VÖ: 17.12.2021
Label: WormHoleDeath Records
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 / 10
Symphonic Metal Bands schießen immer noch wie Pilze aus dem Boden. Obwohl dieses Genre inzwischen den Zenit überschritten hat. Große Namen der Vergangenheit sind inzwischen, zumindest musikalisch, nur noch ein Schatten ihrer selbst. Viele Bands früherer Jahre haben sich aufgelöst. So versuchen nun die jungen Wilden in die Fußstapfen ihrer großen Vorbilder zu treten, als Wachablösung quasi. Das gelingt mal besser und mal schlechter.
Mit Hel’s Throne stellt sich jetzt eine weitere, deutsche Band vor, aus Jessen (Sachsen-Anhalt). Gegründet 2018, starteten die Musiker, wie auch viele andere, als Cover-Band. Sie begannen aber bald, auch eigene Songs zu schreiben. Das Debüt „Ravens Flight“ erschien bereits im Juli diesen Jahres. In den Texten wenden sie sich der nordischen Mythologie, insbesondere der Hölle (Hel / Helheim) zu. Nach den ersten positiven Reaktionen konnte die Band einen Deal mit dem italienischen Label WormHoleDeath an Land ziehen. Und liefert nun ein weltweites Re-Release ab.
Hel’s Throne halten sich nicht lange mit der Vorrede auf und gehen bei „Mistress of Eternity“ sofort in die Vollen. Erfreulich zu hören, dass Sängerin Bekka eine kraftvolle und ausdrucksstarke Stimme ihr Eigen nennt. Weit ab vom 0815 – Einheitsbrei, den man ansonsten häufig in diesem Genre hört. Und hoch lebe die Double Bass. Vor allem wenn diese hier nicht Mittel zum Zweck ist, sondern äußerst akzentuiert, songdienlich eingesetzt wird. Das gilt auch für die Growls des neuesten festen Bandmitglieds Litzer. Der Titelsong „Ravens Flight“ ist zugleich auch der Höhepunkt des Albums. Ein äußerst abwechslungsreicher Song. Hier gibt es eigentlich alles, was das Herz eines Symphonic Metal Fans höher schlagen lässt. Gehauchte Worte der Sängerin, balladesk wirkende Piano Klänge, harte Riffs, schöne Melodien, ausgefeilte Gitarrensoli und natürlich erneut die treibende Double Bass. Dazu hat die Band auch ein aufwändig produziertes Video veröffentlicht.
Beim Midtempo-Rocker „Ghost Of Yesterday“ sind zu Beginn Spieluhrklänge (?) zu hören. Später unterlegen die Synthies den Song mit einem Streicher-Teppich. Apropos Synthies / Keyboards. Diese werden nicht übermäßig strapaziert, sondern werden zumeist als dezente Begleitung eingesetzt („Tears in the Ocean“, „Born Again“). Im Vordergrund stehen stets die Melodien, gepaart mit metallischer Härte. Sehr gut gefällt mir auch der Rausschmeißer „Faded“. Nach hartem Einstieg wirkt Bekka’s Stimme stellenweise zerbrechlich. Der Refrain ist sehr hymnisch. Man erkennt die Elektro-Pop-Schmonzette von Alan Walker (im Original gesungen von der Norwegerin Iselin Solheim) fast nicht wieder. Ein Musterbeispiel, wie man einen Pop-Welthit ins Metal Universum hieven kann.
Sicherlich, Hel’s Throne erfinden den Symphonic Metal nicht neu. Das ist heutzutage auch wohl kaum noch möglich. Aber sie haben sich aufgemacht eine Lücke in diesem Genre zu schließen. Das Potential dafür haben die Musiker. Aber bis es so weit ist, wird wohl noch viel Wasser der Schwarzen Elster in die nicht weit entfernte Elbe fließen
Review auch zu lesen beim KEEP ON ROCKING MAGAZIN
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