VÖ: 01.06.2018
Label: Spinefarm Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Ich gebe zu, bisher sind die Schweden Ghost größtenteils an mir vorbeigegangen. Dieser ganze Hokus Pokus mit Maskerade und anonymen Musikern hat mich bisher nicht interessiert. Eher tippe ich bei solchen Dingen auf Effekthascherei und Überspielung des tatsächlich vorhandenen spielerischen Vermögens. Daher bisher keine Auseinandersetzung mit den Schweden. Das ein oder andere Lied lief mal über den Weg, ohne sich nachhaltig festgesetzt zu haben.
Jetzt aber, mit dem vierten Longplayer „Prequelle“ überschlagen sich die Schlagzeilen. Ein renommiertes Blatt spricht gar vom besten Album aller Zeiten. Oha, da werde ich dann doch mal hellhörig und nehme mir dieses Ghost Album zur Brust. Und hey, die Musik auf dieser Platte ist richtig, richtig gut.
Musikalisch eher dem klassischen Hardrock zugewandt, eröffnet sich nach dem Intro „Ashes“ schon gleich ein echter Hit mit „Rats“. Die Riffs sind klasse produziert und stellenweise äußerst fett und im Refrain growlt der erhabene Papa Emeritus (der I, II, III oder wie auch immer) ein amtliches „Rats“ heraus. Geile Sache und der Song mach sofort klar, wie hervorragend die Schweden im Bezug auf Songwriting sind. Der Song glänzt nicht mit oft gehörten Melodien oder Metal-Weisheiten, sondern durch Ideen und adäquate Umsetzung. Wer hier im Einzelnen die Instrumente schwingt bleibt im geheimen Bereich. Man nennt sich nach wie vor die „nameless ghouls“. Egal, Maskerade hin oder her, wir haben es mit begnadeten Musikern zu tun.
Ebenso fette Gitarren folgen bei „Faith“, einem echten Metal-Stampfer, dem man noch eine amtliche Kirchenorgel spendiert hat, um das sakrale Element der Band nicht zu vernachlässigen. Die Stimme von Papa Emeritus alias Cardinal Copia alias Tobias Forge besitzt eine gute, in den 70ern verwurzelte Stimme in der Schnittmenge eines poppigeren Alice Cooper und den Bay City Rollers.
„See the Light“ beginnt als Piano-Ballade, wird dann aber bombastischer und neben toller Keyboard Phase wird vom Sänger das „R“ im Text amtlich gerollt.
Schon zu Beginn ihrer Karriere setzten Ghost auch auf rein instrumentale Stücke auf ihren Alben, auch auf „Prequelle“ gibt es deren zwei. Das erste, „Miasma“, startet mit Keyboard/Gitarre/Drums Rhythmus, steigert sich zu einem soundgewaltigen Bombasttrack a'la Everon und liefert sogar ein Saxophon zum Ende hin ab. Kann man ruhig in die Progressive Rock, ProgMetal Ecke verorten. Auf jeden Fall sehr anspruchsvoll gemacht. Das andere Instrumental, „Helvetesfonster“, ist dagegen eher folkiger mit etwaigen Flötentönen gespickt, beinhaltet aber auch eine härtere Piano/Gitarrenpassage, sowie amtliche Synthies.
Als mehrstimmig vorgetragener Melodic Rocker stellt sich „Witch Image“ dar. Ein weiterer potentieller Hitkandidat, ohne große Schnörkel und sehr straight und eingängig. Mit dem recht fröhlichen „Dance Macabre“ sicher die AOR-betontesten, poppigsten Stücke. Auch „Pro Memoria“ schafft es nach symphonischem Beginn und Piano/Gesang Vortrag mit diversen Kansas-Vibes und leicht poppigem Refrain zu überzeugen.
Bleibt zum Abschluß noch „Life Eternal“. Ebenfalls mit Piano/Gesang Passage ausgestattet, wächst der hochmelodische Refrain immer mehr und wird mit feiner Background-Orgel verziert. Immer wieder während der Songs wird das ein oder andere Schmankerl integriert. Mal eine kleine Horror-Note, mal die erwähnten sakralen Töne. Dem Image muß schließlich entsprochen werden.
„Prequelle“ ist wahrlich ein hervorragendes Hard Rock /Metal Album mit vielen progressiven Elementen und einer Vielzahl an abwechslungsreichen und starken Songs. Für mich persönlich befindet sich mit „Rats“ der größte Knaller gleich am Anfang, aber das ist sicher Geschmackssache.
Das beste Album aller Zeiten ist Ghost sicher nicht gelungen, aber eins über das man noch lange sprechen und somit immer wieder Thema sein könnte. Aus solchen Alben werden Klassiker gemacht.
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