VÖ: 27.11.2020
Label: Massacre Records
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8,5 / 10
Jaded Heart wurden 1990 in Duisburg gegründet. Aus dieser Zeit ist lediglich Bassist Michael Müller übriggeblieben. Ansonsten wurde das Lineup immer wieder geändert. Inzwischen ist die Band international aufgestellt, Musiker aus Deutschland, Schweden und Japan musizieren jetzt gemeinsam. Seit nunmehr sechs Jahren ist die Besetzung aber konstant. Davor wurde die Alben teilweise mit Gastmusikern eingespielt. Dreizehn Stück wurden bisher veröffentlicht. Das bis jetzt letzte “Devil’s Gift” (2018) ist irgendwie an mir vorbeigegangen. Aber der Vorgänger “Guilty By Design” hat mich echt beeindruckt. Beim vierzehnten Album “Stand Your Ground” gibt es zwei Premieren. Erstmals haben die Musiker auf den Einsatz von Keyboards verzichtet. Und sie arbeiteten mit einem externen Texter (Johnny Lindberg) zusammen.
Obwohl Jaded Heart auf diesem Album auf Keyboard-Klänge verzichten und somit auf einen härteren Sound hinsteuern, beginnt “Stand Your Ground” mit einem kurzen Intro. Das ist zwar kein Novum, das davor letzte Intro findet man auf dem 2009er “Perfect Insanity” und war noch extrem Keyboard-lastig. Bei “Inception” dominieren aber eindeutig die Gitarren. Und durch den nahtlosen Übergang zum Titelsong “Stand Your Ground” wirkt es eher wie ein Teil von diesem. Das wäre sicherlich auch ein guter Konzert-Auftakt. Vor allem weil “Stand Your Ground” das neue Selbstverständnis der Band zeigt. Die beiden Gitarristen hauen uns die Riffs um die Ohren.
Und angefeuert vom Drumming gehen diese dann ein hohes Tempo. Damit ziehen sie wohl sofort jeden Fan in der Crowd auf ihre Seite. Natürlich passt dazu die raue Stimme von Johan Fahlberg wie die Faust aufs Auge. Nach schnellem Einstieg ist ”One Last Time” häufig im Midtempo-Bereich angesiedelt. Dafür ballern die Musiker bei “Reap What You Sow” oder auch “Hero To Zero” wieder richtig los. Und so geht es munter weiter.
Midtempo-Stampfer (“Kill Your Masters”) wechseln sich ab mit Hochgeschwindigkeits-Metal (“Embrace A Demon”, “Self Destruction”). Dabei legen Jaded Heart aber immer Wert auf ausgefeilte Melodiebögen. Auf “Guilty By Design” hatte ich sie noch vermisst, die Metal-Ballade. Dafür entschädigt jetzt “Stay” umso mehr. Die großartige Hymne “Inside A Hurricane” ist dann zum Schluss noch das Sahnehäubchen auf ein äußerst gelungenes Album.
Das vierzehnte Album dieser internationalen Metal Connection gehört mit Sicherheit zu den besten der dreißigjährigen Geschichte der Band. Abwechslungsreicher und urwüchsiger Heavy Metal. Der Verzicht auf, zumeist weichspülende, Keyboard-Passagen war mit Sicherheit eine sehr gute Entscheidung. Man hört auch deutlich, dass diese Besetzung aufeinander eingespielt ist. Immerhin spielen sie so bereits seit sechs Jahren zusammen. Eine wohltuende Kontinuität. Einziger Wermutstropfen, diese Power werden wir wohl in naher Zukunft nicht live erleben können.
Diese Review ist offiziell erschienen durch Rainer Kerber bei KEEP ON ROCKIN' MAGAZINE
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