VÖ: 02.08.2019
Label: Napalm Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
Finsterforst – der Bandname klingt nach dunklem Wald, Black Forest...Schwarzwald. Und genau da kommen die sechs Jungs auch her. Mit dem mittlerweile fünften Album „Zerfall“ haben Finsterforst ihr bisher ambitioniertestes Werk am Start. Black Forest Metal bezeichnet man dann den eigenen Stil. Dieser setzt sich zusammen aus Black Metal Spuren gepaart mit viel Folkelementen, Pagan/Viking Anleihen und einer hohen Zahl an Melodien. Finsterforst sind eine dieser Love-It-Or-Hate-It-Bands. Entweder der Sound wird von den Leuten vollends zerrissen oder man steht gerade auf diesen, zugegebenermaßen recht spannenden Stilmix.
Finsterforst sollen nach dem eher experimentellen Vorgänger „#Yolo“ anscheinend wieder mehr back to the roots gehen. Da ich die ersten Alben der Band nicht kenne, kann ich das allerdings nicht beurteilen. Fakt ist, daß „Wut“ mit eiskaltem Riff und dunklen Chören startet. Mächtige Drums (Wombo Heck) puschen die deutschen, meist verständlichen Keif-Vocals von Oliver Berlin. Zwischendurch integriert die Band immer wieder Folk-Instrumente, gerade wenn man nach einem Break in ruhigere Bahnen schwenkt. Ein gutes Gitarrensolo (Simon Schillingee), eine weitere schnelle Passage und fertig ist der passable Opener, welcher es auf stattliche 13 Minuten bringt.
Es folgt der mit 8 Minuten kürzeste Song des Albums. Gleichzeitig Titelsong, beginnt „Zerfall“ mit wuchtigen Drums und knalligem Riff. Ein tolles Gitarrenthema leitet über zu Orchesterklängen, heroischem Chorgesang und symphonischen Sprenkeln. Hier werden sich die Geister sicherlich scheiden. Der Gesang kommt unglaublich intensiv, die Arrangements sind sicherlich nicht jedermanns Sache. „Fluch des Seins“ überschreitet danach wieder die 10 Minuten Marke. Der Song beginnt groovig und teilweise schleppend. Ein Break mit Akustik-Gitarre und flüsterndem Gesang versprüht etwaige Lagerfeuer-Atmosphäre, bevor einen ein elegisches Gitarrensolo abholt. Starker Song !
Mit „Weltenbrand“, das ebenfalls mit vielen groovigen Gitarrenriffs aufwartet leisten sich Finsterforst eine reinrassige Folkmetal-Nummer, recht straight arrangiert und mit erneutem Akustik-Break ausgestattet. Über 9 Minuten bedeuten auch den letzten „kurzen“ Song auf „Zerfall“. Denn mit „Ecco Homo“ bringen die Schwarzwälder zum Abschluß einen über-opulenten, megalangen Ausreißer mit sage und schreibe 36 Minuten Länge. Das soll anscheinend so etwas wie das Magnus Opus von Finsterforst sein und werden und natürlich beinhaltet dieses Monster alle Klangelemente, die man von Finsterforst kennengelernt hat. Akustischer Start, Spoken Words, mystische Passagen, elegische Gitarren, Klargesang, schleppenede Grooves...die Band lässt nichts unversucht. Freileich bleibt aber bei einem solch langen Song nicht allzuviel hängen. Nachhaltigkeit ist etwas anderes und auch die symphonischen Einschübe und gar Trompetenklänge können das nicht ändern. Wie zu erwarten zieht sich der Longtrack enorm in die Länge und muss quais mit einem überbordend dramatisch opulenten Ende ausklingen. Ambitioniert ja...Umsetzung so na, ja.
Man kann natürlich eine Band wie Finsterforst verstehen, die ihren ganz persönlichen Mega-Song bringen will. Aber man ist eben keine Band wie Rush, die mit „2112“ unerreicht bleiben wird. Für meinen Geschmack ist „Ecco Homo“ viel zu viel des Guten. Daraus noch drei oder vier weitere, einzelne Songs gemacht und alles wäre gut. Denn die kürzeren vier vorangehenden Songs wissen wirklich zu gefallen, wenn man sich auf den Stilmix der Band einlässt. So bleibt ein lachendes und leider auch ein weinendes Auge, denn mit dem überlangen Werk zerschießt man sich die Homogenität, die man zuvor ausgestrahlt hat. Dennoch ist „Zerfall“ ein guter Tip was Fans von folkig ausgerichteten, heroischen Melodic-Black Metal angeht. Auch wenn die Band sicherlich die Massen spaltet.
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