VÖ: 11.03.2022
Label: Loma Vista Recordings
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Sie schwimmen von Album zu Album mehr auf der Erfolgswelle, die gleichzeitig mystischen wie genialen Ghost aus Schweden um Sänger Papa Emeritus IV (oder vielleicht jetzt auch schon V, wer weiß) alias Tobias Forge. Das letzte Album „Prequelle“ (2018) wurde Grammy-nominiert und auf Festivals (wenn sie denn stattfinden) zeichnen sie höchte Platzierungen. Dabei wie immer die „nameless Ghouls“….alles beim alten also.
Auf dem neuen, fünften Album „Impera“ werden in 12 Songs Imperien gegründet und zu Fall gebracht, Herrscher geboren und vernichtet. Viel Stoff um der Theatralik von Ghost neue Nahrung zu geben. Werden sich auch die Kritiker wieder an der sakral teuflischen Maskerade der Band und der immer noch gewollt mystischen Aura, die sie umweht, aufziehen, an der Musik dieser Band kommt man als Melodic Rock Fan schon lange nicht mehr vorbei.
12 Songs ist nicht ganz richtig, denn mit der Akustik Gitarren und Marschrhythmus-Eröffnung „Imperium“, dem in Moll-Klänge gehaltenen Fanfaren-Interlude „Dominion“ und dem mysteriös inszenierten Zwischenspiel „Bite Of Passage“ befinden sich gleich drei kurze Überleitungen auf dem Album, die als Songs angezeigt werden. Das passt aber hervorragend zur theatralischen Aufmachung des Albums.
Die eigentlichen Songs strotzen wieder nur so vor hohem Melodieverständnis. So gibt’s zu Beginn von „Kaisarion“ erst einen hohen Scream, dann flotte Rhythmen und Hard Rock Riffs, die dann in mehrstimmigen Gesang mit 70er Jahre Vibes münden. Background-Chöre und ein feines Gitarrensolo lassen den Song eher fröhlich denn düster wirken. Klar, daß sich auch die ein oder andere poppige Note einschleicht, gerade was die Refrains betrifft. „Spillways“ beispielsweise, das mit Keyboards und groovigen Momenten rüberkommt, oder auch „Darkness At The Heart Of My Love“ bei dem Akustik-Gitarre, Flüstervocals und der hypereingängige Refrain das Zepter übernehmen. Balladencharakter…ja, aber auf sehr hohem Niveau.
Ghost bleiben jederzeit relevant und lassen in ihre melodischen, aber durchaus nach wie vor hardrockigen Songs immer wieder abwechslungsreiche Dinge einfließen. Glöckenschläge zum Riff wie beim dunklen, langsamen Stampfer „Call Me Little Sunshine“. Oder Bläser und Drums zum Beginn des mit überaus giftigen Vocals stattfindenden „Twenties“. Beim erneut recht poppigen Fußwipper „Grift Wood“ gibt’s trotz aller 70er Jahre Vebeugungen ein amtliches Van Halen Riff auf die Ohren. Also, alles Momente, welche die eh schon sehr guten Melodic Rock Kracher aufpeppen.
Daß Papa Emeritus dazu auch noch ein begnadet guter, mit leicht angerauht melodischer Rockstimme auftrumpfender Sänger ist, sollte man nicht erst seit jetzt wissen. Dazu kommt noch die saubere Produktion von Klas Ahlund und der starke Mix von Andy Wallace, immer in der richtigen Balance von melodischer Stimmung und rockigem Drive. Das klerikal horrible Artwork von „Impera“ ist ebenso wieder von besonderer Klasse.
Ghost machen es den Kritikern schwer, mit einem Album dieser Klasse Ansatzpunkte zu finden, den Leuten diese Band und dieses Album madig zu reden. Man kann von dem Auftreten, dem Image halten was man will, musikalisch sind Ghost im melodischen (Hard)Rock-Sektor ganz oberstes Regal und etwaige Grammy-Nominierungen oder Verleihungen darf man durchaus prognostizieren. Papa Emeritus, der was weiß ich wievielte und die Nameless Ghoul setzen zum nächsten Höhenflug an.
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