VÖ: 18.01.2018
Label: Painted Bass Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
Keine leicht verdauliche Musik die sie uns da bieten, die Holländer Extremities. Prog-/Groove-Metal wird die Musikrichtung bezeichnet. Tastsächlich eifert der Fünfer Bands wie Textures, Gojira oder Meshuggah nach. Da weiß man schon, was auf einen zukommt. „Gaia“ ist das Debut-Album nach einer bisher veröffentlichten EP und ausgiebiges Touren bisher, unter anderem mit Textures, haben die Band noch mehr in diese Richtung geprägt.
Damit hätten wir bei „Gaia“ so eine typische Love it or Hate it – Geschichte. Fans, die auf zerfahrene und mitunter immer etwas chaotisch wirkende Rhythmen stehen, werden sicherlich auch mit Extremities recht schnell warm. Der melodiebevorzugende und auf Harmonien bestehende Hörer kann damit wahrscheinlich nicht viel anfangen. Der Opener „Colossus“ ist dann auch bereits mega sprerrig. Für den Brüllgesang von Thimo Franssen gibt’s schon mal Punktabzug, denn dieser klingt einfach nur nervig mit der Zeit. Wir haben es bei diesem Song bereits mit fast 8 Minuten Länge zu tun. Das bedeutet viele Breaks, melodiösere Parts wechseln sich mit hartem Stoff ab.
„Circular Motions“ besticht zu Beginn mit drückenden Riffs und Thimo Frannsen operiert vorranging mit cleanem Gesang. Diesen beherrscht er in meinen Augen weitaus besser als das Gebrülle. Auch bei diesem Song gibt es ein Wechselspiel zwischen Bombast und ruhigen Passagen. Ein Umstand, der sich nahezu durch alle Songs von „Gaia“ zieht.
Oft haben die Nummern auch eine gewisse Metalcore-Lastigkeit. Vor allem, wenn die Gitarren tiefer gestimmt werden. „Emissary“ ist so ein Beispiel dafür. Schnelle, moderne Riffs dazu Core-Shouts und ziemlich frickelige Soli. Da ändert auch die recht dumpf wirkende atmosphärische Passage wenig.
So wechseln sich also frickeliges Geknüppel („War“) und eingängigere, melodischere Nummern ab. Bei „Through The Dreamscape“ integriert man sogar Saxophon-Klänge, die dem Klangkosmos von Extremities eine zusätzliche Note verleihen. Überhaupt ist dieser Song der progressivste von allen. Ruhiger Beginn, Prog Keyboards und Cleangesang der immer intensiver wird.
Zum Abschluß holt die Band mit „The Inward Eye“ zum 18-minütigen (!!) Rundumschlag aus. Schwurbelige Gitarren zu Beginn, erneut auftauchendes Saxophon und schöne bombastische Melodien untermalen den Wechsel zwischen Brüllerei und Cleangesängen. Das Saxophon spielt im Verlauf fast schon eine tragende Rolle. Immer wieder folgen impulsive Ausbrüche, die den Melodiereigen unterbrechen. Alles in allem eine clever arrangierte Nummer, allerdings um einiges zu lang.
Wie eingangs erwähnt, sind Extremities sicher eine gute Alternative zu Bands wie Textures und Gojira. Der Brüllgesang gefällt mir indes nicht, dafür hat man in ruhigeren Momenten eher seine Stärken. Schlecht gemacht ist „Gaia“ auf keinen Fall. Um Zugang zu den teils sehr sperrigen Songs zu erhalten bedarf es halt einiger Geduld. Doch die bringt die angesprochene Klientel ja in der Regel auf.
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