VÖ: 24.02.2024
Label: Eigenvertrieb
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Vier Jahre nach „Es war einmal…“ setzen die Pforzheimer Gefrierbrand mit „…vor langer Zeit“ die düsteren Märchenerzählungen fort. Zehn neue Song plus Prolog bringen den mit dem Vorgängeralbum eingeschlagenen Weg nochmals voran und die dunkle Atmosphäre wirkt sogar noch feiner, durchdachter rübergebracht als zuvor. Somit ist „…vor langer Zeit“ sicherlich als bisheriger Höhepunkt des Schaffens der Jungs zu betrachten.
Der Prolog beginnt dann auch sehr sphärisch, bevor der Titelsong mit schneller Gangart, keifigem Gesang von Tom Seyfarth und Sperrfeuer-Drums den gesponnen Faden beinahe schon blackmetallisch aufnimmt. Die Riffs kommen äußerst heavy. Anstelle vom Sascha Dummann schwingt nun anscheinend Valentin Traunfelder neben Julian Fröschle die zweite Axt. Melodischer steigt danach der „Totenvogel“ ein, ehe es erneut brachial mit Blasts und derben Lyrics weitergeht. Frohnaturen wird spätestens jetzt verstörend vor den Latz geknallt. Ein gewisse schwarznordische Kälte macht sich bei „Wacht Im Berge“ breit, gesegnet mit starken Metal-Riffs, aber auch einem ruhigen, bass-gesteuerten Part. Das Ganze klingt aber wieder sehr flott aus.
Immer tiefer hineingezogen in die Erzählungen Gefrierbrand’s wird der Hörer mit Bassgezupfe beim speedigen Grower „Moerderhaus“ mit Stakkato-Rhythmen und dem etwas folkigen Black Metal-Refrain. Ein wenig zurückgeschalten wird „Die Wilde Jagd“, ein Song eher melodischer Natur mit wuchtigen Drums und starkem Groove. Auch das Gitarrensolo kommt reichlich melodisch. Langsam mit Akustik-Gitarre startet „Totenhemdchen II“. Der erste Teil gehörte zu den Highlights von „Es war einmal…“ und auch Part zwo darf man als einen der Höhepunkte des neuen Albums betrachten. Tom bewährt sich als erzählender Keif-Sprecher, ein fulminanter Gitarren/Drums-Part holt dich aus den märchenhaften Gedanken und ein gutes Twingitarren-Solo rundet diese traurig-schöne Nummer stimmig ab.
Dem legendären Rumpelstilzchen huldigen Gefrierbrand beim schwer groovenden Riffmonster „Ach wie gut…“. Ich meine sogar leichte Keyboardspuren im Background zu vernehmen. Mehr blackmetallische Luft wird danach wieder in die „Rabenherzen“ gepumpt, aber auch hier werden Melodien an den passenden Stellen nicht vergessen. Langsam doomig erschallt der „Spielmann“, der sich mehr basisch rockigen Klängen zuwendet und garstig erzählerisch daherkommt. Den Abschluß läutet die Akustik Gitarre bei „Weiß (wie Schnee)“ ein, Schneewittchen wäre verzaubert. Im Refrain wird der Track aber härter und ein starkes Gitarrensolo setzt nochmals eine letzte Duftmarke.
Gefrierbrand machen mit ihren tief düsteren Märchenerzählungen auf „…vor langer Zeit“ genauso abwechslungsreich Spaß wie der Vorgänger „Es war einmal…“. Auch wenn man diese beiden Alben irgendwo zusammenhängend betrachten kann, verfolgt die Band kein durchgängiges Konzept. Das neue Düster-Werk ist aber nochmal eine Spur ausgereifter in den einzelnen Songs zu hören und jeder Fan von dunkel-melodischem (Black)Metal sollte sich auf die erneute Märchenrunde begeben. Ein echtes Kleinod harter, deutscher Musikkunst.
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