VÖ: 14.09.2018
Label: Record Union
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
Melodic Death Metal in der Schnittmenge von In Flames, Amorphis und Edge Of Sanity ? Oh, davon sind die Italiener Hell's Guardian aber meiner Ansicht nach meilenweit entfernt. Vielmehr spielen die Jungs eher symphonischen Powermetal mit Growls. Nicht alles, was Growl-Gesang an Bord hat, bedeutet gleichzeitig eine Form von Death Metal. Meine Meinung, aber egal. Auf jeden Fall haben Hell's Guardian nun ihr zweites Album mit dem Titel „As Above So Below“ (gab es hier nicht auch mal ein gleichnamiges Album von Angel Witch ?) herausgebracht. Und musikalisch kann die Band aus der Lombardei durchaus was.
Daß etwas symphonisch Episches auf einen zukommen könnte, verheißt schon das reichlich cineastische Intro „Over The Line“. Und „Crystal Door“ liefert dann auch gleich mit symphonischem Beginn und Growls von Cesare die eingangs erwähnten Trademarks. Gitarrist Freddy, an den Saiten ebenfalls von Cesare unterstützt, geht durchaus virtuos, aber auch songdienlich zu Werke. Daß man es hier nicht mit Dudeleien übertreibt, darf man der Band anerkennend anrechnen. Im Refrain liefert man mehrstimmige Shout-Chöre, ein weiteres Erkennungsmerkmal, daß man in den folgenden Songs immer wieder findet.
Duchaus schnell feuert der Titelsong aus den Boxen. Hier hat man es zusammen mit „I Rise Up“ am nahesten mit Melodeath zu tun und erinnert ein wenig an Insomnium, ohne allerdings deren Intensität zu erreichen. Auch im Soli-Bereich agiert Freddy kompetent und souverän. Abwechselnder Cleangesang unterstreicht den epischen Anspruch des italienisch symphonischen Powermetal-Einflusses. Immer sehr eingängig gehalten, wie „Blood Must Have Blood“ nachhaltig beweist.
Bei „My Guide My Hunger“ haben sich Hell's Guardian adäquate weibliche Unterstützung in Person von Adrienne Cowan geholt, die mit den amerikanischen Seven Spires beispielsweise im Jahr 2017 das tolle Album „Solveig“ eingesungen hat. Der Song an sich besitzt seine ruhigen Momente, aber auch bombastische Passagen, wirkt dadurch allerdings auch etwas klischeehaft.
Ansonsten wechseln Hell's Guardian von schnell und breitwandig („Lake Of Blood“) zu symphonisch, melodisch („90 Days“ inklusive sakralen Chören und piano-unterstütztem Gitarrensolo). Alles fein gespielt und authentisch, teils typisch italienisch rübergebracht.
„As Above So Below“ ist also ein Album, welche sich Fans von Epica, den bereits erwähnten Seven Spires und Symphonic Metal im Generellen auf den Zettel schreiben dürfen. Freunde von (zumindest alten) In Flames, Amorphis und weiteren deftigeren Melodeath Truppen sollten aber doch eher mit Vorsicht an die Sache rangehen. Zu erwähnen sei noch das durchaus gelungene Artwork (Gustavo Sazes), welches etwaige Mystik suggeriert, sowie die sehr gute Arbeit von Visions Of Atlantis und Temperance Sänger Michele Guaitoli, der das Album amtlich gemischt und gemastered hat. Hell's Guardian sind nicht schlechter als die vergleichbaren Protagonisten musikalischer Art, heben sich allerdings auch nicht sonderlich ab.
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