VÖ: 27.01.2023
Label: Czar Of Crickets Productions
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Die Psychedelic-/Stoner-/Progband Giant Sleep ist aus den Aschen der Melodic Death Metaller Fear My Thoughts entstanden. Die Gitarristen Markus Ruf und Patrick Hagmann haben sich 2012 mit Sänger Thomas Rosenmerkel zusammengetan, der auch schon mal bei Destruction das Mikro geschwungen hat. Allerdings beim wohl eher weniger bekannten „The Least Successful Human Cannonball“-Album von 1998 und zweier EP’s. Markus Ruf ist mittlerweile nicht mehr dabei und wurde von Tobias Glanzmann (ex-Zatokrev) ersetzt. Desweiteren bedient bei Giant Sleep Radek Stecki den Bass und Manuel Spänhauer sitzt hinter den Drums.
Klassischen Rock ohne das ganze Retro-Gedöns wollte man spielen und bringt mit „Grounded To The Sky“ bereits das dritte Album heraus. Nun gut, ganz ohne Vintage-oder Retrosounds geht’s auch bei diesen Schweizern nicht, das Album klingt schon mehr nach 70er Jahre als nach Moderne. Dennoch ist die Mischung aus wunderbaren, einladenden Melodien und ausladenden Psychdelic-Klängen hervorragend gelungen. Der Gesang von Thomas Rosenmerkel hat nichts mit Destruction-Thrash zu tun sondern klingt eher knödelig (im positiven Sinne) und erinnert ab und zu an Martin Eden (Chandelier).
So glänzt der Opener „Silent Field“ mit einer fantastischen Gitarrenmelodie, welche ab Mitte des Songs einsetzt. Der Gesang wird mit typisch 70er Jahre Hall unterlegt, wechselt sich aber mit rauhen Stimmfärbungen ab. Die Ausrichtung der Musik ist recht düster, fast schon doomig, überzeugt aber immer wieder durch „hellere“ Klangfarben. Der „Siren Song“ beispielsweise ist so ein Track, der wunderbar betörend wirken kann, aber auch eine innere Zerrissenheit offenbart. Einen einfach gestrickten Song wird man bei Giant Sleep nicht finden.
Städte zu vertonen scheint momentan in Mode gekommen zu sein. Haben sich Avatarium auf ihrem letzten Album Stockholm vorgeknöpft, so ist es hier bei Giant Sleep „Davos“. Die Nummer wirkt eher ein bisschen verklärt und wartet mit viel Stoner-Klängen auf den Hörer, bringt aber auch einen tollen Refrain zustande. „Cemetery Story“ und „Sour Milk“ läuten mehr Psychedelic- und fuzzige Momente ein, verlieren dabei so ein wenig den progressiven Faden, den man aber beim Abschlußtrack „The Elixir“, einer saustarken, atmosphärischen Angelegenheit, wieder findet.
Nichts weniger als sich im Himmel niederlassen möchte man sich bei Giant Sleep, dem Albumtitel nach. Und mit Einflüssen von Bands wie Soundgarden, Pink Floyd, Porcupine Tree aber auch Doom Bands wie Place of Skulls legt man den Anspruch auch sehr hoch. Klar, auch Vintage Rock und Retro-Fans werden der Musik von Giant Sleep viel abgewinnen könne. Die Produktion von V.O. Pulver, wer auch sonst produziert in der Schweiz Rockalben, bringt die Songs aber in ein ordentliches, zeitgemäßes Gewand. Ein ehrlich wunderbaren Album mit Ecken und Kanten.
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