VÖ: 25.01.2019
Label: AFM Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Härter, brachialer und epochaler...so lässt sich das mittlerweile 11. Album der schwedischen Progmetal Könige Evergrey umschreiben. „The Atlantic“ bildet den Abschluß der Trilogie um das Leben an sich und ist gleichzeitig das sperrigste, welches Tom S. Englund, Gitarrist Henrik Danhage und deren Mitstreiter je herausgebracht haben. Das neue Album benötigt den ein oder anderen Durchlauf mehr, um die gleiche Faszination zu erhalten, die man beispielsweise beim Vorgänger „The Storm Within“ aufgrund seiner eingängigen Songs sofort erhielt. Dann aber bricht das Album wie ein Sturm über dem Meer über einen hinweg.
Einen Evergrey Song erkennt man immer. Das liegt nicht nur an der markanten, fantastischen Stimme von Tom Englund, sondern auch an den charakteristischen Rhythmen und epischen Klängen, die beinahe jeder Track seit jeher in sich trägt. Dazu zählen nicht zuletzt feine Keyboard Backgrounds, mal in Form von E-Piano, mal als Fläche. Die Atmosphäre erreicht schwindelerregende Höhen und meist lassen einen die Kompositionen platt zurück. So auch diesmal bei den 10 neuen Songs von „The Atlantic“.
Maritime Klänge werden, dem Albumtitel entsprechend, mit integriert. So beginnt der fulminante Opener „A Silent Arc“ mit leisen Echolot-Tönen. Ruhig ist dieser Song aber nicht. Vielmehr wird schon hier die ungewöhnliche Härte dieses Evergrey Albums deutlich. Harte Riffs in tiefergestimmtem Gewand tragen die allgegenwärtige Melancholie der Schweden, welche ihnen schon immer obliegt, bis hin zu obsessiven Gitarren-Soli Ausbrüchen von Henrik Danhage, die melodisch mitreißen und viel Gänsehaut verursachen. Man höre sich sich nur einmal das Abschluß-Solo des an sich einfacher gestrickten Songs „Currents“ an und man weiß, von was ich hier rede. Da bleibt keine Seele unberührt.
Wie gesagt, diesmal haben die Schweden recht sperrige Schwergewicht an Bord, wie bespielsweise „A Secret Atlantis“, „The Beacon“ oder „Weightless“, aber auch das ein oder andere leichter zugängliche Material ist vorhanden. So etwa bei „All I Have“, einer typischen traurig-schönen Evergrey Halbballade, die wie prinzipiell immer mit klugem, durchdachten Refrain auftrumpft.
Das Zwischenspiel „The Tidal“, die hochemotionalen Stücke „End of Silence“ und „Currents“ oder der gewaltige Abschluß „This Ocean“...auf „The Atlantic“ gibt es keinen Ausfall zu verzeichnen, was gleichzeitig bedeutet, daß es Evergrey nach wie vor geschafft haben, keinen einzigen schlechten, uninspirierten Song zu schreiben.
Evergrey, das ist Faszinaition, Können, höchstes Songwriting-Talent. Im Bereich des melancholischen, düsteren Prog Metals gibt es einfach kein Vorbeikommen an den Schweden. Und bei solch einer überreifen Leistung wie „The Atlantic“ kann man einfach nur anerkennend gratulieren. Ein weiteres Meisterwerk, wenn man sich auch den Zugang etwas erarbeiten muss.
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