VÖ: 13.04.2018
Label: Gentle Art of Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Etwas spät hat sie mich erreicht, die Promo des neuen Frequency Drift Albums „Letters to Maro“. Beinahe hätte ich also das neue Werk der Bayreuther Cinematic Rock-/Prog-Formation verpasst. Aber letztendlich liegen sie also vor, die 11 neuen, konzeptionell verstrickten Songs von Andreas Hack, Nerissa Schwarz, Wolfgang Ostermann und am Gesang von....Irini Alexia. Ja, Frequency Drift haben eine neue Dame am Mikro. Und die macht ihre Sache, wie auch schon ihre Vorgängerin, äußerst gut.
War das letzte Album „Last“ noch von düsterer, beklemmender Atmosphäre geprägt, so geht man bei „Letters to Maro“ etwas sanfter, seelenschmeichelnder, aber nichtsdestotrotz genauso melancholisch und teilweise traurig zu Werke. Bis ins letzte Detail wurden die neuen Songs wieder von den Songwritern Andreas Hack (Keyboards und mehr) und Nerissa Schwarz (E-Harp und mehr) ausgearbeitet. Neu-Sängerin Irini zeichnet aber gleich für das lyrische Konzept verantwortlich, wobei die Songs anlehnend an den Albumtitel in einzelne Briefe unterteilt sind. Inhaltlich geht es wieder um die Geschichte einer einzelnen Person. Diese muss feststellen, daß eine Rückkehr in die Metropole ihre Jugend, Hedonismus und das Streben nach Normalität nicht alle Gespenster des Verlusts vertreiben können. So erklärt es das Infoblatt, bzw. die Band. Genialer Stoff erneut, um ein auf Albumlänge stimmiges Konzept zu präsentieren.
Wo bei „Last“ noch die ein oder andere Gitarren-Dominanz zu vernehmen war, ist diese bei „Letters to Maro“ fast gänzlich verschwunden. Bereits der Opener „Dear Maro“ beginnt ruhig und verhalten mit sehr entspanntem Gesang. Im Verlauf wird man aber dem Ruf des Cineastischen gerecht und somit bombastischer. Der Refrain wirkt nahezu disharmonisch und schräg. Aber das ist Teil der Ausdrucksform, die Irini Alexia erleben lässt.
Natürlich ist die E-Harfe von Nerissa Schwarz wieder ein fester, prägender Bestandteil der Musik von Freqency Drift. Aber auch Soundelemente wie immer mal wieder auftauchendes Xylophon („Underground“, „Sleep Paralysis“) und Synthies bzw. Programming („Deprivation“, „Escalator“) machen das Gehörte spannend, entlassen einen aus der Lethargie, den der oft ruhige, traurig melancholische Gesang verursacht.
Eine härtere Gitarrenpassage findet man diesmal im Prinzip nur bei „Izanami“. Zwar haben Gitarrenklänge durchaus immer noch ihre (begleitende) Berechtigung, aber direkt ausgeprägt sind sie diesmal nicht. Eher vernimmt man immer wieder Piano-Passagen, verträumte Zwischeneinlagen aber auch das ein oder andere moll-lastige Element.
„Who's Master ?“, der mit über 9 Minuten längste Song des Albums, erinnert mich durch die meist im erzählerischen Stil vorgetragenen Vocals, diverse Gitarren-Tonleitern, Piano-Mollklänge und einen kurzen Compurter-/Synthie-Part irgendwie an die Welt der Musicals. Interessante Angelegenheit.
Mit „Ghosts When It Rains“ kling das über einstündige „Letters to Maro“ mit Keyboard und Piano instrumental aus. Frequency Drift haben ihren Ruf, daß sie ihren musikalischen Stil von Album zu Album immer wieder verändern, erneut bestätigt. War das Konzept von „Last“ noch eher harsch und auf härteren Tönen basierend, beherrschen diesmal die berührenden Klänge die Thematik. Dadurch wird aber die Musik nicht minder interessant oder langweilig. Ganz im Gegenteil kann man erneut in die Welt von Frequency Drift eintauchen und sich von deren Klangspektren verzaubern lassen.
Man kann es nicht oft genug mitteilen, welch begnadete Musiker und Songwriter bei dieser Band mitwirken.
Für Freunde anspruchsvoller, etwas ruhigerer (Prog)Rock Musik mit cineastischen Merkmalen darf es erneut keinen Weg an Frequency Drift vorbei geben. Sogar das Artwork mit dem Regenschirm hat seinen ganz eigenen Charme.
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