CD Bonus Tracks:
VÖ: 24.10.2022
Label: Avalon Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Etwas überraschend kommt die britische Prog-Legende Galahad mit einem neuen Album über den Kanal. Nach dem letzten Album „Seas Of Change“ wurde es zumindest albummäßig ruhig um die Band. Was natürlich auch an der Pandemie gelegen haben mag. „The Last Great Adventurer“ heißt das neue Werk und irgendwo meine ich gelesen zu haben, es sei Galahad’s letztes Album. Ob das nun stimmt, weiß ich nicht, harren wir dahingehend also der Dinge. Neu an Bord ist Basser Mark Spence (Twelfth Night), der hier also seinen Einstand bei Galahad gibt. Mit dabei natürlich wieder Gitarrist Lee Abrahan, Drummer Spencer Luckman, Keyboarder Dean Baker und selbstverständlich Stu Nicholon, der soweit kann man gleich sagen nichts von seiner markanten Stimme verloren hat.
Gleich der über 8-minütige Opener „Alive“ hat viel Licht, aber auch ein wenig Schatten. Denn es beginnt mit Programming und Trance-Sounds, wie man es ein wenig vom damals polarisierenden „Ghosts“-Album kennt. Dann aber wird’s bald rockiger mit himmlisch melodischem Refrain und sphärischen Gitarren und Keyboards, wie man sie von Galahad liebt. Ruhigere Momente mit Akustik Gitarre und Piano, sowie berührendem Gesang zeigen die einfühlsame und melancholischere Seite der Briten. Ein strange wirkendes Synthie-Solo gerade das Gegenteil. Jedenfalls ist der Song mit leichten Abstrichen ein starker Albumauftakt.
Auch das spacig und mit Wellengeräuschen beginnende „Omega Lights“ kann durchaus als Highlight bezeichnet werden. Auch wenn sich hier wieder etwaige Disco-Beats mit eingeschlichen haben, überzeugen melancholisch sphärische Keys, entspannter Gesang und das fantastische Gitarrensolo am Ende. Der Refrain ist erneut ganz große Galahad-Klasse und lässt die programmierten Sounds vergessen. „Blood, Skin and Bones“ beginnt mit Glocken und orientalischen Gesängen. Trotz Computer-Beats und poppigen Momenten, herrscht hier ein eher härteres Soundgewand. Plötzliche Kirmes-u. Drehleier-Klänge sowie Sprechgesang unterbrechen kurz, bevor der Song erneut Fahrt aufnimmt.
Faszinierend ist danach das relativ kurze „Enclosure 1764“ mit sphärischen Keyboard Klangbildern, dunklerem Gesang und etwas Marsch-Drums. Wenn dann engelsgleich schöner Gesang übernimmt, bleibt keine Haut ohne Gänsepelle. Mit dem 10-minütigen Titeltrack folgt dann bereits der letzte, reguläre Song. Das Stück ist ungleich sperriger, fährt neben Programming-Beats und mehrstimmigem Refrain auch flotte, abgehackte Rhythmen auf, lässt verzerrte Sprecher los und mündet in einen Bass-Part mit spacigen Keyboards. Nach einem verzerrten Gitarrensolo überrascht zum Ende hin ein Saxophon-Part mit Piano und Gesang.
Zwei Bonus-Tracks gibt es noch zu hören. Zum einen „Normality Of Distance“. Einem schönen Song mit hochmelodischem Gesang, Keyboardflächen und dem ständigen Wechsel von ruhig zu dynamisch. Plus toll elegischem Gitarrensolo. Zum anderen eine Neuaufnahme von „Another Life Not Lived“, einer wunderbaren Nummer mit sphärischen Keys, ruhigen Gitarrenmomenten und balladeskem Gesang. Starker Gitarrensound kommt am Ende auf, inklusive melodischem Solo.
Prinzipiell sind alles hervorragend arrangierte und gespielte Songs auf „The Last Great Adventurer“. Einige Refrains gehören sogar zum Besten von Galahad seit langem. Dennoch stören eventuell die immer wieder integrierten Computer-u. Trance-Beats den geneigten Höer, die zwar nicht wehtun, aber halt Geschmackssache sind. Diejenigen, die damit nichts anfangen können, hören am besten die Bonustracks. Allen anderen offenbart sich ein hochinteressantes Spätwerk dieser Progrock-Legende.
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