VÖ: 24.11.2017 (orig. 1999)
Label: AFM Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Evergrey sind nicht erst seit den letzten beiden, hervorragenden Alben „Hymns For The Broken“ und dem aktuellen „The Storm Within“ eine der besten Prog-/Powermetal-Bands der neueren Zeit. Nein, auch schon mit dem Debut und diesem Album, dem Nachfolger „Solitude, Dominance, Tragedy“ wurden die Weichen für die Ausnahmestellung der Band gestellt. Da diese beiden Scheiben in letzter Zeit schwer zu erhalten waren, werden sie nun von AFM Records neu aufgelegt. Eine gute Sache, wie ich finde, denn man sollte diese Alben keinesfalls verpassen.
„Solitude, Dominance, Tragedy“ ist also das zweite Album der Schweden und bedrückt auch heute noch, wie schon damals, mit seinem düsteren Artwork. Ürsrpünglich 1999 erschienen, erhielt das Album zwar noch keinen Hit wie die späteren Singles „The Masterplan“ oder vor allem „A Touch Of Blessing“ vom „Inner Circle“-Album, dennoch kann man guten Gewissens auch die neun Nummern von „Solitude, Dominance, Tragedy“ jedem Fan der Band und Progmetal-Liebhaber allgemein ans Herz legen.
Aushängeschild, wie auch heute noch, ist natürlich Sänger Tom S. Englund, der mit seiner Powerstimme den Songs immer den letzten Schuß Dramatik, Kraft und Volumen verleiht, um aus tollen Kompositionen hervorragende zu machen. Seine Stimme erkennt man sofort und das düster-melodische, doch durchaus auch aggressive Timbre passt zu jeder Zeit zu jedem Track. Egal, ob flott und hart, oder langsamer und balladesk. Aber auch Gitarrist Erik Danhage und Englund an der zweiten Gitarre zeigen schon in früher Zeit, welch starke Saiten sie im Stande sind anzuschlagen. Fast möchte man meinen, die Gitarren könnten von Queensryche zu „Operation Mindcrime“ stammen, so ausdrucksstark und flexibel sind Melodien und Harmonien gestaltet.
„Solitude...“ beherbergt trotz des fehlenden Single-Hits durchaus Songs, die man heute mittlerweile auch als Semi-Klassiker bezeichnen darf. Als da wären zum einen der Opener „Solitude Within“, das dramatische „The Shocking Truth“, „ A Scattered Me“ und die düstere, melancholische Powerballade „Words Mean Nothing“. Wer bei letzterem nicht über meterdicke Gänsehaut redet, lebt nicht mehr. Die Songs der Frühzeit sind späteren Songs vom Aufbau her nicht unähnlich, auch wenn man natürlich mit jeder weiteren Veröffentlichung den Sound und das Spiel verbessert und gar perfektioniert hat. Hier hat sich das Rad des Soundanspruchs weitergedreht und Evergrey folgen konsequent.
Somit ist die Abwechslung im Sound, bis auf „Words Mean Nothing“ noch nicht so ausgeprägt und die Kompositionen wirken demnach alle ähnlich. Dennoch sprechen wir hier von sehr sehr guten Songs, die den Hörer unweigerlich gefangen nehmen. Englund und Mannschaft haben schon früh ihren Stil gefunden und diesen permanent weiterentwickelt, aber in der Basis beibehalten. Evergrey von 1999 sind unverkennbar auch Evergrey von 2017.
Als „Schmankerl“ hat man dem Album zur Wiederveröffentlichung noch einen „unreleased Track“ spendiert, allerdings als Demo-Version. Somit sind bei „To Hope Is To Fear“ erhebliche Abstriche im Sound zu nennen und auch das noch nicht ganz ausgereifte Songwriting erklärt, warum man diesen Song vom Anspruch her bislang nicht veröffentlicht hatte. Nette Zugabe ist's aber allemal.
Schon damals, sowie heute sind Evergrey mit das Beste, was Schweden (zumindest im Prog-Powerbereich) zu bieten hat. Fakt !!
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