VÖ: 12.07.2019
Label: My Redemption Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Hm...schwierig, schwierig die Münchner Progressive Crossover Band Fortnight Circus objektiv zu bewerten. Die Band, die sich 2009 gegründet hat und bislang aber erst eine EP herausgebracht hat, vermischt viele Einflüsse zu einem großen Ganzen und macht das durchaus sehr kompetent. Wo sich sicherlich die Geister scheiden werden, sind die Rap-Einlagen, die in den meisten Sonngs mal mehr kurz, mal mehr lang eingestreut werden. Das rechtfertigt natürlich der Begriff Crossover, aber es muß doch erst einmal verdaut werden. Denn, wer überhaupt nicht auf Rap-Gesang abkann, wird vielleicht das Album nicht mit dem geeigneten Interesse anhören.
Dabei haben Fortnight Circus an sich klasse Musiker in den Reihen. Und auch der eigentliche Gesang von Salim Khan (für die Rap's ist Keyboarder Jakob Hafner zuständig) ist recht gut und im typischen Prog-Stil klar verständlich. Hauptsächlich sind Songs wie „Taking Over the Game“, „ Obey The Voice Within“ oder „Devil Inside“ sehr sperrig und vertrackt, was Fortnight Circus aber eben durch die Rap-Einlagen, diverse Synthie-Dancebarkeiten und gute Refrains versuchen, nicht ganz so ausarten zu lassen. Das gelingt gut, man fühlt sich durch die insgesamt 13 Songs nicht „belästigt“ oder „angestrengt“, sondern dem Album, das übrigens „Artificial Memories“ heißt, wird somit eine uneingängige Eingängigkeit zuteil.
Dem Album liegt ein Konzept zugrunde über einen Jungen namens Greg, der sehr von sich selbst überzeugt ist und dessen Leben sich durch diverse Unwägbarkeiten grundlegend ändert. Fortnight Circus begleiten diesen Weg mit ihren Songs und integrieren fiktive Protagonisten wie Christie oder Mira. Wer der Story folgen möchte, kann das durch ein stilistisch schönes Booklet tun, wir beschränken uns hier eher auf die Musik.
Fortnight Circus ziehen ihre Vorlieben aus sperrigen Progbands a'la Haken, Periphery aber auch Dream Theater, nennen aber gleichzeitig auch beispielsweise Limp Bizkit oder Linkin Park. Alles in allem ist der Sound der Band natürlich in der Moderne zu suchen, Old-School-Fetischisten werden ihre Freude an den Münchnern nicht haben.
Richtig ins Klo gegriffen haben Fortnight Circus meiner Meinung nach nur bei „The Tempted Long Shot“, was von Loops, Computersounds und Raps nur so wimmelt. Den Song sollte man ausklammern. Der Rest von „Artificial Memories“ ist durchdacht, gut umgesetzt und mit Anspruch versehen. Einzelne Songs herauszupicken ist eher schwierig, denn der ganz große Hit fehlt, das Ganze is wichtiger.
Es wäre unfair das Album von Fortnight Circus subjektiv schlechter zu bewerten, nur weil man mit Rap im Allgemeinen nicht viel anfangen kann. Objektiv gesehen, machen es die Jungs wirklich gut, die einzelnen Stile miteinander zu vermischen und legen im Songwriting beachtlich hohes Niveau vor. Es benötigt vielleicht noch 1, 2 Songs, die nachhaltiger im Ohr bleiben, ansonsten ein wirklich brauchbare Werk, für Leute die mit allen gebotenen Elementen klarkommen.
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