Ensiferum - One Man Army

Tracklist:

  • March of War
  • Axe of Judgment
  • Heathen Horde
  • One Man Army
  • Burden of the Fallen
  • Warrior Without A War
  • Cry for the Earth Bounds
  • Two of Spades
  • My Ancestor's Blood
  • Descendants, Defiance, Domination
  • Neito Pohjolan

Info:

VÖ: 20.02.2015

Label: Metal Blade Records


Bewertung:

Autor:  MC Lucius

Bewertung:  8 / 10



Die Ein - Mann - Armee der schwerttragenden (lat. = Ensiferum) Finnen um Bandgründer Markus Toivonen marschiert mit mehr Druck durch die Boxen als der 2012er Vorgänger "Unsung Heroes". Das schonmal vorweg. Immer wieder eingeschobene Folk Sprengsel, dunkel tönende Chöre, sowohl Klargesang als auch Growls und Todes Stahl als Fundament machen ein Album aus, welches genügend Potential hat, Jüngern des Genres ein zustimmendes Kopfnicken zu entlocken.

 

Nach dem anderthalbminütigen stark folkigen Intro lassen die Nordlichter den Knüppel aus dem Sack und feuern mit "Axe of Judgement" gleich eine Doublebassdrum gestützte volle Breitseite ab, bevor sie bei "Heathen Horde" den Fuß schon wieder vom Gas nehmen. Dieses punktet bei mir vor allem wegen seines authentisch folkig - mittelalterlichen Zwischenspiels.

 

Der Titeltrack prescht wieder ungebremst nach vorne, begleitet von bombastischen Chören und vom Grundton her ebenso heftig wie der Opener. Das folgende "Burden of the Fallen" ist dann wieder eher ein Intro für das was da folgt, dauert auch nur einsfuffzig und zeigt uns Ensiferum wieder in der Folk Ecke stehend.

 

Opulent geht es danach zu, wenn der Finnen - Fünfer mit dem markanten "Warrior without a War" und dem Mini Epos "Cry for the Earth Bounds" etwa zur Plattenmitte zwei Stücke auffährt, die alle Stärken der Band zum Vorschein bringen. Da wird dann zwischendrin auch schonmal das Tempo gedrosselt, mächtige Chor Passagen ertönen und schließlich darf auch noch eine Fee eine Strophe beisteuern.

 

Und nach diesen Highlights folgt der Absturz ins Bodenlose. Zunächst klingt "Two of Spades" noch völlig typisch und normal, doch mit einem Mal, nach knapp zwei Minuten verändert sich das Stück radikal: Discosound anybody? Bitte, hier bekommt ihr ihn prompt. John Travolta in "Saturday Night Fever" taucht plötzlich vor dem inneren Auge auf und zu allem Überfluß streifen auch noch die Ralph Siegel geschädigten Dschinghis Khan (Hu-ha-hu) den Song und bald glaube ich den "Moskau, Moskau" Refrain herauszuhören. Oder sollte das am Ende gar keine Absicht gewesen sein, und es ist beim finalen Mix etwas aber sowas von schief gegangen? "Two of Spades" liegt damit jedenfalls ganz massiv daneben.

 

Dann in "My Ancestor's Blood" lieber wieder die eigentlichen Tugenden der Band beschwört. Episch - lange 11 Minuten und 21 Sekunden windet sich danach "Descendants, Defiance, Domination" aus den Boxen. Mystisch gelingt der Einstieg, erst nach rund zweieinhalb Minuten nimmt die Nummer Fahrt auf. Auch hier gibt es wieder ein Wechselspiel zwischen den Tempi, womit es Ensiferum gelingt, den Track spannend und lebendig zu halten. Growls, Klargesang, Chöre, lange instrumentale Parts; der Song packt alles zusammen und macht daraus ein Hör - Erlebnis. Da schimmern auch ein wenig die finnischen Landsleute von Nightwish durch.

 

Zum Finale gibt es schließlich nochmal eine faustdicke Überraschung: Nach Disco und Schlager an anderer Stelle servieren die vier Herren und ihre Dame einen flotten Country Song, so richtig schön mit Pedal Steelguitar, der urplötzlich deutliche Tango Referenzen aufweist. Gesungen wird in finnisch und irgendwie würde es mich nicht wundern, wenn Hape Kerkeling wie aus dem Nichts als special Guest in der Nummer auftaucht. Also, auch "Neito Pohjolan" passt nicht in den Kontext des Langdrehers, aber irgendwie ist mir der Song sympathisch...

Wer auf den Folk Anteil bei "One Man Army" steht, ist in der ersten Hälfte der Scheibe gut dabei, hinten raus gibt's davon eher weniger. Das Album insgesamt bietet viel Abwechslung und macht daher Spaß beim hin- und zuhören. Well done.

 

Das episch anmutende "Hail To The Victor" legt dann nochmal ein paar Scheite nach, bevor "Unettomaan aikaan" einen von Netta gesungenen, gut zwei  Minuten langen akustischen Abschluß bildet. Doch halt. An das Ende der Scheibe hat man ja noch zwei alternative Versionen von vorher gehörtem gepackt. "God Is Dead" und "Don't You Say" kommen jeweils nochmal zum Zuge, wobei sich diese Fassungen nicht wesentlich von ihren Abbildern unterscheiden. Hätte man sich hier für Unplugged oder instrumentale Versionen entschieden, wären die beiden Bonus Tracks für den Hörer interessanter gewesen.

 

Fazit: Ensiferum erfinden sich auf "Two Paths" nicht neu, sie klingen so wie erwartet. Fans können also ohne Bedenken zugreifen und wer sich erstmalig mit den Finnen befasst, der weiß nach dem Genuss dieses Albums, worauf er sich einlässt, wenn er sich anschließend auch für die anderen Werke der Band interessiert. Gewohnt gute Arbeit. Dazu zählt natürlich auch das großartige Cover des Ungarn Gyula Havancsák.



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