VÖ: 15.07.2022
Label: M-Theory Audio
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 / 10
Seit der Veröffentlichung des letzten Albums „Ambition’s Price“ im Jahr 2018 hat das Besetzungskaraussel bei den Kaliforniern so richtig rotiert. Verblieben sind letztlich nur Gitarrist und Bandgründer William Lloyd Walker sowie Gitarrist und Growler Aaron Robitsch. Neue Frau am Mikrophon ist Rachl Raxx Quinn (DiAmorte). Der Weggang von drei der fünf Mitglieder hätte für so manche andere Band das Aus bedeutet. Aber Will und Aaron haben sich davon offensichtlich nicht beirren lassen. Album Nummer drei „The Uncertain Hour“ ist fertiggestellt und wurde erneut über M-Theory Audio veröffentlicht. Hören wir doch mal, wie sich der Sound der Band nach dieser Zäsur geändert hat.
„Soldier Of 34“ startet melodisch schwermütig. Aber dann geht die Post ab. Neuzugang Rachl Raxx Quinn bringt gleich ihre kraftvolle Stimme zur Geltung. Für den harschen Gesang ist Gitarrist Aaron Robitsch zuständig. Es fällt aber auch sofort das Fehlen der bitterbösen Growls auf, wie sie Heather Michele aus ihrer Kehle gezaubert hat. „Gwynnbleidd“ ist klassischer Power Metal, geradlinig, schnörkellos und vorwärtstreibend. „Sea Of Apparitions“ ist sehr rhythmisch. Schlagzeuger Bones Padilla treibt seine Mitstreiter an. Nach ruhigem Beginn setzen auch bei „The Swordsman“ harte und schnelle Riffs ein. Ganz im Hintergrund kann man orchestrale Arrangements heraushören.
„Vengeance Of Envy“ ist erneut klassischer Power Metal mit einem Hang hin zum Hard Rock. „A Beautiful End“ ist ein Riff-Monster, das von kraftvoller Wucht nur so strotzt. Auch hier steuert Aaron den harschen Gesang bei. „The Betrayer“ kommt dann wieder melodischer daher. Auch werden die Gitarren erneut mit einer dezenten Orchestrierung unterlegt. Es folgt das rhythmische „Shadow Battles“. Wie auch bei vielen anderen Songs werden Rhythmus und Melodie harmonisch miteinander verknüpft. Nach so viel Power brauchen Musiker und Hörer eine kleine Verschnaufpause. Diese liefert das doomige „The Two Lived“. Hier kann wohl die bösesten Growls des Albums hören. Auch die orchestralen Arrangements sind hier schwermütig. Der mit etwas mehr als sieben Minuten Spielzeit längste Song „Damsel’s Finesse“ sorgt für einen groovigen Ausklang. Und hier hört man die symphonische Ausrichtung auch am stärksten.
Graveshadow haben sich weiterentwickelt. Bombast und Symphonic wurden deutlich zurückgefahren. Im Pressetext werden zwar immer noch Bands wie Sirenia, Beast in Black und Amaranthe als Einflüsse genannt. Aber die Kalifornier versuchen nicht mehr mit diesen zu konkurrieren. Sie haben ihren eigenen, härteren Stil gefunden. Das Einzige, was ich ein wenig vermisse, sind die abgrundtief bösen Growls. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Review ebenfalls erschienen bei KEEP ON ROCKING MAGAZIN