VÖ: 11.12.2015
Label: 7Hard
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Das Meer – unendliche Weiten. Stoff für zahllose Legenden, Piratengeschichten und Seemannsgarn.
Das Meer – Mittelpunkt des Schaffens der Wilhelmshavener Formation Hellhead, die soeben ihren zweiten Longplayer herausgebracht hat. Schon der Albumtitel „Niemals Zurück“ beinhaltet das Los, welches jeder noch so erfahrene Seemann ziehen kann. Sehnsucht nach der Ferne und gleichzeitig Sehnsucht nach Zuhause.
Musikalisch hat sich bei den vier Jungs nicht arg viel verändert, was auch gut ist. Nach wie vor präsentiert man eine Mischung aus purem Rock, Metal und Punk. Wobei der Punkanteil bei den kürzeren Songs wie „Sucker“ oder „Hardpunk“ klar höher angesiedelt ist.
Unverkennbar ist der Gesang von Mattes, der immer etwas schnodderig, aber unheimlich sympathisch rüberkommt. Man erkennt sofort am Gesang, daß man es mit Hellhead zu tun hat.
Aber die Band hat sich auch durchaus neue Nuancen einfallen lassen. So ist ein metal-lastiger Song wie „Monster“ aufgrund der Riffs und den Soundeinspielungen wie Frauengeschrei etc. eher für Hellhead-Verhältnisse ungewöhnlich. Klasse, daß man sich an verschiedenen Sounds versucht und trotzdem unverkennbar den Hellhead – Charme behält.
...und dieser Charme ist wirklich sehr ausgeprägt. Die Nähe zur Nordsee und somit zu Meer, Strand, rauher Luft und frischer Brise ist zu jeder Zeit spürbar, fernab von jeglichen norddeutschen Volksliedern oder Hitfabrikanten. Das Piratenskelett auf dem Albumcover spiegelt sich auch teilweise in den Texten wieder. „Schwarzer Rabe“ ist so ein Song, der doch recht makaber wirkt aber dadurch das rauhe Piratendasein aufnimmt.
Hellhead gehen außerdem lyrisch auch auf zeitkritische Themen ein, wie beispielsweise „Guantanamo Express“ beweist. Die Refrains, wie bei diesem Song, legen immer den Grundstein für die gewisse Nähe zum Punk. Trotzdem bleibt die Band immer positiv gestimmt und wenn, wie im Eröffnungsstück „Frühling“, vom nahenden Sommer voller Vorfreude erzählt wird, überträgt sich diese positive Stimmung sofort auf den Hörer. Ein Verdienst, den man Hellhead nicht hoch genug anrechnen kann, in heutigen Zeiten, die von Trübsal und Klagen geprägt sind.
„Das Meer“, ein Song ähnlich der Single „Boom Boom“ vom Vorgängeralbum, wurde ebenfalls für ein Video ausgesucht, welches natürlich Meer-nahe gedreht wurde. Einen treffenderen Songtitel konnte man dafür auch nicht wählen.
Was mich ein bisschen vor ein Rätsel stellt, ist der letze Song „Denkmal – Männer vom Meer“. Mit Begleitung von Akkustikgitarre werden hier von verschiedenen Sprechern Namen vorgestellt, was dem Ganzen eine melancholische Grundstimmung verleiht. Was ich nicht weiß ist, um welche Personen es sich hier handelt. Ich würde vermuten, entsprechend dem Songtitel, daß es sich hier um Seemänner-/Frauen dreht, die das Meer nicht mehr zurückgebracht hat. Auf jeden Fall erzeugt dieser Anfangspart des Songs eine meterdicke Gänsehaut und spricht für die bereits angesprochenen neuen Ideen, die sich Hellhead haben einfallen lassen.
Fakt ist, daß Mattes, Fuxx, Phil und Ralle ihren eingeschlagenen Weg weiter gehen, sich kontnuierlich in musikalischer Qualität und Songwriting verbessert haben. So klingen die metallischeren Gitarrenparts beispielsweise richtig fett und ein Song wie „Monster“ erweitert das Spektrum der Band, ohne ihren ursprünglichen Charme zu verlassen.
Der Sound, welcher erneut von Jörg Uken in den Soundlodge Studios zusammengezimmert wurde, ist im Vergleich zum Erstling an manchen Stellschrauben verbessert worden. Viel mußte man hier aber nicht ändern, war der Sound auf dem Debut ja schon sehr gut.
Hellhead haben ihren Aktionsradius, was Liveaktivitäten betrifft, nicht erhöht (siehe das Review vom Debut). Sie bleiben nahe dem Meer und scheinen zufrieden zu sein ihre Geschichten dem friesischen Publikum vor Ort näher zu bringen. Dabei birgt „Niemals zurück“ Qualitäten, die man auch weit in der Ferne zu schätzen wissen könnte.
Ein Album....friesisch herb und doch vollmundig im Geschmack. Wie das Land...so Hellhead !!
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