VÖ: 27.09.2019
Label: Alster Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Daß Musik Grenzen überschreitetet und Nationen verbinden kann, ist ja nichts Neues. Somit ist eine Kollaboration von deutschen und russischen Musikern im Jahr 2019 keine großartige Überraschung mehr. Dennoch mutet dies immer noch ein wenig exotisch an, muß es aber nicht, wenn man wie im Falle von Great Revival ein gutes Album wie „In Deep“ herausbringt. Dabei handelt es sich um den Zweitling der Band.
Herausragendes Merkmal der in Berlin ansässigen Band ist sicherlich Sängerin Manyana, die beim Opener „In Blind“ und auch in weiteren Momenten folgender Songs beweist, welche Rock-Röhre sie an den Tag legen kann. Von kratzbürstig bis intensiv ist das Spektrum der hübschen Dame weitläufig und passt hervorragend zu der Classic-/Hard Rock Ausrichtung der Band. Der Opener besticht neben dem Gesang durch den rockigen Refrain und eine kurze, verträumte Passage. Auch beim folgenden „Parasite“ liefern Great Revival neben swingenden Rhythmen kräftige Gitarrenriffs ab. Verantwortlich dafür Alex Drevel (nebenbei auch noch Bassist).
Drummer Eugen Sommer eröffet flott „Berlin“, ebenfalls mit leicht swingendem Refrain bestückt und galoppierenden Gitarrenrhythmen verstärkt. Doch bereits bei diesem Song ändert sich der Gesangstil von Manyana etwas zu gemäßigteren, leichteren und mitunter auch souligen Vocals, was den Songs etwas an Bissigkeit nimmt.
Demnach werden Great Revival in Folge etwas „poppiger“, wie das harmonisch/melodische Gitarrensolo und die Flüstervocals von Manyana bei „Looking For You“ beweisen.
„Because Of Me“ startet balladesk und ruhig, wird allerdings nach der Hälte intensiver. Den sich bereits eingeschlichenen Pop-Appeal verdeutlicht „Beautiful“, dessen Refrain man auch chartorientierteren Deutschrock-Bands mit Frauengesang verorten könnte. Leider hat sich Manyana von anfangs reibeisenartiger Stimme mittlerweile zu etwas weinerlichen Tönen hinreißen lassen. Schlecht ist ihr Gesang deswegen aber noch lange nicht.
Es folgt nach erneut schleichendem Beginn ein gutklassiger Midtempo-Rocker, „Keep The Faith“, dem die Band zudem etwaige Keyboard-Backs spendiert hat. Akustik-Gitarre, erneut sehr balladesker Gesang und eine schöne Gitarrenmelodie zeichnen danach den Titelsong „In Deep“ aus.
„Time“, eine Nummer, die wie sollte es anders sein, ruhig beginnt bricht urplötzlich in rauhem Refrain und mehrstimmigen Shouts aus. Eine kurze Rückkehr zur eingangs eingeleiteten Bissigkeit. Der Abschluß „Stronger“ lässt sich danach mit Piano/Keys wieder gediegener an, mit ruhigem Gesang und etwas flotterem Ende.
Alles in allem ist „In Deep“ ein gutklassiges Rockalbum, daß seine Wurzeln im klassischen Hardrock hat, aber im Verlauf immer mehr in (alternative) Pop/Rock Gefilde abdriftet. Die Songs funktionieren sowohl als auch, mir persönlich hätte aber mehr der härteren Note, wie zum Beginn des Albums, gefallen. Irgendwie schielen Great Revival doch ein wenig auf Airplay und eventuelle Chartplatzierungen, denn gerade ein Song wie „Beautiful“ wirkt doch auf den Markt hin konstruiert. Sei's drum, Great Revival sind ein Lichtblick in der deutschen (russischen) Rockszene.