VÖ: 16.06.2017
Label: Century Media
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Man kann über Iced Earth sagen was man will, über manche Einstellungen eines Jon Schaffer geteilter Meinung sein, aber Songs schreiben können sie, die Amis. Das war von Anfang an so und ist auch heute noch so. Zwar gab's in der Diskographie von Iced
Earth durchaus auch mal den ein oder anderen Hänger, aber so richtig schlechte Alben haben sie noch nie abgeliefert. Und erst recht nicht, seit Stu Block von Into Eternity zu Iced Earth
kam, der mittlerweile sein drittes Album für die Band eingesungen hat.
Das neue Album nennt sich „Incorruptible“ und markiert den mittlerweile zwölften Longplayer der Band. Und auch dieser Dreher reiht sich nahtlos in die Riege der guten bis sehr guten Alben von Iced Earth ein. So großartig viel Neues gibt es gar nicht zu hören, das Songwriting ähnelt immer wieder Songs von vorherigen Alben oder natürlich auch den Klassikern, aber Stil ist halt mal Stil und der ist seit Jahrzehnten ein Qualitätsmerkmal. So beginnt das Album auch mit so einer typischen, flotten Iced Earth-Nummer. „Great Heathen Army“ beginnt mit Chören, baut sich dramatisch auf, wird von einem schweren Riff gesteuert und geht dann in bekannter Art und Weise ab. Stu Block macht bei diesem Song vielleicht ein bisschen zu sehr auf Alt-Sänger Matt Barlow. Wenn man möchte, könnte man als Kritikpunkt anführen, daß der gute Stu doch das ein oder andere Mal versucht, in Barlow's Fußstapfen zu treten. Könnte aber auch sein, daß dieser Gesangsstil einfach von Mainman Jon Schaffer eingefordert wird. Sei's drum, Stu Block besitzt dennoch genügend Eigenständigkeit um die Alben gesanglich zu veredeln.
„Black Flag“ lässt dann die „Melacholy“-Freunde höher jauchzen. Langsamer, mystischer Einstieg, melodische Riffs und Midtempo-Metal vom Feinsten. Dem Klassiker nicht unähnlich, aber mit einem etwas langweiligen Refrain aufwartend. Die akustische, balladeske Seite der Band tritt danach bei „Raven Wing“ zum ersten Mal zu Tage. Eigentlich eine Ballade, die aber wie so oft härter wird und durch ein melodisches Break wieder gebremst wird. Auch so eine typische Iced Earth-Sache. Ähnlich verhält es sich mit „The Veil“.
Bei „Seven Headed Whore“ kann Stu Block dann mal so richtig zeigen, was er drauf hat. Bei diesem schnellen Speed-Track mit geschrubbten Gitarrenleads knallt der Gesang richtig biestig und Stu krönt das Ganze mit amtlichen high pitched Screams. Mit zum besten des Albums gehört „The Relic (Part 1)“. Ein Midtempo Song mit tollen Gitarrenparts, einem Gesang in bester David DeFeis (Virgin Steele)-Manier und nach einem Break mit Flötentönen gesegnet. Was für ein Brett.
Die außergewöhnlichste Nummer ist sicherlich „Ghost Dance (Awaken The Ancestors)“. Tribal Drums am Anfang gibt der Schaffer ein Potpourri genialer Gitarrenklänge. Erst harte Taka-Taka-Riffs, dann galoppierende Rhythmen und zuletzt wunderschöne Gitarrenläufe. Der Song ist im Prinzip ein Instrumental mit gelegentlichen schamanistischen Rufen zwischendurch. Da ist es gut, daß man danach mit zwei Midtempostampfern („Brothers“ und „Defiance“) den Headbanger in sich rauslassen kann. Denn zum Abschluß gibt’s als Höhepunkt den geschichtsträchtigen 9 ½ Minüter „Clear The Way (December 13 th, 1862)“. Natürlich auch so ein Trademark von Iced Earth, denkt man nur an „Gettysburg“ vom „Glorious Burden“ Album. Der Longtrack beginnt gewohnt langsam und artet alsbald in ein Riffgewitter aus. Stu's Vocals treiben permanent an und zeigen erneut, welch genialer Metal-Shouter er ist. Witzigerweise zeigen die Gitarrenparts einen Hang zur Fröhlichkeit. Irgendwie lustige, bekannte Melodien werden von Jon Schaffer zu einer Einheit verschweisst. Das geht bishin zu einem Break, bei welchem Pipes und Schlachtenrufe den Song um drei Gänge runterschalten. Zum Ende nimmt der Song dann nochmals Fahrt auf und Gangshouts sorgen für die nötige Härte. Trotz der Länge ein songwriterisches Meisterwerk.
Mit „Incorruptible“ beweisen Iced Earth, daß sie quasi unbestechlich sind in ihrem Sound. Die Trademarks sitzen erneut, man variiert Altes nur um geringe Abstecher, schafft es aber immer wieder, daraus neue, spannende Songs zu entwerfen. Stu Block gibt mal den Barlow, dann bringt er seine eigenen Vocal Lines ein.....immer noch ein echter Gewinn für die Band. In dieser Form dürfen Iced Earth ruhig noch lange weitermachen.
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