HAKEN - Vector

Tracklist:

  • Clear
  • The Good Doctor
  • Puzzle Box
  • Veil
  • Nil By Mouth
  • Host
  • A Cell Divides

Info:

VÖ: 26.10.2018

Label:  InsideOut Music

Video:

Bewertung:

 Autor:  Kerbinator

Bewertung: 8,5/ 10 Punkte


Die britischen Progger Haken kehren mit ihrem mittlerweile fünften Album zurück, um die Freunde sperriger, unkonventioneller Progressive Rock Musik mit neuem Stoff zu versorgen. Die Band spricht von ihrem „metallischsten“ Album bisher und ja, die Gitarren-Riffs sind diesmal an manchen Stellen härter geraten, als man es von Haken bisher kannte. Da die meisten Bandmitglieder mittlerweile weit auseinander wohnen (Mexiko, Indiana, Großbrittanien) nutzten Haken die neuen Technologien der Datenübertragung, um die Songs „zusammenzusetzen“. Dennoch klingt „Vector“ nicht einfach nur wahllos gestrickt, sondern trotz aller Widerhaken, in sich geschlossen.

 

Das neue Album basiert auf einem „offenen“ Konzept, über einen Arzt, der sich mehr als nur beruflich für seine Patienten interessiert. Hier spielten gedanklich u. a. Filme wie „Einer flog über's Kuckucksnest“, „Shinig“ oder auch „Clockwork Orange“ eine Rolle. Die Interpretation überlassen Haken, wie meist, dem Hörer selbst.

 

Musikalisch legen Haken erneut ein Schwergewicht vor, daß den Bogen von äußerst sperrig bis ergreifend melodisch spielerisch leicht spannt, so daß dem Hörer ob der vielen Drehungen und Wendungen nicht viel anderes übrig bleibt, als bis zum Ende durchzuhalten. Für Fans leichter und eingängiger Musik sind Haken nicht die richtigen Ansprechpartner.

 

Cineastisch leitet das Intro „Clear“ mit etwas düsteren, mollartigen aber dennoch gänsehautartigen Klängen das Album ein. Da findet man beim Opener „The Good Doctor“ aufgrund des tollen Refrains vielleicht noch am ehesten Eingängigkeit, obwohl der ein oder andere gegenläufige Akkord schon hier auf das Kommende vorbereitet. Ross Jennings singt wie immer über jeden Zweifel erhaben mit seiner klaren, beruhigenden Stimme, die wie geschaffen ist, den Faktor Melodie in der Musik mitzubetonen.

 

„Puzzle Box“ geht dann in seiner Vertracktheit und computerbasierten Art und Weise in die modernen Vollen. Hier stehen sich ein erneut genialer Refrain mit Spielhallen-mäßigen, elektronischen Klängen gegenüber, die den Song leicht futuristisch wirken lassen. Aber wie erwähnt, schaffen es Haken immer einem solchen Track einen Songaufbau zu spendieren, der spannend bleibt und mit melodischen Breaks und Schlenkern Gefühle erzeugt. Das ist Anspruch auf höchstem Niveau und nur wenige Bands verstehen die Verschmelzung von Melodie und Kakophonie so wie Haken.

 

Wie komplex die Musik von Haken sein kann, erfährt man natürlich in einem Longtrack. Mit über 12 Minuten heißt dieser diesmal „Veil“ und bringt neben tollen Gesangs-u. Gitarren-Linien auch mal Bläser-Töne mit ein und brilliert mit unzähligen Breaks, die dennoch in sich stimmig und nachvollziehbar wirken. Das folgende, rein instrumentale „Nil By Mouth“ haut einem dagegen die komplette Komplexität und Zerrissenheit vor den Latz, die man in knapp 7 Minuten verknüpfen kann. Beeindruckende Kniffe und Drehungen, die den Hörer entweder vor den Kopf stoßen oder wahlweise verzücken.

 

Nach so viel (modern) progressiver Schaffenskunst, die dem Hörer viel abverlangt hat, ist es nötig mit „Host“ ruhigere Töne anzustimmen und dem Album die eingängigste und einschmeichelndste Nummer zu geben. Man beruhigt sich innerlich und lässt quasi das Album gedanklich ausklingen. Aber es folgt zum Abschluß ja noch ein Song. „A Cell Divides“ kehrt zurück zu jazzigen, komplexen Attributen, bleibt dabei aber irgendwie im Nirgendwo stecken und rauscht unauffällig an einem vorbei. Für mich der uninspirierteste Track auf „Vector“.

 

Im Prinzip wurde das Album von der Band selbst aufgenommen, produkionstechnisch fügte allerdings Adam „Nolly“ Getgood, früherer Bassist von Periphery und bereits mit Arbeiten von Devin Townsend, Sikh und Periphery Alben bekannt, das Gefüge zusammen und hat zudem einen Sound erschaffen, der jede Nuance glasklar hervorhebt und für Prog-Werke hervorragend passt. So muß es klingen, wenn man Klangwelten beeindruckend umsetzen will und geniale musikalische Fähigkeiten mit Tönen aus der Konserve verschmelzt. Für das Albumartwork haben Haken ein sogenanntes Tintenklecks-Cover in Auftrag gegeben. Auch hierbei lassen es die Briten offen, was der Konsument hineininterpretieren will. Einen eigentlichen Hintergrund hat dieses „Werk“ aber nicht.

 

„Vector“ ist unwiderruflich ein Haken Album. Komplexitäten und Disharmonien treffen auf Schönheit und Reinheit der Klänge. Gänsehaut Momente treffen auf überfallartige Sounds, so daß das Hören wie immer herausfordert, aber nicht überfordert. Haken schaffen es fast wie keine ander Band, diese Gegensätze zu verknüpfen und zum großen Ganzen aufzubauen. Diesmal mit etwas härterer Gangart, die auch mal im Berich des Progmetal wildert. Geniale, großartige Prog-Kunst !!




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