VÖ: 28.03.2019
Label: Painted Bass Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 6 / 10
Hitherside sind eine amerikanisch/belgische Kooperation bestehend aus der amerikanischen Sängerin Jennifer Summer und dem Multi-Instrumentalisten Sam Oerlemans. Mitte der 10er-Jahre gegründet kann man hier von einem Studioprojekt sprechen, allerdings streuen Hitherside dennoch den ein oder anderen Live-Gig ein. Musikalisch sprechen Hitherside als Stil von Melodic Metal. Wenn man sich allerdings die Einflüsse anschaut (Sevendust, Karnivool, Foo Fighters, Halestorm) ist auch viel moderner Kram dabei. 2015 hat man bereits ein selbstbetiteltes Debutalbum herausgebracht, mit „Blue Lotus“ folgt nun das zweite.
Jennifer Summer wirkt auf Promofotos wie eine typische Powerfrau. Diese will sie gesanglich auch verkörpern. Das gelingt recht gut, denn die Stimme ist ziemlich voluminös, wenn auch nicht unbedingt überragend. Woran es bei Hitherside allerdings meiner Ansicht nach hapert, ist das Songwriting. Denn auch wenn alles handwerklich ordentlich gemacht ist, fehlt es einfach am gewissen Etwas in den Songs. So startet „Unsanctify Me“ mit modernen Gitarrenriffs, der Song klingt wie standardisierter Modern Metal mit Frauengesang. Diverse Prog-Lines und ein ganz gutes Gitarrensolo sind in der Summe aber zu wenig.
Grooviger wird’s bei „Lovely Day To Kill“, wobei die Nummer im Midtempo verbleibt. Tiefer gestimmte Saiten erklingen dagegen bei „My Prediction“, wo man eventuell einer coolen Bass/Drums Passage und dem erneut guten Gitarrensolo etwas abgewinnen mag. Hitherside wollen Abwechslung, das merkt man beim Titelsong. Ebenfalls auf moderner Riffbasis, kann der melodisch melancholische Refrain überzeugen. Balladeske Momente und ein atmosphärisches Solo schieben den Track noch am ehesten in Richtung Prog.
Im Prinzip hat man somit allerdings bereits mehr oder weniger alles gesagt, die restlichen Songs nehmen lediglich das bisher Gehörte auf und lassen wenig Spielraum für Aha-Effekte. Da gibt’s mal straighte, recht funkige Rhythmen bei „Knock 'em on Back“, oder luftigere Töne mit elegischer Gitarre bei „Insignificant Other“. Alles passabel gespielt, ohne die wirklich nötigen Hooklines.
Hitherside vermischen progressiv melodische Anleihen mit modernen Elemente, legen den weiblichen (Power)Gesang von Jennifer Summer darüber und erzeugen dabei oft düster wirkende musikalische Pfade, die mitunter auch durchaus sperrig auftreten. „Blue Lotus“ kann sich dabei aber zu keiner Zeit mit Alben von beispielsweise Karnivool oder auch Porcupine Tree messen, denn dafür fehlt es einfach an den zündenden Ideen, die einen bei Laune halten. Bleibt also ein ordentliches, etwas zusammengewürfelt wirkendes Album, daß die Zielgruppe sicher mal antesten darf. Die ganz große Nummer ist Hitherside mit „Blue Lotus“ aber nicht gelungen.
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