VÖ: 2007
Label: Avalon Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Galahad, die Progband aus Dorset/UK spielten musikalisch zu Beginn ihrer 1985 begonnen Karriere Neo-Prog auf der gleichen Wellenlänge wie IQ, Marillion und Pendragon. Auch Galahad haben diesen charismatischen,
ausdrucksstarken Sänger in den Reihen, den man für diese Art von Musik braucht und den man fast immer mit dem Urgestein dieses Sounds, Peter Gabriel, vergleicht. Das erst 1991 erschienene „Nothing Is Written“ war ein typischen Neo-Prog Album, doch schon mit „Sleepers“ veränderte man den Stil etwas und „Following Ghosts“ war dann eine echte positive oder negative (je nachdem wie man es sehen mag) Überraschung. Die Band integrierte elektronische, teils dancefloorige Elemente in den Sound, und Eingängigkeit ging größtenteils flöten.
Mit „Empires Never Last“ kehrten Galahad dann etwas zu ihren Wurzeln zurück, ohne allerdings die teils spacigen, elektronischen Samples völlig aufzugeben. Beeindruckend ist, daß Sänger Stuart Nicholson keinen Millimeter von Charismatik und Können in seiner Stimme eingebüßt hat. Dies scheint ein verbreitetes Prog-Rock Wunder zu sein, denn auch ein Peter Nicholls, Nick Barrett oder eben auch Peter Gabriel singen noch heute wie damals mit starkem Ausdruck und Einzigartigkeit in ihren Stimmen die meisten Vokalisten in Grund und Boden.
„Empires Never Last“ dreht sich dem Titel entsprechend um Aufstieg und Fall von Imperien, politisch wie wirtschaftlich und ist thematisch wie gemacht für eine Band wie Galahad. „De-Fiance“ beginnt mit engelsgleichem Frauengesang zu dem mit der Zeit Stuart einsetzt. Musikalisch bedienen sich Galahad der Kakophonie der Klänge, denn Gitarren und Keys agieren äußerst unrhythmisch, um die gewollt chaotische Einstiegsatmosphäre inklusive „De-Fiance“-Screams zu erzeugen.
Frauengesang ist auch ein Thema beim folgenden „Termination“, wo Stuart Nicholson sich ein Duett mit der Dame liefert. Roy Keyworth bedient sich härterer Gitarrenrhythmen und der Gesang wird teilweise verzerrt. Erstmals ertönen die eingangs erwähnten spacigen Klänge. Jedoch bestätigen ein melodischen Gitarren-Piano-Solo und der gute Chorus zum Schluß, woher Galahad ihre Wurzeln haben.
Mit „I Could Be God“ folgt der erste Longtrack mit über 14 Minuten. Computersound zu Beginn, abgehackter Gesang und Stakkato-Rhythmen führen in den Song ein. Der Song erhält eine leicht düsterere Ausrichtung mit etwaigen Keyboardflächen. Langen Songs entsprechend sind Breaks zwangsläufig im Progrock erforderlich, so auch hier. Herrlich sphärische Keyboardklänge und balladesker Gesang beruhigen den Track. Die Ansprache eines Staatsmanns oder einer sonstigen politsch einflussreichen Person unterstützt die thematische Spannung. Bis hin zum dramatischen Ende mit beeindruckender Gitarren-/Keyboard-Wand.
Auch das folgende „Sidewinder“ geht mit über 11 Minuten als Longtrack durch und hält die Spannung weiter aufrecht. Der Song baut sich langsam auf und nimmt immer mehr an Lautstärke zu. Mit spacigen Elementen und härteren Gitarrenrhythmen erhöht sich der Anteil an Dramatik immens. Dennoch verzichten Galahad auch bei dieser Nummer nicht auf symphonische Keys, atmosphärische Breaks und ein wunderschönes Gitarrensolo. Der in diesem Fall mehrstimmige Refrain erzeugt beim Hörer eine wohlige Gänsehaut. Und auch eine erneute Spokesman-Ansage wird integriert. Tolle Progrock-Nummer, die sämtliche Facetten Galahad's erläutert.
Da kommt danach das Instrumental „Memoires From An Africa Twin“ gerade recht um durchzuatmen. Akustische Gitarre und schöne Melodien bilden die Basis, Kirchenorgel und Spinett den Kontrast. Mit dem anschließenden Titelsong biegt die Band dann mit über 9-minütiger Länge auf die Album-Zielgerade ein. Auch hier beginnt das Ganze eher verhalten mit Gitarre/Keys und Drums. In Folge beherrscht allerdings ein treibender Rhythmus die Szenerie und legerer Gesang in Verbindung mit harten Klängen formen das anklagende Thema des Songs. Der Refrain wirkt stimmungsvoll, ja gar fröhlich, im Gegensatz zu den düster dramatischen Klängen, die man musikalisch anbietet.
Um den Hörer zu beruhigen, bieten Galahad mit dem abschließenden „This Life Could Be My Last“ etwas leichtere Kost an, obwohl wir auch hier wieder von über 9 Minuten sprechen. Piano und einfühlsamger Gesang von Stuart Nicholson schmeicheln den Ohren, bevor der Song in einen Midtempo-Song artet, der etwas an IQ erinnert. Sehr melodisch und mit einem äußerst hamonischen Refrain, inklusive Piano-Passage, geht das Album zu Ende.
„Empires Never Last“ geht ein Stück weit zurück zu den Wurzeln von Galahad. Vergisst aber dennoch nicht die neueren Elemente, die man über die Jahre in den Sound integriert hat. Und da man nicht durch das eine oder andere überfordert wird, kann man bei diesem Album bis dato getrost von Galahad's wichtigstem sprechen. Die Band fährt ganz große Progrock-Kunst auf und ist musikalisch wie gesanglich in absoluter Hochform. Nicht umsonst wurde „Empires Never Last“ von der Classic Rock Society 2007 als Album des Jahres ausgezeichnet. Für Prog Rock Freunde ist diese Album definitiv unverzichtbar.
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