VÖ: 19.10.2018
Label: Republic / Universal
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
In aller Munde sind seit geraumer Zeit die Amis Greta Van Fleet. Diverse Grammy Nominierungen, Auftritte unter anderem bei Rock am Ring und Rock im Park, Verwendung des Songmaterials zu Commercial Zwecken und Top Einstiege in die US amerikanischen und deutschen Chartlisten des Debut Albums „Anthem Of The Peaceful Army“ sind nur einige der beachtenswerten Umstände, welche die 2012 von den Brüdern Joshua, Jacob und Samuel Kiszka gegründete Band aus Frankenmuth / Michigan zur Zeit auszeichnen. Der Legende nach hat sich die Band nach einer anderen Künstlerin aus dem gleichen Ort namens Gretna Van Fleet benannt, die den Jungs erlaubte den Bandnamen in abgewandelter Form zu verwenden. Soviel zum Werdegang.
Der Hype um die Band ist für uns Grund genug, das Debut Album ebenfalls zu beleuchten. Hauptsächlich spricht man von Vergleichen zu Led Zeppelin, was den Sound der Band angeht. Und ja, der Gesang von Joshua Kiszka ähnelt dem des jungen Robert Plant schon. Aber nicht nur. Stellenweise besitzt die Stimme auch eine gewisse Ähnlichkeit zu Geddy Lee (Rush) während derer Anfangstage, als der Gesang noch etwas „kreischiger“ war. Musikalisch hat man dagegen mit Rush überhaupt nichts zu tun. Aber auch nicht unbedingt mit Led Zeppelin. Natürlich ist das, was Greta Van Fleet hier bringen, Classic Rock mit Blues, Soul und teilweise sogar Folk-/Country Elementen, der seine Wurzeln in den 70ern hat und somit auch Led Zeppelin tangiert. Dennoch finde ich es weit hergeholt, die Band als bloße Kopie abzutun. Denn das würde auch den Led Zep's nicht gerecht.
Wohltuend ist es, daß man neben den vielen Classic Rock Bands der letzten Zeit, nun auch mal eine mit solchem Gesang entdecken kann. Viel anders als die Masse ist die Musik der Band allerdings nicht. Der 6 minütige Opener „Age Of Man“ bietet mit seinem leicht melancholischen Vibe, viel Orgel und einem gut gelungen Refrain einen vielversprechenden Einstieg. Die zwei folgenden Song liefern dann aber lediglich Rock Musik von der Stange, ohne griffige Höhepunkte. Immer mit dem Hintergrund zu verstehen, daß der Gesang etwas Besonderes daraus macht.
„Lover, Leaver“ beinhaltet coole Orgelspielereien und bei dem hauptäschlich mit Akustik-Gitarre auftretenden „You're The One“ gibt’s so etwas wie Cinderella's Countryverweise zu hören. Langweilig dagegen, daß danach „The New Day“ auch nur mit Akustik Gitarre ertönt. Immer mehr driftet die Band hier in Flower Power Phasen ab, was dem Gesamtbild nicht gut tut. Rockiger wird’s dann wieder bei „Mountain Of The Sun“, mit amtlicher Slide-Gitarre aber extrem jauligem Gesang.
Bleiben noch das mit beschwingten Melodien und irgendwie zu kratzigen Gitarrenklängen gesegnete „Brave New World“, das leichte, mit Akustik-u. Hawaii-Gitarre zersetzte „Anthem“ inklusive fröhlichem Chor zum Schluß, sowie das abschließende „Lover, Leaver (Taker, Believer)“, daß noch am ehesten in der Led Zeppelin Hemisphere schwebt.
Greta Van Fleet sind sicherlich mal was anderes, als die üblichen Classic Rock Huldigungen der jüngeren Vergangenheit. Wie gesagt, dies liegt hauptsächlich am Gesang, der aufhorchen lässt. Die 11 Songs des Debüts sind musikalisch gut umgesetzt, aber der Nachweis, daß sich die ein oder andere Nummer im Gehirn festsetzt, fehlt mir noch. Irgendwie kann man ja froh sein, daß es noch Hype's um Rock u. Metalbands gibt, denn die alten Legenden treten ja irgendwann mal nacheinander ab. Insofern ist es schon ok, was momentan so um die Band herum passiert.
Für höhere Weihen müssen die noch blutjungen Kerle aber ein paar Schippen am Material drauflegen, denn Songs für die Ewigkeit beinhaltet „Anthem Of The Peaceful Army“ nicht.
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Leo Kraus (Dienstag, 16 Oktober 2018 20:00)
Auch ein Gravedigger muss Mal unter die Erde.
Ein paar gute Alben werden aber hoffentlich noch ausgebuddelt.
Rock and Digg on.