VÖ: 15.05.2020
Label: Century Media Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Die Schweden Horisont haben sich über die Jahre zu einem der interessantesten Classic-/Hardrock Acts entwickelt. Nach anfänglich harschem Hardrock (die Band wurde 2006 gegründet) wurden die Kompositionen immer besser, komplexer und nicht mehr so einfach zu konsumieren. Der Einfallsreichtum führte über SciFi-Themen bei „Odyssey“ und „About Time“, was jetzt aber einer gewissen lyrischen Melancholie drei Jahre später beim neuen „Sudden Death“ gewichen ist. Denn hier verarbeitet die Band und persönlich Sänger Axel den plötzlichen Tod des besten Freunden, was vielleicht auch die diesmal längere Alben-Abstinenz begründet.
Natürlich sind Horisont immer noch tief in den 70er Jahren verwurzelt. Der Opener „Revolution“ zieht dabei schon einige Register, startet mit Piano und Chorgesang und liefert feinste Melodien. Teils singt Axel via Kopfstimme, also recht hoch. Generell ist sein Gesang ein echtes Ausrufezeichen. Es wird in Folge immer wieder mit Breaks gearbeitet, wie hier mit Orgel und Gitarre, sowie einem mit Wah-Wah Effekten durchsetzten Solo am Ende.
Generell ist der Sound von Horisont sehr positiv ausgerichtet, klingt lebensfroh und zitiert immer mal wieder Größen der 70er/80er Jahre wie Thin Lizzy („Free Riding“), alte Magnum („Sail On“, „Hold On“) oder gar den Classic Rock eines Alan Parsons („Standing Here“), mit leichten Americana Einflüssen. Tasteninstrumente spielen eine wichtige Rolle bei Horisont. Meist in Piano- oder Orgelpassagen begründet, aber wie bei „Breaking The Chain“ auch mal im poppigen Synthiebereich mit spacigen Keys, die – oha- schon mal an A Flock Of Seagulls erinnern.
Witzigerweise wird aber im Line Up kein Keyboarder/Tastenmann genannt.
Das neue Album ist eine echte Wundertüte. Horisont verarbeiten immens viele Einflüsse, immer auf Basis oldschooligen Hardrocks. Beschwingte Rhythmen mit Beatles Vibes („Graa Dagar“) wechseln sich ab mit flottem Hardrock der folkigen Art („Runaway“). Am deutlichsten zeigt sich dies aber bei „Into The Night“. Flott und rockig beginnend überraschen Horisont mit Bläsereinsätzen und augenzwinkernd mit einer Keyboard-Melodie, die stark an Bon Jovi's „Runaway“ erinnert. Auch hier schwingt man mit einem Break mit bis hin zum druckvollen Schluß.
Zum Ende haben sich Horisont noch etwas ganz Besonderes aufgehoben. Das über 8 Minuten lange „Archaeopteryx In Flight“ ist fast schon purer Prog. Keys, Gitarren, die beinahe Flower Power Feeling verströmen, sowie hinreißend melodisch atmosphärische Parts verheißen Anspruch und Komplexität. Abgerundet durch ein elegisches Gitarrensolo ist das die wohl bisher ungewöhnlichste Nummer im Horisont-Kosmos.
Die Schweden manifestieren mit „Sudden Death“ ihren Anspruch auf den Classic Rock/Hard Rock Thron. Klar, da gibt es mittlerweile viele „Konkurrenten“. Aber Horisont spielen mit ihrer Artenvielfalt fast schon in einer eigenen Liga. Was sich aber im ersten Moment vielleicht als überfrachtet darstellt, funktioniert in Wirklichkeit super und hält den Hörer von vorne bis hinten bei Laune. Das neue Album ist das mit Abstand abwechslungsreichste der Band und in meinen Ohren auch das beste bisher. Wer die Band noch nicht kennt, sollte sie spätestens jetzt entdecken.
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