VÖ: 10.05.2024
Label: Massacre Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Die Progmetal Band Ivanhoe aus Baden-Württemberg kennt man wohl am ehesten von Ihrer Blütezeit Mitte bis Ende der 90er Jahre, als die Truppe Alben wie „Visions And Reality“, „Symbols Of Time“ und „Polarized“ herausgebracht hat. Und auch das Mitwirken des Brainstorm und Symphorce Sängers Andy B. Franck während dieser Zeit dürfte dem ein oder anderen bekannt sein. So richtig weg war die Band bis heute nie uns hat auch weiterhin immer wieder Platten veröffentlicht. Zuletzt „Blood And Gold“ von 2020. Natürlich ist das aktuelle Line Up ein völlig anderes wie zu Beginn, von damals ist lediglich Basser Gioavanni Soulas übrig. Dennoch scheinen Ivanhoe mit dem neuen Album „Healed By The Sun“ ein wenig zurück in der Zeit zu gehen, gerade was die Eingängigkeit der zwölf neuen Stücke angeht.
Das kurze, an Blade Runner erinnernde Intro „Daybreak“ eröffnet über 50 Minuten feinsten Prog(Power)metals, der immer noch in der oberen Liga mitspielt. Das eigentliche Album beginnt wuchtig und mit flotten sowie Stakkato-Rhythmen beim Titeltrack „Healed By The Sun“. Der klare, hohe Gesang des aktuellen Vokalisten Alexander Koch (Scenes, Spiral Tower) zeugt von Klasse, was auch dem starken Refrain zugute kommt. Ein amtliches Gitarrensolo (Chris Lorey) kommt zwar progmetallisch frickelig, aber auch äußerst melodisch. Sirenen und ein Sprecher am Anfang von „Headnut“ zeigen, das Ivanhoe durchaus was mitteilen wollen. Die Lyrics behandeln die Verantwortung des eigenen Handelns, Drogenmissbrauch oder Kirchenskandale, um nur einige zu nennen. Schnelle Drums, pumpender Bass, die düstere Ausrichtung und der Refrain erinnern ein wenig an Nevermore. Sicherlich nicht die schlechteste Referenz.
Sehr abwechslungsreich gestaltet sich das komplette Album. Langsam elegische Gitarrenklänge, balladesker Gesang der in bombastischen Refrain mündet, erleben wir bei „Small Path Home“, das von einem kurzen Akustik-Gitarren-Intermezzo, „Goodbye“, eingeleitet wird. Abgehackte Rhythmen, fette Riffs und ordentlich Punch sorgen beim schnellen und straighten „One Ticket To Paradise“ für Progmetal Glücksgefühle. Auch „War Of Ages“ beginnt fulminant mit wuchtigen Drums und offenbart einen traumhaft schönen Refrain.
Zum Halleluja rufen Ivanhoe kurz bei „10C“ auf, bevor der Song mit stampfenden Rhythmen, Flüstergesang sowie düster sphärischen Zwischenrufen in zerfahrenen Klängen zerfliesst. Symphonisch wird's auch mal bei "Broken Illusions“, einer im Prinzip melodischen Powermetal-Nummer mit Prog Vibes und eingestreutem ruhigen Part. Gleich zwei Bonus Tracks haben Ivanhoe der Platte spendiert. Komischerweise mittendrin als Song Nummer acht setzt „Picture In My Mind“ auf Piano, elegische Gitarre und einen schönen, schwebenden Refrain mit viel Melancholie. Das abschließende „Awaiting Judgement Day“, ein re-recording des Songs des 1989er Demos „Written In Stone“, lässt eher geradlinigen Rock mit Keyboards ertönen.
„Healed By The Sun“ ist ein wirklich starkes und abwechslungsreiches Album in der Schnittmenge von Progmetal und anspruchsvollem Powermetal geworden, das es nie mit Sperrigkeit übertreibt, aber dennoch den Hörern gewisse Zuhörqualitäten abfordert. Auch das Coverartwork (Michael Krebes) ist wieder ein wunderschönes geworden und der Sound (Mix-Mastering: Andy Horn) vom Feinsten. Eine wunderbare Scheibe.
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