VÖ: 29.05.2020
Label: Napalm Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Mann oh Mann...40 Jahre sind Grave Digger nun schon in der Szene unterwegs und gelten zu Recht als Legende deutschen Heavy Metals. 40 Jahre...das ist Grund genug nun endlich ihre Trilogie zu beenden die mit „Tunes Of War“ (1996) und „The Clans Will Rise Again“ (2010) ihren Anfang und die Fortsetzung fand. „Fields Of Blood“ heißt nun der letzte Teil dieser Trilogie und führt uns erneut in die Highlands und die schottische History.
Nachdem die letzten Alben nicht mehr und nicht weniger als qualitativ gutklassige Grave Digger Standards brachten, kann man sich nun also wieder auf Dudelsäcke und epische Songs freuen, die versuchen, den historischen Schlachtfeldern gerecht zu werden. Und so geht’s dann auch mit Dudelsack und Drums los beim kurzen Intro „The Clansmans Journey“ bei dem sich dann zeitig Ritt's Gitarre dazumischt.
Apropos Axel Ritt. Der ist ja mittlerweile auch schon über 10 Jahre bei den Gladbeckern und das hat sich im Verlauf als sehr nachhaltig für Grave Digger ausgewirkt, denn der musikalische Anspruch, was Riffs und Melodien angeht, hat doch merklich zugelegt. Das beweist gleich der flotte Smasher „All For The Kingdom“. Schnelle Riffgewalt, harte Anschläge und ein sehr gutes Solo zeigen schon im Opener die Qualitäten des Axel Ritt. Dennoch ist der Song an sich eher im Power Metal verortet, was nicht zuletzt an den Chören im Refrain liegt.
Diese Chöre und auch mehrstimmiger Gesang ziehen sich durch das komplette Album. Dadurch bekommt die Solostimme von Chris Boltendahl, der natürlich altbewährt krächzig klingt, etwas mehr Gehalt. Daß er nicht zu den besten Metalsängern gehört, ist bekannt. Aber er besitzt halt diesen ganz eigenen Charme, den man bei Grave Digger schon immer liebt und ihn dadurch schon längst zur Legende deutscher Metalsänger macht.
Dennoch könnten einige Songs von „Fields Of Blood“ durchaus die Fangemeinde spalten. Denn beispielsweise die Oh-Oh-Oh-Chöre von „Lions Of The Sea“ und etwaige Tralala-Melodien bis hin zum mächtigen Powermetal-Refrain Chor tendieren schon fast etwas zu sehr Richtung Sabaton oder Orden Ogan. Vom typischen Teutonen-Stahl der Reaper ist man hier meilenweit entfernt. Gut, das dient natürlich der Epik und Theatralik, die der historische Hintergrund der Platte ja auch benötigt. Aber, na ja.
Zu den Höhepunkten auf „Fields Of Blood“ zählt sicherlich „Heart Of Scotland“, das mit Dudelsäcken und Drums very scottish beginnt, neben richtig biestigem Boltendahl-Gesang eine groovige Epik ausstrahlt und einen fein hymnischen Refrain aufbietet. Als Schmankerl integrieren Ritt und die Dudelsack-Pipers eine Passage, die man so auch von Gary Moore's „Over The Hills And Far Away“ kennt. Generell sind die Gitarrenlinien von Axel Ritt bei diesem Song over the hills...äh top.
Auch die Ballade „Thousand Tears“, bei dem sich Grave Digger Noora von Battle Beast für's Gesangsduett geangelt haben, gehört zu den Highlights des Albums. Und das Chris Boltendahl via Klargesang eine recht gute Figur macht, ist vielleicht dem ein oder anderen neu, aber Fakt. Nach der Hälfte nimmt der Song an Dramatik zu und mutiert zur reinrassigen Powerballade. Gut gemacht.
Wie gesagt, mit den immer präsenten Chorgesängen muss man umgehen können, um „Fields Of Blood“ zu genießen. Dem Fan alter Grave Digger seien daher eher Songs wie der mit einem heavy Riff a'la Accept beginnende Stampfer „Barbarian“ oder der mit galoppierenden Rhythmen gesegnete, flotte und mit einfachem Refrain ausgestattete Rübenschüttler „My Final Fight“ ans Herz gelegt. Denn der Rest suhlt sich in Schlachtenepik, die nicht jedermanns Sache ist.
Der Titelsong, welcher mit Dudelsack und Regen beginnt, beeindruckt mit starken Riffs und sorgt mit einigen Breaks für Abwechslung. 10 Minuten lang drücken Grave Digger nochmal ihre Schlachten-Epik durch, was sich hauptsächlich in mehrstimmigen Gesangsparts definiert. Den Abschluß bildet ein melancholisch langsames, zum Ende hin symphonisches Instrumental („Requiem For The Fallen“).
„Fields Of Blood“ bringt nun also zu Ende, was zu Ende gebracht werden musste. Fans der beiden Vorgänger dieser Trilogie fühlen sich sofort heimisch. Für diejenigen, die eher auf den (speedigen) Traditions-Metal eines „Heavy Metal Breakdown“ stehen, ist's eher grenzwertig. Natürlich sind Grave Digger musikalisch und das Album soundmäßig hoch oben angesiedelt. Nach den letzten etwas eingefahrenen Alben mal wieder eine nette Abwechslung aus dem Hause des Reapers.
Kommentar schreiben
Diggerchen (Mittwoch, 13 Mai 2020 12:23)
Ick bin jespannt und koof mir uff jedenfall och die Langrille.