VÖ: 30.04.2021
Label: AOR Heaven
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
Das dritte Album der britischen Melodic Rock/AOR Band Escape ist im Prinzip ein Sammelsurium von Songs des Mainman und Gitarristen Vince O'Regan. Teilweise sind die Songs auf dem neuen Werk „Fire in the Sky“ schon über 30 Jahre alt und haben nun eine Erfrischung in Up-to-date Sound und neuem Gewand erfahren. Da die Stücke weitestgehend unbekannt sind, kann man somit durchaus von einem neuen Album sprechen. Die bekanntesten Stücke dabei sind wohl „Blinded By A Lie“ und „Walk On Water“, welche beide auf dem Soloalbum „Spirit of Man“ des Magnum Sängers Bob Catley standen. Hier wirkte Vince mit (er schrieb die Songs) und somit ist eine Übernahme auf diesem Album legitim.
Die Tracks auf „Fire In The Sky“ sind keyboard-geschwängert, wie man so schön sagt. Schon der Opener „Lost and Found“ beginnt mit prägnanter Keyboardmelodie. Die meisten Songs gehen dabei auf Nummer sicher und bieten höchst eingängigen Melodic Rock, der allerdings fast allesamt an der Grenze zum Plüsch und Kitsch kratzt. Sänger Graham Beales nimmt mit seiner hohen, hochmelodisch typischen Melodic Stimme sofort sämtliche Frauen gefangen. Diese dürfte man wohl bei Livekonzerten in vorderster Front erwarten. Die Refrains, worauf natürlich das Gewicht liegt, sind sofort mitsingbar, aber nicht unbedingt nachhaltig, so daß man Songs wie „Heroes in the Night“, „Coming Home“ oder „Destiny“ beliebig austauschen könnte. Auch eine äußerst cheesige Ballade darf in Form von „Restless Heart“ nicht fehlen.
Sicherlich hat ein Bob Catley mit seiner markanten Stimme einem Song wie „Blinded By A Lie“ mehr Tiefe verliehen, im Kontext von Escape reiht sich die Nummer aber nahtlos zu den anderen ein. Qualitativ ist das alles hochwertig gespielt, Vince O'Regan spräsentiert seine Licks und Rhythmen ohne jegliche Widerhaken. Alles bleibt schön in der gut verträglichen Leichtigkeit und durch die Bank empfindet man positive Vibes wenn man Escape lauscht.
Doch zum Ende hin bekommt die Band dann urplötzlich doch noch die Kurve. Zum einen ist der zweite Catley Song „Walk on Water“ ein richtig rockender Melodicbrocken, der mit viel Fahrtwind mal ordentlich durchbläst. Zum anderen liefern Escape mit dem Abschlußstück „Fire In The Sky“ ein über 9-minütiges Melodic Epos ab, das mit feinster Akustik Gitarre melancholisch aufbaut, einen etwas traurig schönen Gesang (das Wort „Mama“ findet sich hier oft) bietet und mit Abwechslungsreichtum glänzt. Ein völliges Ausnahmestück in einem ansonsten klischeehangenen Melodic Rock Album.
Natürlich sind Escape alles andere als bieder und einfallslos, die Songs, welche anscheinend über viele Jahre hin entstanden sind, klingen aber meist refrain-bezogen in Aufbau und Umsetzung ähnlich. Es fehlt oft an richtigem Biss, dennoch kann man die Songs einwandfrei ohne Sorgen konsumieren. Die beiden letzten Songs sorgen dann tatsächlich noch dafür, daß die Bewertung höher ausfallen darf.