VÖ: 14.09.2018
Label: Napalm Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 6 / 10
Irgendwie ist es mit Grave Digger wie bei etlichen anderen Bands der 80er Jahre auch. Man bringt kontinuierlich noch neue Alben raus, die aber eher routiniert, denn innovativ klingen. Klar, bei gewissen Bands will man auch keine Innovationen. Trotzdem hat man wie beispielsweise bei dem letzten Saxon Album oder aber auch bei der kürzlich erschienenen neuen Brainstorm Scheibe den Eindruck, daß man hauptsächlich deswegen neue Outputs benötigt, um mit neuem Material eine neue Tour zu rechtfertigen. Eine Ausnahme macht da „The Living Dead“, das 19. Studioalbum von Grave Digger, nicht.
Dabei spielt das Album irgendwo zwischen Genie und plaktativem Durchschnitt. Axel Ritt, der jetzt auch schon seit geraumer Zeit bei Grave Digger als Gitarrist angestellt ist, beweist nahezu in jedem Song, den er bisher mit der Band aufgenommen hat, welch begnadeter Künstler er ist und macht aus einfachen Songs viel mehr. Demgegenüber stehen die immer platter werdenden Refrains und der Gesang von Chris Boltendahl, der soundtechnisch mittlerweile so aufgepeppt wird, daß er fast einem Udo Dirkschneider nahe kommt.
Der Opener und Quasi-Titelsong „Fear Of The Living Dead“ offenbart genau das, was bisher gesagt wurde. Eine Spieluhr eröffnet noch recht hoffnungsvoll und das Ritt-Riff fesselt sofort, doch der Refrain ist einfach nicht mehr als Durchschnitt, Oh-Oh-Chöre unterstreichen den teutonischen Powermetal-Charakter. Klasse Gitarrenarbeit, eher schwacher Gesang. Daß Stefan Arnold mittlerweile bei den Diggern rausgeschmissen und durch Markus Kniep ersetzt wurde, fällt so gut wie nicht ins Gewicht. Im Studio kannst du dir heutzutage alles so zurechtbasteln wie du willst. Erst die Live-Auftritte werden zeigen, ob hier hinreichend Ersatz gefunden wurde.
Boltendahl's Gesang wird in Folge bei einigen Songs besser in die Reihe gemischt. So wirkt dieser beispielsweise bei „Blade of the Immortal“ um einiges ausgereifter. An sich ist dieser Song ein straighter Smasher mit etwaigem Schlachten-Chorus-Refrain. Bei „When Death Passes By“ ist man geneigt, an Running Wild zu denken, der Gesang röhrt in typischem Rock'n Rolf Stil und Axel Ritt brilliert hier mit einem reichlich flippigen Solo.
Es folgen ein Reihe weiterer ähnlich gearteter Songs. Bei „Shadow of the Warrior“ gibt’s ein Klassik-Solo zu bewundern, daß an irische Weisen eines Gary Moore's erinnert. „The Power of Metal“ ist an Durchschnittlichkeit kaum zu überbieten. Ein wahrer Midtempo-Schunkler, mehr nicht. Aufhorchen lässt dagegen „Hymn of the Damned“ mit unheilvollem Intro, doomigem Riff und generell hervorragender Gitarrenarbeit inklusive elegischem Solo. Gesanglich holen Grave Digger hymnische Powermetal-Chöre heraus, die dem eigentlich spannenden Track etwas die Luft nehmen.
Zwei, drei weitere Nummern, bevor man mit „Zombie Dance“ zum absoluten Tiefpunkt gelangt und mit diesem auch noch das Album ausklingen lässt. Ein unsäglicher Polka-Quatsch, der eventuell nach Wacken passt oder zum Saufen ohne Nachzudenken. Soll wohl innovativ sein, ich find's mehr als peinlich.
„The Living Dead“ ist kein herausragendes Grave Digger Album, aber auch kein schlechtes. Leider herrscht zu oft Durchschnitt im Songwriting, was der famose Axel Ritt mit seinem Klasse Spiel nicht gänzlich überdecken kann. Der Reaper stagniert, weiß sich aber dennoch durch Aufmachung, Produktion etc. nach wie vor in Szene zu setzen. Standard halt, meine Damen und Herren.
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Leo Kraus (Dienstag, 16 Oktober 2018 20:00)
Auch ein Gravedigger muss Mal unter die Erde.
Ein paar gute Alben werden aber hoffentlich noch ausgebuddelt.
Rock and Digg on.