VÖ: 05.07.2019
Label: El Puerto Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Erneut schwappt ein Geheimtip von Australien zu uns herüber. Envenomed nennt sich der Vierer, ist bereits seit Mitte der 2000er aktiv, hat bisher zwei Alben rausgebracht und darf mittlerweile mit renommierten Acts wie Anvil und Loudness touren bzw. spielen. Geheimtip deshalb, weil Australien mal eben nicht gerade um die Ecke liegt und es Bands von dort sicherlich auch aus finanziellen Gründen schwer haben, über die Landesgrenzen hinaus Aufmerksamkeit zu erregen. Dies gilt für starke Bands wie Temtris oder aber auch Envenomed.
Denn die musikalische Klasse der Band aus Melbourne ist nicht von schlechten Eltern. Im Prinzip spielen die Jungs eine gute Mischung aus Thrash Metal früher Metallica und Megadeth, gepaart mit Power Metal Vibes und eingängigen Refrains. Das dritte Album, welches nun herauskommt, hört in Anlehnung an eine bekannte TV-Serie auf den Namen „The Walking Shred“ und geshreddert wird reichlich während der folgenden 12 Nummern. Nach kurzem Intro legt die Bande gleich mit „Abandon Hope“ amtlich los. Thrash Riffs treffen auf Melodiebögen, die man gerade im Gesang von Anthony Mavrikis findet. Ab und an könnte dieser eine Spur mehr Aggressivität in der Stimme vertragen, hat aber dennoch genug Power in der Röhre, um den Songs gerecht zu werden.
Nach weiteren sehr starken Power-/Thrash Feinheiten wie „The Dead“ und „Aware“ hauen Envenomed bei „Fate Closes The Door“ erstmals ein wenig die Bremse rein und steuern in fast 7 Minuten ihre eigenes „Nothing Else Matters“ in die Runde. Eine vorzügliche Halb-Ballade, dennoch wuchtig und metallisch versiegelt. Was folgt ist die zum Fäuste recken animierende Hymne „Rebellion“, mit einfachem aber genialem Riff grundgelegt und mit Shout-Refrain überzeugend. Eine Nummer, wie gemacht für kommende Live-Aktivitäten. Hier liegt keine Matte still, bleibt keine Pommesgabel ungenutzt.
Danach lässt die fulminant schreddernde Hitdichte etwas nach und bietet mit „Though The Cold“, „The Haunting“ und „All That Remains“ nicht mehr ganz so zwingende Smasher. Ein solcher folgt dann aber erneut mit „Sacrifice“, das dem Brecher „Rebellion“ fast in nichts nachsteht. Zu guter letzt fahren Envenomed mit „Are You Gonna Go My Way“ noch eine Coverversion des Lenny Kravitz-Hits auf. Natürlich durch die thrashenden Gitarren von Leadgitarrist Brendan Farrugia um einigens härter als das Original. Nette Sache, aber durchaus auch verzichtbar.
Und zum Abschluß gibt’s mit „Metal United“ noch die Erkennungshymne des Metal United Festivals. Einer Angelegenheit, die aufopferungsvoll kämpfende Promoter und Labels zu einem weltweiten Aufruf veranlassten, die Metal-Fans aller Welten zu vereinen. Tolle Sache, auch wenn der Song an sich im Kontext des gesamten Albums qualitativ doch etwas abfällt. Dennoch aller Ehren wert.
Envenomed wagen den Schritt aus Australien heraus und begeben sich in das Haifischbecken „restliche Welt“. Dies führt die Jungs auch auf Tour durch Europa. Mit solch einem starken Ablum im Gepäck sollte das normalerweise ein Siegeszug auf ganzer Linie werden. Wie gesagt, sind die Buben in meinen Augen noch ein Geheim Tip, dies müsste sich aber bald ändern, wenn man die Fähigkeiten der Band und die Stärke derer Songs entdeckt. Appetit gemacht ? - dann unbedingt antesten. Von diesem Gift lässt man sich gerne infizieren.
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