VÖ: 26.04.2019
Label: Frontiers Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Die AOR Band Hardline wurde 1991 von den Brüdern Johnny und Joey Gioeli gegründet. Das Debut Album „Double Eclipse“ avancierte sofort zu einem Charterfolg. Zum einen sicherlich wegen der starken Songs, zum anderen, weil mit Neil Schon und Deen Castronovo auch zwei Journey-Mitglieder zum Line Up gehörten. Jetzt, 28 Jahre und vier Studioalben später, ist nur noch Sänger Joey Gioeli übrig geblieben. Das hält allerdings nicht davon ab, mit „Life“ ein neues, sehr gutes Melodic Rock Album abzuliefern.
12 Songs feinsten, straighten AOR's beinhaltet „Life“, natürlich geprägt von der fantastischen Stimme von Johnny Gioeli, der ja auch seit langer Zeit Frontmann von Axel Rudi Pell ist. Nicht verwunderlich, daß einige Tracks dadurch auch ein gewisses Maß an ARP Feeling beinhaltet. Eine Hauptband prägt halt immer an manchen Stellen. Dennoch sprechen wir bei Hardline von einer eigenständigen Band, die keinen Vergleich zu den besten AOR Bands scheuen braucht.
Mittlerweile als Haupt-Komponist fungiert auch Alessandro Del Vecchio, Keyboarder und Tausendsassa in vielen Bands und Projekten wie beispielsweise Revolution Saints, Sunstorm, Resurrection Kings, Jorn oder zuletzt auch bei Johnny Gioeli's letztem Soloalbum „One Voice“.
Außerdem an Bord: Anna Portalupi (bass), Mario Percudani (guitars) und Marco Di Salvia (drums).
Bereits der Opener „Place To Come Home“ gibt die Richtung vor. Flotte Abgeh-Nummer mit starkem Refrain und gutem Gitarrensolo. Einfache Vorgabe, aber perfekte Umsetzung, herausragend intoniert von Gioeli. Die „Oh-Oh-Oh“-Chöre bei „Take A Chance“ und auch bei „Helio's Sun“ mögen dem ein oder anderen vielleicht zu harmonisch vorkommen, doch die sleazige Ausrichtung beim ersten und der Street Credibility inklusive Rocker-Image mit Orgel beim zweiten Song heben Hardline von nichtssagenden Melodic Bands ab.
Meist bleiben die Songs straight am Ball, gehen schnell ins Ohr und bedienen auch mal mit diversen Hooklines die Bon Jovi Fraktion („Chameleon“). Etwas zu schmalzig ist meines Erachtens die einzige wirkliche Ballade des Albums („This Love“) geraten, wobei Piano und eine gute Gitarrenmelodie dennoch überzeugen. Interessant sicherlich auch der Abschlußsong „My Friend“, der etwas Country-melancholisch an Leute wie John Denver erinnert.
Die Finger gelassen hätte ich allerdings von der Queen-Coverversion „Who Wants To Live Forever“. Klar, kann Johnny Gioeli einem solchen Song seinen Stempel aufdrücken. Aber, er ist kein Freddy Mercury und Mario Percudani kein Brian May. Manche Songs sollte man prinzipiell nicht covern. Und von Queen generell sowie keinen. Nun gut, Schwamm drüber und abhaken.
Trotz kleiner Schwächen ist „Life“ also ein hervorragendes AOR/Melodic Rock Album, was keinen Fan der alten Hardline Platten und Fans dieser Musikrichtung generell enttäuschen wird. Dafür sind Sänger und Begleitmannschaft einfach zu kompetent und auch wenn die Songs recht einfach gestrickt sind...sie machen total Spaß. Und auch der Pell-Fan kann gerne beide Ohren riskieren. Starkes Teil !!