Songs können was, keine Frage.
Nicht das komplette Album besteht aus schnellen Songs, auch der ein oder andere Midtempo-Track hat’s auf „Power Games“ geschafft. Allen voran die Fuchsjagd-Verdammung „The Fox“, aber auch „Ain’t No Fantasy“. Es ist also ein Album, daß sowohl Speedfreaks, als auch die „normalen“ Metalbrüder und auch NWOBHM-Fetischisten zufriedenstellt. Wenn gleich es mit der New Wave Of British Heavy Metal eigentlich weniger zu tun hat.
Die Neu-Veröffentlichung, wie auch schon die von 1998, bietet noch drei weitere Songs mit „Axe Crazy“, „War Machine“ und „Dirty Tricks“, welche sich sowohl von Ausrichtung als auch Sound nahtlos an die ursprünglichen Tracks anlehen. Zumindest von „War Machine“ ist bekannt, daß der Song bereits auf dem offiziellen Demo war. Wo die anderen beiden Songs herrühren, kann ich nicht sagen. Insgesamt ist „Power Games“ nach wie vor eine lohnenswerte Anschaffung, die im Metal-Regal stehen sollte.
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