VÖ: 26.03.2021
Label: Pavement Entertainment
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Warum die Amis Images Of Eden nicht schon längst größer sind als bisher, kann man schlecht nachvollziehen. Die Band um Sänger und Rhythmusgitarrist Gordon Tittsworth ist schon seit über 20 Jahren im Geschäft, hat bisher vier Alben rausgebracht und ist nicht zuletzt seit dem letzen Dreher „Soulrise“ von 2018 die ultimative Antwort auf Queensryche, Fates Warning und ähnlich geartetete Bands. Das liegt unter anderem natürlich auch daran, daß die Stimme von Gordon der des Geoff Tate immens ähnelt. Für alle, die das neuere Schaffen von Tate als halbgar oder gar schlecht einstufen, sind Images Of Eden geradezu Heilsbringer.
„Angel Born“ heißt das fünfte Album, wurde erneut von Bill Metoyer produziert, und steht dem Vorgänger in nichts, aber auch gar nichts nach. 12 genial geschriebene Songs, von hervorragenden Musikern umgesetzt, setzen erneut ein Lichtzeichen im (amerikanischen)Progmetal. Dafür sorgt auch der neue Gitarrist Victor Morell, der sich hinter den Größen der Szene keinesfalls zu verstecken braucht. Gleich der Opener „Autumn Is Burning“ liefert ein echtes Highlight mit top Riff, groovigen und schleppenden Rhythmen und dem starken Gesang von Gordon Tittsworth. Auch ein Spoken Words Part und verzerrte Vocals zwischendurch erinnern nicht gerade wenig an Queensryche.
Beim Titelsong kommen erstmals die Keyboards von Dean Harris mehr zur Geltung. Abgehacktere Rhythmen und der melodich mehrstimmige Refrain stehen sich gegenüber und setzen die Duftmarke für anspruchsvollen Progmetal. Auch „My Promise“ klingt dem ähnlich, allerdings mit härteren Riffs und intensiverem Gesang durchsetzt. Das mit wunderschönen Melodien auftrumpfende „Where Dreams Begin“ lässt anfänglichen Stakkato Riffs atmosphärische Keyboards folgen. Über allem donnern Drummer Steve Dorssom und Basser Eric Mulvaine einen druckvollen Klangteppich zurecht, der höchsten Ansprüchen genügt.
Das semi-balladeske „If“, welches mit Akustik-Gitarre beginnt, im Verlauf mal härter wird und mit tollen Keys im Background glänzt, erinnert erneut sehr an Queensryche der „Empire“-Phase. Düsterer, aggressiver und mit Samples durchsetzt greift „Killing God“ an. Gordon's Gesang kommt ungleich rauher und härter, mitunter auch wieder leicht verzerrt. Ein Progmetal Abriss, bevor sich Images Of Eden an eine Coverversion wagen. Denn mitten im Album ertönt plötzlich eine härtere Version von Triumph's „Fight The Good Fight“. Chapeau, kann man da nur sagen. Denn nicht viele wagen sich an Songs der kanadischen Hard Rock Legende heran. Gut gemacht und mit hohen Screams garniert, kann man dieser Version hier durchaus was abgewinnen.
Das folgende „War Room“ mit moderneren Gitarren, klingt leider ein wenig zu gleichförmig und stellt für mich den Schwachpunkt des Albums dar. Dafür lässt „Serenity Reign“ mittels Akustik-Gitarre, Streichern, elegischen Klängen und intensiven Momenten die Gänsehaut wachsen. In solchen Momenten erinnern mich Images Of Eden ein bisschen an die deutsche Prog-Institution Everon, die vom Songaufbau her ähnliches geboten hat. Mit Gitarre/Keyboard-Duellen nimmt „Animation In A Still World“ auch begünstigt durch harte Progmetal-Riffs wieder Fahrt auf. Spokes-Men erzählen uns dabei die dazugehörige Geschichte.
Dem moderneren und dunkleren „Marigold Sun“, welches vor allem mit atmosphärischen Keyboards und Pianobegleitung punktet, lassen Images Of Eden zum Abschlup mit „In Memory Of Me“ den über 11-minütigen Longtrack des Albums folgen. Und dieser bietet alles, was das Progmetal-Herz begehrt. Epische Gitarren, mal schleppender, mal schneller. Dazu ein frickeliges Gitarrensolo, hervorragendes Keyboardintermezzo und mehrstimmige Gesänge. Alles steigert sich bis hin zum Break, das den Song in ruhiges Gewässer leitet inklusive Gezwitscher, Flüstergesang, Piano und Akustik Gitarre. Ein Stück, das „Angel Born“ mit viel Atmosphäre ausklingen lässt.
Liegt's daran, daß man eine Band mit diesem Namen und den vielleicht etwas kitschigen Artworks vorschnell aburteilt und sich die dazugehörige Musik wenn überhaupt nur oberflächlich anhört ? Anders kann ich es mir nicht erklären, warum Gordon Tittsworth mit Images Of Eden nicht schon längst auf einer anderen Stufe stehen. Klar, die Nähe zu Queensryche, manchmal Fates Warning und auch anderen Progmetal Bands ist transparent ersichtlich, aber alles ist dermaßen hervorragend gespielt und ideenreich umgesetzt, daß dies keine Rolle spielen dürfte. „Angel Born“ sollte keinesfalls unter dem Radar fliegen und Images Of Eden endlich die Honorationen einfahren, die sie verdienen. Es gibt einfach nichts Schlechtes, was Gordon Tittsworth anpackt.
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