VÖ: 30.09.2022
Label: Anesthetize Productions
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Eric Bouillette, Clive Nolan und Laura Piazzai haben vor geraumer Zeit die Band/das Projekt Imaginaerium gegründet. Ziel war es, das Leben von Cosimo und Contessina De’Medici in einem Konzeptalbum bzw. einer Art Progrock-Oper zu vertonen. „The Rise Of Medici“ heißt das endgültige Produkt und wartet mit einer Vielzahl von Gastmusikern auf. Doch das Album hat nun leider eine tragische Wendung genommen, denn Eric Bouillette ist vor kurzer Zeit leider verstorben. So weit ich informiert bin an einem Krebsleiden, an dem er schon länger litt und bei dem Schlimmes zu befürchten war. Somit sei an dieser Stelle auch unser aufrichtigstes Beileid an alle Angehörigen, allen voran Anne-Claire, genannt.
„The Rise Of Medici“ ist nur Teil des Vermächtnisses des Eric Bouillette, denn er hat als Musiklehrer, als Teil von Nine Skies, Solace Supplice und vielen mehr zur Erhellung der Progszene über Jahre beigetragen. Auch in diesem Bereich ein absolut schrecklicher Verlust. Auf diesem Album veredelt Eric nochmals mit seiner zauberhaften Gitarre die meist symphonisch gestalteten Einzelsongs, die als großes Ganzes zu besagtem Konzeptalbum werden.
Mit Glockenschlägen und leicht unheimlichen Klängen beginnt „Festina Lente“ bevor Laura Piazzai mit engelsgleichem Gesang einsteigt. Sakrale Chöre im Background zeichnen ein erstes Bild über die musikalische Ausrichtung des Albums. Viel Symphonic Progrock natürlich, bei dem die Tastenkünste eines Clive Nolan nicht zu kurz kommen dürfen. Allerdings arbeitet er hier mehr mit den Arrangements des Symphonischen als mit beispielsweise Neoprog-Keyboardsoli en masse. Viel ruhige Momente die teils mit Chören unterlegt sind wie beispielsweise bei „Never Close Your Eyes“ oder bei mit Spinett-Klängen bewegten Songs wie „Fall From Grace“ oder dem immer intensiver werdenden „Glass Throne“ lassen die nötige Dramatik nicht vermissen und wechseln sich immer wieder mit flotteren Passagen ab.
Zu den Highlights neben den Songs mit den Frauen Laura Piazzai und Elena Vladyuk am Mirko zählen sicherlich „Will I Never Return“, bei dem Alan Sears (Twelfth Night) den Gesang übernimmt. Gnadenlos gut und es zeigt sich, wie sehr man diese Band vermisst. Eine symphonisch flotte Abfahrt mit intensivem und emotionalem Gesang. Auch die komplexeren, an Theatralik nicht armen Stücke wie dem mit einer Oboe beginnenden „Treachery“ bei dem Clive Nolan im Duett und im Wechsel mit weiblichen Vocals intoniert und dramatische Noten mit Violine, Harfe und Synthies erzeugt werden, sowie ein fantastisches Gitarrensolo das musikalische Schauspiel beendet, verbleiben grandios.
Es sind so viele Stimmungen und Wendungen, die man während „The Rise Of Medici“ erlebt, bis der ruhig beginnende Abschlußtrack „Legacy“ mit Akustik-Gitarre, schnelleren Passagen und wieder ruhigeren Momenten zum Ende hin das Konzept soundgewaltig abrundet. Als Bonus Album gibt’s dann noch alternative Versionen einzelner Songs. Einige davon lassen verstärkt die Harfe erklingen (Isabella Cambini), andere mehr Gitarrenklänge zu. Auch drei Interviews (mit Laura, Clive und Eric) hat man noch spendiert.
„The Rise Of Medici“ ist ein gut auskomponiertes Konzeptwerk in der Tradition progressiver Rock-Opern mit viel symphonischem Beiwerk und verschiedenen Sängern die unterschiedliche Charaktere darstellen. Das Album wird nicht mit Bombast überladen, sondern stimmungsvoll die Historie des Hauses Medici erklingen lassen. Dazu zählen eben uralte Instrumente wie Spinett oder Harfe, die einen in die damalige Zeit eintauchen lassen. Eric Bouillette würde sich mit Sicherheit freuen, wenn dieses Album positiven Anklang finden würde und die Anerkennung erfährt, die dieses tolle Konzeptwerk verdient.
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